Der Blauwal (Balaenoptera musculus) ist ein Bartenwal in der Familie der Furchenwale (Balaenopteridae). Mit einer Körperlänge von bis zu 33 Metern und einer Körpermasse von bis zu 200 Tonnen ist der Blauwal eines der größten und das schwerste bekannte Tier der Erdgeschichte. Als Kosmopolit ist diese Art in allen Ozeanen der Erde verbreitet.
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TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
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Riesige TiereBlauwale werden im Durchschnitt 26 Meter lang, wobei die in den Gewässern der Südhalbkugel lebenden Exemplare in der Regel größer sind als ihre auf der Nordhalbkugel beheimateten Artgenossen. Oft erreichen einzelne Tiere eine Länge von 30 Metern, und der größte nach wissenschaftlichen Methoden vermessene Blauwal kam auf 33,6 Meter (1922). Damit ist der Blauwal eines der größten Tiere, die je gelebt haben. Nur wenige Tiere wurden und werden möglicherweise etwas länger, darunter Dinosaurier wie z. B. Seismosaurus und Patagotitan sowie der rezente Schnurwurm Lineus longissimus.
Blauwale weisen einen Sexualdimorphismus der Größe auf: Weibchen sind im Schnitt bis zu sechs Prozent größer und können nach dem Ende der Nahrungssaison bis 200 Tonnen wiegen; das ist mehr, als jede andere bekannte Tierart wiegt, die jemals existierte. Das Herz des Blauwals wiegt im Durchschnitt etwa 600 kg bis eine Tonne, die Aorta (die Hauptschlagader) hat einen Durchmesser von etwa 20 cm. Die normale Herzfrequenz liegt beim Abtauchen bei zwei bis acht, nach dem Auftauchen aber bei bis zu 37 Schlägen pro Minute. Das vom Herz ausgestoßene Volumen liegt bei 2000 bis 5000 Litern pro Minute. Das Gesamtvolumen des Bluts liegt bei 7000–7500 Litern.
Der Blauwal besitzt einen stromlinienförmigen und schlanken Körper, der dunkel-blaugrau gefärbt ist. Er ist zudem am gesamten Körper mit helleren Flecken gesprenkelt. Die etwas hellere Bauchseite kann bei Tieren, die längere Zeit in polaren Gewässern gelebt haben, auch gelblich gefärbt sein. Dies rührt von einem Bewuchs mit der harmlosen Kieselalge Cocconeis ceticola her; Wale mit dieser Färbung werden als Schwefelbäuche bezeichnet. Die Finne (Rückenflosse) ist mit einer Höhe von maximal 45 Zentimetern vergleichsweise klein, sie befindet sich auf dem hintersten Viertel des Rückens. Die auch als Fluke bezeichnete Schwanzflosse ist sehr breit und in der Mitte eingekerbt. Die unterseits blassblau gefärbten Flipper (Brustflossen) sind dagegen sehr schmal und haben eine Länge, die etwa 14 Prozent der Gesamtlänge des Tieres entspricht.
Der Kopf des Blauwals ist, verglichen mit anderen Furchenwalen, sehr breit mit einer sehr flachen Schnauze (Rostrum). Von der Schnauzenspitze bis zum Blasloch zieht sich ein Steg; das aus zwei Nasenlöchern bestehende Blasloch selbst ist vorn und an den Seiten von einem fleischigen Wall umgeben. An verschiedenen Stellen des Kopfes befinden sich Haare, vor allem am Kinn, beidseitig am Unterkiefer und auf der Oberseite. Im Maul trägt ein Blauwal auf jeder Seite 300 bis 400 Barten, die schwarz gefärbt und 50 bis 100 Zentimeter lang sind. Sie besitzen sehr grobe, arttypische Fransen. An der Unterseite ziehen sich 50 bis 90, nach anderen Quellen bis 120, Ventralfurchen vom Maul bis zum Nabel, die das namensgebende Merkmal der Furchenwale darstellen und die Erweiterung des Mundraumes bei der Nahrungsaufnahme ermöglichen.
1966 wurde der Zwergblauwal (B. m. brevicauda) als Unterart des Blauwals beschrieben. Er soll eine maximale Länge von 24 Metern erreichen, da der Körperabschnitt hinter der Rückenflosse kürzer ist. Die Barten sind zudem kleiner. Allerdings bezweifeln einige Zoologen die Gültigkeit dieser Unterart und halten die Exemplare für Jungtiere, wobei aber die erhöhte Anzahl der Schwanzwirbel dieser Tiere gegen diese Ansicht spricht.
Der Blauwal kommt in allen Weltmeeren vor, wobei er in einer Jahresrhythmik zwischen polaren und gemäßigten Breiten wandert. Den Winter verbringt er in den gemäßigten und subtropischen Meeren, wie etwa im Gebiet um die Azoren, in denen auch seine Fortpflanzungsgebiete liegen; den Sommer verbringt er in polaren Gewässern, in denen er reichlich Nahrung findet. Aufgrund des Zeitversatzes von Nordwinter zu Südwinter gilt: Südhalbkugel-Wale sind gerade dann in Gewässern näher am Äquator, wenn Nordhalbkugel-Wale in Nordpolnähe sind; umgekehrt sind, wenn die Nordhalbkugel-Wale in gemäßigten Breiten sind, die Südhalbkugel-Wale in Südpolnähe. Die Wanderrouten und auch die Nahrungsgründe der Wale sind sehr konstant, die konkreten Fortpflanzungsgebiete sind dagegen weitgehend unbekannt.
Als Hochseebewohner kommt der Blauwal nur sehr selten in die Küstenbereiche. Er folgt allerdings in den polaren Gewässern dem zurückweichenden Eis, an dessen Rändern die größten Mengen von Krillkrebsen leben. Aus diesem Grund kommt es regelmäßig vor, dass Blauwale bei plötzlichen Wetterumschwüngen im Eis eingeschlossen werden. Vor allem aus dem Sankt-Lorenz-Strom in Kanada wird dies regelmäßig berichtet.
Der Zwergblauwal ist vor allem auf der Südhalbkugel und im nördlichen Indischen Ozean anzutreffen. Eine große Gruppe lebt offensichtlich dauerhaft in der Subantarktis, weitere Gruppen wurden vor Sri Lanka, Chile und bei den Kerguelen gesichtet.
Die Evolution der Körpergröße der Blauwale wurde im Jahr 2018 in einer Fachpublikation darauf zurückgeführt, dass deren frühe Vorfahren – ursprünglich wesentlich kleinere und warmblütige, landlebende Säugetiere – beim Übergang zur dauerhaft aquatischen Lebensweise den im Wasser deutlich größeren Wärmeverlust kompensieren mussten. Da die Wärmeproduktion letztlich abhängig ist von der Anzahl der Körperzellen, können größere Tiere mehr Wärme produzieren und speichern als kleine. Begrenzt wird die Größenzunahme durch das verfügbare Futter, das bei Blauwalen besonders reichlich im Meer vorhanden ist.
Wie alle Bartenwale ernährt sich der Blauwal von Plankton, das er mit Hilfe seiner Barten aus dem Meerwasser filtert. Trotz seiner eher grob beborsteten Barten bevorzugt er dabei Kleinstkrebse im cm- oder mm-Bereich und spezialisiert sich in der Antarktis auf den antarktischen Krill. Er steht damit in direkter Nahrungskonkurrenz zu anderen Bartenwalen, vor allem dem Sei- und dem Finnwal und dem Nördlichen und dem Südlichen Zwergwal. Dabei gehört er zu den Walen, die die Nahrungsgründe als erste aufsuchen und am dichtesten entlang der Eiskante jagen. Neben dem Krill nutzt er auch größere Schwärme von Ruderfußkrebsen und in seltenen Fällen Fischschwärme als Nahrungsquelle. Seine Nahrungssuche führt ihn meist in Tiefen von etwa 100 Metern.
In den Sommermonaten vertilgt ein Blauwal schätzungsweise 40 Millionen Kleinkrebse pro Tag mit einem Gesamtgewicht von dreieinhalb Tonnen. Dabei fasst sein Hauptmagenabschnitt allein eine Tonne der Krebse. In den Wintermonaten frisst er gar nicht und lebt von seinen Fettreserven.
Blauwale erreichen ihre Geschlechtsreife wahrscheinlich in einem Alter von fünf bis sechs Jahren bei einer Länge von 22 Metern bei den Männchen und 24 Metern bei den Weibchen. Zwergblauwale sind bereits bei einer Länge von 19 Metern geschlechtsreif.
Das Paarungsverhalten der Blauwale ist weitgehend unbekannt; wahrscheinlich handelt es sich dabei um Gelegenheitspaarungen in den Fortpflanzungsgewässern. Das Blauwalkalb wird nach einer Tragzeit von etwa elf Monaten mit einer Länge von etwa sieben Metern und einem Gewicht von ungefähr 2,5 Tonnen geboren. Vor der Geburt wandert das Weibchen in warm gemäßigte bis subtropische Gewässer. Sechs bis sieben Monate lang wird das Kalb gesäugt, und eine Entwöhnung erfolgt während der Wanderung in die Nahrungsgründe. Das Kalb ist dann ungefähr 12,8 Meter lang.
Ein Weibchen ist etwa alle zwei Jahre trächtig. Bei den Zwergblauwalen vermutet man, dass es zwei Paarungszeiten im Jahr gibt: eine Hauptpaarungszeit im Winter und eine sommerliche Nebenpaarungszeit. Als natürliche Todesursachen werden Krankheiten und Parasitenbefall angesehen, außerdem Angriffe von großen Haien und dem Großen Schwertwal auf Jungtiere sowie geschwächte und verwundete ausgewachsene Tiere.
Blauwale haben aufgrund ihrer enormen Größe fast keine natürlichen Prädatoren. Die Kälber sind möglicherweise durch große Haie und Orcas gefährdet. Der Mensch hat sie im 20. Jahrhundert so sehr gejagt, dass sie fast ausgestorben wären. Weltweit scheint es derzeit keine größeren Bedrohungen für Blauwale zu geben. Sie können von Schiffen angegriffen und verheddert werden, aber es gibt nur wenige gemeldete Fälle.
Laut der Roten Liste der IUCN liegt die weltweite Populationsgröße des Blauwals bei 5.000-15.000 geschlechtsreifen Individuen. Gegenwärtig ist diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, aber ihre Zahl nimmt zu.
Wie andere große Bartenwale auch, sind Blauwale bedeutende Prädatoren von Krill und kontrollieren dessen Populationen.