Neuwelt-Schraubenwurmfliege

Neuwelt-Schraubenwurmfliege

Neuwelt-schraubenwurmfliege

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Cochliomyia hominivorax

Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege (Cochliomyia hominivorax) ist eine Schmeißfliegen-Art, deren Maden ihren Wirt von außen befallen und damit als Ektoparasiten leben. Sie befallen als sogenannte obligate Parasiten stets Warmblüter und ernähren sich von deren Körpergewebe. Dadurch unterscheiden sie sich von den Larven der anderen drei Arten der Gattung Cochliomyia, die als fakultative Parasiten nur gelegentlich lebende Organismen befallen und sich ansonsten in Aas oder Fäkalien entwickeln. Aus diesem Grund wird die Neuwelt-Schraubenwurmfliege oft auch als „primäre Schraubenwurmfliege“ bezeichnet. Die Eiablage erfolgt mit Vorliebe an Wunden, worauf die Larven schlüpfen und sich unter die Haut fressen. Dieser Befall kann ernsthafte, mitunter tödliche Folgen für den Wirtsorganismus haben.

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Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege war die erste Art, an der die Sterile-Insekten-Technik getestet und in natürlicher Umgebung angewandt wurde. Seit den 1950er Jahren wird sie in Nord- und Zentralamerika bekämpft und systematisch ausgerottet. Verbreitet ist sie noch in tropischen bis subtropischen Teilen Zentral- und Südamerikas. Da eine Wiedereinschleppung über Viehtransporte befürchtet wird, müssen beispielsweise in den USA befallene Tierbestände weiterhin gemeldet werden.

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Verteilung

Erdkunde

Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege lebt bevorzugt in baumbewachsenen, schattigen, gewässerreichen oder feuchten Gebieten. Offenes und trockenes Gelände ohne Vegetation wird gemieden. Optimale Temperaturen reichen von 20 bis 30 °C. Frost überlebt die Art nicht; an entsprechenden Orten findet keine Überwinterung statt.Die biologischen und klimatischen Bedürfnisse der Neuwelt- und der Altwelt-Schraubenwurmfliege sind ähnlich, und obwohl sie geografisch getrennt sind, spricht nichts gegen eine zukünftige Überlappung ihrer Ausbreitungsgebiete, würden die Arten durch Viehtransporte verschleppt.

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Die natürliche Dichte liegt bei unter 200 Fliegen pro Quadratkilometer. Sie ergibt sich vom Lebensraum und der Anzahl geeigneter Wirtstiere, überdies auch von der Form der Agrarwirtschaft: Kleinbauern haben eine bessere Kontrolle über ihre Tiere als Bauern, die großflächige und extensiv bewirtschaftete Flächen nutzen.

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet waren die südlichen Staaten der USA, Mexiko, Zentralamerika, die nördlichen Staaten Südamerikas bis Uruguay und Nordargentinien einschließlich einiger karibischer Inseln wie Kuba, Trinidad, Hispaniola, Jamaika und Tobago. Derzeit ist die Art aufgrund der Ausrottungsprogramme ausschließlich in Süd- und Mittelamerika bis zum Panamakanal und einigen karibischen Inseln verbreitet. Die Vorkommen in Südargentinien sind dynamisch. Sie sind vor allem abhängig von der Temperatur: Im Winter und frühen Frühling werden in der südlichen Hälfte Argentiniens keine Infestationen verzeichnet. Während in den Wintermonaten die äußersten südlichen und ehemaligen nördlichen Populationen zusammenbrechen, bleiben sie in den Tropen stabil. Vor der Ausrottung in den USA konnte sich die Schraubenwurmfliege in günstigen Jahren bis zur kanadischen Grenze verbreiten. Ausbreitungen geschehen mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 bis 160 Kilometern pro Generation.

Chile gilt als frei von Neuwelt-Schraubenwurmfliegen, obwohl die genaue Verbreitung in den Anden unbekannt ist.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Neuwelt-Schraubenwurmfliegen sind auf einen Wirt angewiesen (obligater Parasitismus), weil die Larven lebendes Gewebe als Nahrung benötigen. Die Art wird im Englischen deshalb auch „Primary Screwworm Fly“ („Primäre Schraubenwurmfliege“) genannt. Mit dieser Lebensweise unterscheidet sie sich von fakultativen Myiasis-Erregern (fakultativer Parasitismus), die vornehmlich nekrotisches Gewebe oder Exkremente verwerten. Fakultative Parasiten können durch Schraubenwurmfliegen-Myiasis angelockt werden und gelten als sekundäre Myiasis-Erreger, so beispielsweise Cochliomyia macellaria. Diese Art wird auch „Sekundäre Schraubenwurmfliege“ („Secondary Screwworm Fly“) genannt, weil sie nach der Neuwelt-Schraubenwurmfliege am häufigsten als Verursacher einer Myiasis zu finden ist.

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Die Art ist ovipar, die Gelege umfassen 200 bis 500 Eier bei einer Leistung von 200 bis 300 Eiern in 15 bis 20 Minuten. Die Eiablage erfolgt vornehmlich neben das freiliegende Fleisch von Warmblütern und zumeist am späten Nachmittag bis abends, um die Eier nicht erhöhter, schädigend wirkender Sonnenstrahlung auszusetzen. Die weißen Eier werden dicht aneinandergereiht gelegt und alle gleich ausgerichtet, was charakteristisch für die Neuwelt-Schraubenwurmfliege ist. Die Weibchen können in Abständen von drei Tagen bis zu vier Mal Gelege produzieren. Während einer Lebensdauer von annähernd 31 Tagen kann das Weibchen bis zu 300 Kilometer zurücklegen, durchschnittlich aber nur 40 bis 55 Kilometer pro Woche. In dieser Zeit legt ein Weibchen bis zu 2800 Eier, währenddessen ernährt es sich von Nektar und Wundsekreten. Die Imagines benötigen keine Proteine für ihre Ernährung, beim Weibchen steigern sie jedoch die Produktion der Eier und deren Entwicklung.

Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege legt die Eier bevorzugt neben Wunden, verursacht beispielsweise durch Enthornung oder Kastration, aber auch neben den Nabel von Neugeborenen oder an Insektenstiche. Es können auch gesunde Stellen mit weichem Gewebe oder Körperöffnungen befallen werden, wie der innere Augenwinkel (Medialer Kanthus) oder das Perineum. Die Neuwelt-Schraubenwurmfliege befällt Wild- und Haustiere, seltener auch Vögel und Menschen. Wechselwarme (poikilotherme) Tiere oder Aas werden nicht befallen.

Zwölf bis vierundzwanzig Stunden nach der Eiablage schlüpfen die Larven und fressen sich mittels extraintestinaler Verdauung – ermöglicht durch proteolytische Enzyme im Speichel – gesellig subkutan (also unter der Haut) in Gewebe und Muskeln. Die Larven durchlaufen drei Stadien mit zwei Häutungen, welche die Wachstumsgeschwindigkeit fördern. Fünf bis sieben Tage nach dem Schlüpfen lassen sich die Larven zu Boden fallen, um sich zu vergraben und zu verpuppen. Die Puppe entwickelt sich im Puparium, einem dunklen, verhärteten Schutz aus der Oberhaut des dritten Larvenstadiums. Nach weiteren drei bis fünf Tagen schlüpfen sie als Imago, üblicherweise zu Tagesbeginn, um am Boden ihre Flügel in der Sonne zu trocknen und um tagaktiven Räubern zu entgehen. Männchen können in 24 Stunden geschlechtsreif sein, während beim Weibchen die Bildung der Eierstöcke sechs bis sieben Tage dauert. Das Weibchen paart sich allerdings bereits im Alter von drei bis vier Tagen und legt seine Eier dann vier Tage später. Die Paarung erfolgt auf Vegetation. Weibchen kopulieren nur einmal und behalten die Spermien des Männchens ein Leben lang, was bei den Ausrottungsprogrammen mit der Sterile-Insekten-Technik ausgenutzt wurde. Die Männchen hingegen paaren sich bis zu zehn Mal. Sie verhalten sich scheu und verstecken sich in der Vegetation, bis sie ein Weibchen ausmachen.

Die Larvenentwicklung und Verpuppungsdauer ist temperaturabhängig und kann bei einer Durchschnittstemperatur von 29 °C in 18 Tagen vollendet sein, oder aber unter ungünstigen Bedingungen zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen; ein Lebenszyklus kann in 20 Tagen abgeschlossen sein. Eine Diapause erfolgt nicht. Bei langanhaltenden Temperaturen unter 8 °C sterben die Larven.

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Fressverhalten und Ernährung

POPULATION

Referenzen

1. Neuwelt-Schraubenwurmfliege artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Neuwelt-Schraubenwurmfliege

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