Eisvogel
Reich
Stamm
Klasse
Unterklasse
Teilklasse
Überordnung
Ordnung
Unterordnung
Familie
Unterfamilie
Gattung
SPEZIES
Alcedo atthis
Populationsgrösse
700,000-1,39
Lebensdauer
7-21 years
Höchstgeschwindigkeit
40
25
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
35-40
1.2-1.4
goz
g oz 
Länge
16-17
6.3-6.7
cminch
cm inch 
Spannweite
24-26
9.4-10.2
cminch
cm inch 

Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Eisvögel (Alcedinidae). Er besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika und lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand und Sitzwarten. Seine Nahrung setzt sich aus Fischen, Wasserinsekten (Imagines und Larven), Kleinkrebsen und Kaulquappen zusammen. Der Bestand hat in den letzten Jahren wieder zugenommen und die Art wird derzeit in Europa als dezimiert, aber im gesamten Verbreitungsgebiet als wenig bedroht eingestuft. Der Eisvogel war 1973 und 2009 Vogel des Jahres in Deutschland, 2000 in Tschechien, 2005 in Belgien, 2006 Vogel des Jahres in der Schweiz, 2009 in Österreich und 2011 in der Slowakei.

Aussehen

Der Eisvogel hat wie alle Vertreter der Gattung einen kurzen und gedrungenen Körper mit kurzen Beinen, kurzen Schwanzfedern und breiten Flügeln. Der große Kopf mit dem etwa 4 cm langen, spitzen Schnabel sitzt an einem kurzen Hals. Die Oberseite wirkt je nach Lichteinfall kobaltblau bis türkisfarben; auf dem Rücken befindet sich ein leuchtend blauer Streifen, der besonders beim Abflug auffällt. Eisvögel haben eine Körperlänge von etwa 16 bis 18 cm und wiegen 35 bis 40 g. Die Flügelspannweite beträgt etwa 25 cm.

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Oberkopf, Flügeldecken, Schultern und Schwanzfedern sind dunkelblaugrün bis grünblau gefärbt, wobei sich an den Kopffedern azurblaue Querbänder und an den Flügeldecken azurblaue Spitzen befinden. Bis auf die weiße Kehle ist die Unterseite beim Altvogel rostrot bis kastanienbraun gefärbt. Die Kopfzeichnung ist durch rotbraune Ohrdecken, scharf abgesetzte weiße Halsseitenflecken und einen blaugrünen oder blauen Bartstreif charakterisiert. Auf der Stirn befindet sich vor jedem Auge ein kastanienbrauner Fleck, der von vorn gesehen weiß erscheint. Zur Brutzeit sind die Füße orangerot.

Das Männchen hat einen schwarzen Schnabel, der an der Unterseite leicht aufgehellt sein kann. Das Weibchen zeigt einen orangefarbenen Unterschnabel, dessen Färbung sich mindestens von der Basis bis zum vorderen Drittel erstreckt. Beim Männchen hat das Gefieder der Oberseite meist einen blauen Grundton mit großen und zahlreichen azurblauen Flecken auf dem Oberkopf, das Weibchen ist oberseits eher blaugrün gefärbt.

Die Jungvögel haben oberseits dunkelbraun gefärbte Füße. Das Gefieder ist matter und die Oberseite grünlicher als bei Altvögeln. Die Brustfedern haben fast immer grünliche oder graue Spitzen. Der Schnabel ist ziemlich kurz und schwarz und zeigt einen hellen Fleck an der Spitze.

Von Ende August bis Mitte November werden in der Mauser die Schwungfedern abschnittsweise in einer festgelegten Reihenfolge gewechselt. In Mitteleuropa werden in dieser Zeit meist nur drei Viertel aller Federn erneuert, so dass die Mauser im darauf folgenden Sommer fortgesetzt wird. Bei diesjährigen Jungvögeln werden in der Jugendmauser das Kleingefieder und manchmal auch die Schwanzfedern gewechselt.

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Verteilung

Erdkunde

Der Eisvogel besiedelt weite Teile Europas, Asiens, das westliche Nordafrika und teilweise Australien. Isolierte Populationen finden sich im östlichen Indonesien und in Melanesien. Zu den nicht von Eisvögeln besiedelten Regionen zählen Island, Nordschottland, Nordskandinavien und Sibirien. In Hochgebirgsregionen und Wüsten kommt diese Vogelart ebenfalls nicht vor, da Eisvögel während des ganzen Jahres offenes Süßwasser benötigen. In Mitteleuropa ist der Eisvogel mit wenigen Ausnahmen ein Standvogel. In vielen anderen Gebieten wie nordeuropäischen, osteuropäischen und zentralasiatischen Populationen kann der Anteil von Zugvögeln groß sein. Zugrouten und Überwinterungsplätze sind jedoch nicht hinreichend erforscht.

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Der Eisvogel lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Diese sollten von einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten und möglichst auch von Gehölzen gesäumt sein. Es werden Flüsse, Bäche, Seen und auch vom Menschen geschaffene Gewässer wie Altwässer, Tümpel, Gräben, Kanäle, Teichanlagen, Talsperren und Abgrabungen genutzt. Außerhalb der Brutzeit kann er sich sogar am Meer aufhalten. Als Brutplätze dienen Steilufer oder große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht. Auch vom Menschen geschaffene Hohlwege und Gruben werden genutzt.

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Eisvogel Lebensraum-Karte
Eisvogel Lebensraum-Karte

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Eisvogel ist ein territorialer Einzelgänger. Er ist standorttreu und tagaktiv. Oft sitzt er lange Zeit still auf einem niedrig über dem Wasser hängenden Ast.

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Bei der Begegnung zweier Individuen wird zunächst gedroht. Dabei sitzt der Eisvogel hoch aufgerichtet, gestreckt, mit angelegtem Kleingefieder und nach vorn sackenden Flügeln. Oft wird auch der Schnabel geöffnet. Die Kehlfedern sind eng angelegt. Zur Verstärkung der Drohung verbeugt sich der Eisvogel ganz langsam vor dem Gegner, wobei der Kopf einen vertikalen Kreisbogen beschreibt oder langsam von einer Seite zur anderen gedreht wird. Die stärkste Drohung besteht darin, dass der Vogel die Flügel ausbreitet und sich in voller Größe zeigt. Bei Drohduellen sitzen die Rivalen steif und dünn im Profil gegenüber, wobei manchmal kurze, von erregten Rufen begleitete Verfolgungsflüge stattfinden. Die Dauer kann mehrere Stunden betragen, in denen offensichtliche Gefahren kaum bemerkt werden. Vermutlich testen sie sich dabei in Bezug auf Ausdauer, Kraft und Belastbarkeit. Mit der Aufgabe des schwächeren Vogels endet das Duell.

In Ausnahmefällen reicht das Drohen nicht aus und es kommt zum Kampf. Dabei versucht ein Eisvogel, den anderen vom Ansitz zu stoßen oder in den Nacken zu beißen. Wenn dies nicht gelingt, fassen sich die Rivalen gegenseitig am Schnabel und zerren sich hin und her, flattern zu Boden oder fallen ins Wasser. Meist enden die Kämpfe ohne ernsthafte Verletzungen. Zum Schluss flieht der Unterlegene. Der Sieger bleibt zurück oder verfolgt den Gegner noch ein kurzes Stück.

Selbstständige Jungvögel aus früheren Bruten desselben Jahres besuchen oft (etwa ab Juni) die Brutsteilwand. Manchmal werden diese aus fremden Bruten stammenden Besucher von den Altvögeln energisch verjagt, bei anderen Gelegenheiten aber ignoriert oder geduldet. Sie zeigen ein starkes Interesse an Bruthöhlen, insbesondere solchen mit Nestlingen, und beteiligen sich nachweislich zumindest teilweise intensiv an der Fütterung (Bruthilfe).

Außerhalb der Brutsaison können sich an einem bestimmten Gewässerabschnitt mit ausreichendem Nahrungsangebot mehrere Eisvögel ohne gegenseitiges Drohen aufhalten.

Greifvögeln entkommt der Eisvogel oft, indem er zunächst laut rufend flach über dem Wasser fliegt und plötzlich aus vollem Flug einen Tauchstoß ausführt, so dass der Jäger über ihn hinwegfliegt und damit seine Beute verloren hat.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Eisvogel ernährt sich von Fischen, Wasserinsekten und deren Larven, Kleinkrebsen und Kaulquappen. Er kann Fische bis neun Zentimeter Länge mit einer maximalen Rückenhöhe von zwei Zentimeter verschlingen. Bei langgestreckten, dünnen Arten verschiebt sich die Höchstgrenze auf zwölf Zentimeter Körperlänge.

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Die Jagdmethode des Eisvogels ist das Stoßtauchen: Von einer passenden Sitzwarte über dem Wasser oder nahe am Wasser wird der Stoß angesetzt. Wenn er eine mögliche Beute entdeckt, dann stürzt er sich schräg nach vorn-unten kopfüber ins Wasser und beschleunigt dabei meist mit kurzen Flügelschlägen. Die Augen bleiben beim Eintauchen offen und werden durch das Vorziehen der Nickhaut geschützt. Ist die Wasseroberfläche erreicht, wird der Körper gestreckt und die Flügel werden eng angelegt oder nach oben ausgestreckt. Bereits kurz vor dem Ergreifen der Beute wird unter Wasser mit ausgebreiteten Flügeln und Beinen gebremst. Zur Wasseroberfläche steigt er zuerst mit dem Nacken auf, wobei er den Kopf an die Brust gepresst hält. Schließlich wird der Schnabel mit einem Ruck aus dem Wasser gerissen und der Vogel startet entweder sofort oder nach einer kurzen Ruhepause zum Rückflug auf die Sitzwarte. Im Allgemeinen dauert ein Versuch nicht länger als zwei bis drei Sekunden. Wenn ein geeigneter Ansitz fehlt, kann der Eisvogel aber auch aus einem kurzen Rüttelflug tauchen. Nicht jeder Tauchgang ist erfolgreich, er stößt des Öfteren daneben.

Der Eisvogel benötigt zur Bearbeitung der Beute in der Regel einen dicken Ast, eine starke Wurzel oder eine andere, möglichst wenig schwingende Unterlage. Kleinere Beute wird mit kräftigem Schnabeldrücken oft sofort verschlungen. Größere Fische werden auf den Ast oder die Wurzel zurückgebracht, dort totgeschüttelt oder auf den Ast oder die Wurzel geschlagen, im Schnabel „gewendet“ und mit dem Kopf voran verschluckt, da sich andernfalls die Schuppen des Fisches im Schlund sträuben würden. Der Eisvogel schluckt seine Beute in einem Stück. Unverdauliches, wie Fischknochen oder Insektenreste, wird etwa ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit als Gewölle herausgewürgt.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die meisten Eisvögel leben in einer monogamen Brutehe. Vor allem in Jahren mit hoher Dichte leben einige Männchen in Bigamie mit zwei Weibchen, die, zeitlich überlappend, bis zu mehreren Kilometern voneinander entfernt brüten. Nach dem Schlüpfen der Jungen füttert das Männchen die parallel verlaufenden Bruten im Wechsel. Dabei sind auch Schachtelbruten möglich.

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Zwischen Februar und März streifen Eisvögel laut rufend die Gewässer entlang. Wenn sie einen möglichen Partner gefunden haben, finden ausgedehnte Verfolgungsflüge knapp über dem Wasserspiegel statt, auch mitten durch den Wald bis über die Baumkronen. Sehr selten sind mehrere Vögel beteiligt. Danach werden mögliche Brutplätze meist durch Männchen besetzt.

Zur Balz trägt das Männchen kleine Fische herbei, um sie dem Weibchen mit einer Verbeugung zu überreichen, das sie rufend und mit zitternden Flügeln entgegennimmt. Die Balzfütterung stärkt die Paarbindung und dient auch der Beurteilung des Partners. Manchmal sitzen die Vögel nun gemeinsam auf einem Ast vor einem möglichen Brutplatz und rufen abwechselnd.

Während der Bauzeit der Höhle finden zahlreiche Balzfütterungen und gegen Ende auch Kopulationen statt. Zur Paarung nimmt das Männchen nach einer Beuteübergabe eine Imponierstellung ein, bei der es mit angelegtem Gefieder aufgerichtet sitzt und die Flügel nach vorn sinken lässt. Dann fliegt das Männchen hinter das Weibchen, das seine Paarungsbereitschaft oft durch Rufe anzeigt und sich fast waagrecht auf den Ast oder die Wurzel legt, und landet auf dem Rücken der Partnerin. Nun greift das Männchen mit dem Schnabel in die Nackenfedern des Weibchens und hält, während der einige Sekunden dauernden Begattung, flügelschlagend das Gleichgewicht. Nachher wird meist gemeinsam gebadet. Begattungen können mit oder ohne vorangehende Balzfütterung mehrmals am Tag stattfinden.

An einer lotrechten oder leicht nach vorn geneigten Steilwand aus Lehm oder festem Sand, die unbewachsen, trocken und im Innern frei von hinderlichen Wurzeln ist, wird möglichst im oberen Abschnitt mit dem Schnabel eine Höhle gegraben. Die im Innern leicht ansteigende Nisthöhle mit einem Kessel am Ende ist 40 bis 80 Zentimeter lang, im Querschnitt hochoval und etwa acht Zentimeter hoch. Der Kessel hat einen Durchmesser von 17 Zentimeter und ist ungefähr zwölf Zentimeter hoch. Im weichen Sand sind, im Gegensatz zu hartem Lehm, Höhlenlängen von bis zu 100 Zentimeter möglich.

Zu Beginn des Höhlenbaus sitzt das Brutpaar vor einer Steilwand, bis das Männchen plötzlich losfliegt und kurz im Rüttelflug vor einer geeignet erscheinenden Stelle verharrt, um mit dem Schnabel in die Erdwand zu hacken. Danach kehrt es auf den Ast oder die Wurzel zurück, um sich Erdreste vom Schnabel zu reiben und arbeitet danach weiter. Bald beteiligt sich auch das Weibchen, und nach einiger Zeit haben sich beide auf eine Stelle für die Anlage der Höhle geeinigt, so dass sie nun abwechselnd das Loch vergrößern. Nachdem ein Halt für die Krallen entstanden ist, kann jeweils mehrmals zugehackt werden. Meist hält dabei einer der beiden Vögel Wache. Wurde der Tunnel bereits ein Stück weit in die Wand getrieben, wird die freigegrabene Erde mit den Krallen nach hinten gescharrt und rückwärts aus der Röhre geschoben. Erst wenn der Kesselbau begonnen hat, kann der Eisvogel mit dem Kopf voraus aus der Höhle kommen. Stellt ein Stein oder eine Wurzel ein Hindernis dar, wird das Problem entweder mit einer Krümmung der Röhre umgangen oder an anderer Stelle gänzlich neu begonnen. Der Bau einer Bruthöhle kann zwei bis drei Wochen dauern. Fertiggestellte Höhlen werden zur Markierung mit weißen Kotspritzern gekennzeichnet.

Manchmal werden von einem Brutpaar mehrere Röhrenansätze oder fertige Höhlen gebaut. Oft werden auch alte, noch intakte Bruthöhlen nach einer Säuberung erneut bezogen. Dabei ist es unwichtig, ob das Brutpaar selber oder ein anderes die Höhle angelegt hat. Häufig werden auch unvollendete Höhlen aus vorangegangenen Jahren fertiggestellt. Gegen Ende März oder Anfang April haben die meisten Brutpaare dann eine geeignete Höhle bezogen.

Die Eiablage findet vormittags statt. Jeden Tag wird ein Ei gelegt. Die Eier sind weiß, glatt, fast kugelrund und zeigen in den ersten Tagen ein zartes Rosa. Danach färbt sich die Oberfläche porzellanweiß. Das Gewicht eines Eies liegt bei 4,4 Gramm. Hin und wieder sitzt ein Altvogel neben dem unvollständigen Gelege.

Das Weibchen legt in Mitteleuropa sechs bis acht Eier, selten mehr, und bebrütet diese im Wechsel mit dem Männchen erst, wenn das Gelege vollständig ist. Der brütende Vogel, nachts meist das Weibchen, sitzt mit dem Kopf zum Ausgang. Zur Brutablösung ruft der ankommende Partner vor der Steilwand kurz, worauf der brütende Vogel die Höhle verlässt. Die Brutzeit dauert 19 bis 21 Tage. Die Jungen schlüpfen vorwiegend am selben Tag, und nachdem alle geschlüpft sind, bleiben die Eierschalen meist am Eingang des Brutkessels oder in der Höhle liegen. Manchmal werden sie auch aus der Höhle entfernt und vor der Steilwand oder über Wasser fallen gelassen.

Von allen begonnenen Bruten gehen 30 bis 40 Prozent verloren. Ein Großteil der Verluste entsteht durch Hochwasser. Dabei werden manche Bruthöhlen durch starke Regenfälle überflutet oder zum Einsturz gebracht. Zudem ist das Gewässer durch mitgeführte Boden- und Lehmteilchen stark getrübt und vom Regen aufgewühlt, so dass der Fischfang beträchtlich erschwert wird und die Brut aufgrund von Nahrungsmangel verhungert. Ältere Jungvögel können allerdings kurze Mangelperioden überstehen.

Eine ungünstig angelegte Nisthöhle kann von Füchsen, Wieseln, Waschbären, Ratten, Mäusen oder Maulwürfen von oben oder von vorn ausgeraubt werden. Dabei werden Eier und jüngere Jungvögel sowie meist auch der hudernde oder brütende Altvogel erbeutet. Eine Brut kann auch bei zwei- bis dreistündigen Störungen durch Menschen verloren gehen, da es die Altvögel danach längere Zeit nicht wagen, wieder in die Röhre zu schlüpfen. Nach einem Brutverlust werden wenige Tage später erneut sechs bis sieben Eier gelegt.

Nach dem Schlüpfen sind die Jungen nackt und blind. Während ein Altvogel hudert, fängt der andere für die Fütterung zunächst Insekten und später vier bis fünf Zentimeter lange Fische. Wenn ein Küken gefressen hat, rotieren die Nestlinge einen Platz weiter, so wird eine gleichmäßige Ernährung aller Küken sichergestellt. Nach acht Tagen zeigen sich an Brust, Rücken und Flügeln die ersten bläulichen Federkiele. Etwa am zehnten Tag öffnen sich die Augen. Nun wird lediglich noch nachts gehudert. Vierzehn Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungen befiedert, wobei die Federn noch von einer durchscheinenden Hülle umgeben sind. Nach drei Wochen ist das Gefieder bis auf kleinere Bereiche am Kopf weitgehend von den Hüllen befreit.

Ende Mai bis Mitte Juni fliegen die Jungen 23 bis 28 Tage nach dem Schlüpfen aus.Sie haben dabei ein Gewicht von etwa 42 Gramm. Die Jungvögel verlassen die Bruthöhle oft aus eigenem Antrieb am frühen Morgen oder am Vormittag, meistens alle am selben Tag in einem Zeitraum von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden. Manchmal erfolgt das Ausfliegen aber auch in Schüben an zwei aufeinander folgenden Tagen. Die Jungvögel halten sich danach in der Umgebung reglos auf Sitzplätzen auf, die oft im dichten, schattigen Geäst liegen. Die Eltern, vor allem das Männchen, versorgen sie mit Fischen, führen sie dabei aber stückweise von der Bruthöhle weg. Anfangs bekommen sie die Nahrung gereicht, später fliegen sie den Altvögeln entgegen. Zudem beginnen sie bald, das Fischen zu lernen. Nach ein bis zwei Tagen werden sie energisch und laut rufend von den Altvögeln aus dem Revier vertrieben. Gefahr droht ihnen von Sperber und Habicht, eventuell auch vom Waldkauz.

Im Juni bis Juli folgt nach einer verkürzten Balz eine zweite Brut, deren Ablauf sich nicht wesentlich von der ersten unterscheidet. Je nach Brutbeginn fliegen die Jungvögel in der Zeit von Mitte Juli bis Anfang August aus. Auch Schachtelbruten mit Überschneidungen von fünf bis zehn Tagen sind möglich. Einige Brutpaare beginnen meist verschachtelt noch eine dritte Brut, so dass deren Junge Ende August bis Ende September flügge werden. Sehr selten kommen Viertbruten vor, bei denen die Jungvögel im Oktober ausfliegen.

Ringfundanalysen und Populationsstudien ergaben, dass der Eisvogel eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist. So sterben ungefähr 80 Prozent der Jungvögel zwischen dem Verlassen der Bruthöhle und der folgenden Brutsaison. Zudem sterben etwa 70 Prozent der Altvögel im Verlauf eines Jahres. Wenige Exemplare werden drei Jahre alt. Ausnahmen mit einem Alter von fünf Jahren sind sehr selten. Der hohen Sterblichkeit steht jedoch jährlich eine hohe Reproduktionsrate gegenüber.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die Größe des Brutbestands wird wesentlich von der Winterstrenge bestimmt. Harte Winter mit länger andauernden Kälteeinbrüchen können regional zu drastischen Bestandseinbrüchen (bis zu 90 Prozent) führen, da die meisten Fischgewässer zufrieren und an eisfreien Gewässern Eisperlen zum Verlust der Flugfähigkeit oder zum Anfrieren auf dem Ansitz führen können. Durch die hohe Fortpflanzungsrate des Eisvogels können diese Verluste innerhalb weniger Jahre wieder ausgeglichen werden.

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Früher wurde der Eisvogel von Binnenfischern stark bejagt. Im 19. Jahrhundert etwa galten die Federn als begehrter Schmuck für Damenhüte. Auch zur Herstellung von künstlichen Fliegen für Angler wurden tausende Vögel getötet. Heute ist er durch die Vernichtung seines Lebensraums bedrängt, da fast alle europäischen Flüsse und auch Bäche in der Vergangenheit ausgebaut oder reguliert, die Tümpel zugeschüttet und die Feuchtgebiete trockengelegt wurden. Durch diese Maßnahmen hat sich das Nahrungsangebot sowie die Zahl der Ansitze und ruhigen Buchten verringert. Zudem verhindern abgeschrägte, befestigte Böschungen die Entstehung von Uferabbrüchen. Vereinzelte Renaturierung hat daran nichts Wesentliches geändert. Auch verschmutztes und saures Wasser entzieht dem Eisvogel die Nahrungsgrundlage. Die zur Beseitigung des Brutplatzmangels vom Menschen geschaffenen künstlichen Steilwände, teilweise auch mit künstlichen Bruthöhlen, wurden erfolgreich angenommen. Der Erhalt naturnaher, von künstlichen Eingriffen unabhängiger Fluss- und Bachlandschaften stellt das wichtigste Kriterium für den Schutz des Eisvogels dar, so dass er bei Naturschutzorganisationen als Flaggschiffart für die weniger bekannten Arten dieses Lebensraums steht.

Das Logo des Naturschutzverbandes Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. zeigt ein Exemplar mit ausgebreiteten Schwingen.

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Populationszahl

Die Population des Eisvogels in Europa macht weniger als die Hälfte des weltweiten Bestandes aus. Nach Angaben der IUCN ist diese mit weniger als 160.000 Paaren relativ klein und nahm zwischen 1970 und 1990 mäßig ab. Obwohl die Art zwischen 1990 und 2000 grundsätzlich weitgehend stabil war und stabilen, fluktuierenden oder steigenden Trends in großen Teilen Europas unterliegt, gilt die Population als noch nicht erholt, da sie die Stufe vor dem Schwinden noch nicht erreicht hat. Konsequenterweise wird sie vorläufig in Europa als dezimiert (depleted) geführt.

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Der Eisvogel ist gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 7 und Nr. 14 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Der Eisvogel war 2009 zum zweiten Mal nach 1973 Vogel des Jahres in Deutschland und 2006 Vogel des Jahres in der Schweiz.

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Ökologische Nische

Der Eisvogel ist ein guter Indikator für die Gesundheit eines Ökosystems. Da sie sich von kleinen Wassertieren ernähren, wirken sich Giftstoffe im Wasser stark auf sie aus. Eine starke Eisvogelpopulation bedeutet daher in der Regel einen gesunden Lebensraum. Der Eisvogel ist außerdem ein wichtiger Prädator für kleine Fische aus Süßwasserhabitaten in seinem gesamten Verbreitungsgebiet und kontrolliert so deren Populationen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der Eisvogel hat ein hochentwickeltes Sehvermögen. Eine seiner Fähigkeiten ist es, Licht zu polarisieren, indem er die Reflexion des Lichts im Wasser reduziert.
  • Die blauen und grünen Farben, für die der Eisvogel berühmt ist, beruhen auf dem Schillern, nicht auf Pigmenten, so dass er bei anderem Licht und aus verschiedenen Winkeln eine andere Farbe zu haben scheint.
  • In der griechischen Mythologie galt der Eisvogel als der Halcyon-Vogel, der die Macht hatte, die Wellen und den Wind zu kontrollieren.
  • Es gibt 87 Arten von Eisvögeln, aber der Eisvogel ist der einzige, der in Europa brütet.
  • Wenn er nach einer Mahlzeit taucht, taucht der Eisvogel oft vollständig unter, wobei er seine Flügel V-förmig nach hinten faltet. Er ist sogar in der Lage, direkt durch dünnes Eis nach einem Fisch zu tauchen.

Referenzen

1. Eisvogel artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Eisvogel
2. Eisvogel auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22683027/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/706762

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