Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist ein mausähnliches, nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche (Gliridae). Sie wiegt 15 bis 40 Gramm und wird knapp 15 Zentimeter lang, fast die Hälfte (5,8 bis 6,8 Zentimeter) der Länge entfällt dabei auf den Schwanz. Das Fell ist gelbbräunlich bis rotbräunlich mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust, am Schwanz ist es meist etwas dunkler; auch rein weiße bzw. schwarze Tiere wurden nachgewiesen. Sie werden in freier Wildbahn 3 bis 4 Jahre alt und sind mit einem Jahr geschlechtsreif.
Die Haselmaus wurde durch die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und die Deutsche Wildtier Stiftung als Tier des Jahres 2017 ausgewählt.
Die Haselmaus ist ein kleines, niedliches Nagetier mit beträchtlich großen Augen, was auf ihren nachtaktiven Lebensstil zurückzuführen ist. Die Färbung des Fells ist hell golden auf dem Rücken und blass cremefarben auf der Unterseite. Dieser Siebenschläfer unterscheidet sich von Mäusen durch den charakteristischen langen, flauschigen Schwanz.
Ihr bevorzugter Lebensraum sind dichte Gebüsche, Hecken, breite Waldsäume und Mischwälder mit reichem Unterwuchs. Besonders beliebt sind Haselsträucher (Corylus avellana) und Brombeerhecken. Sie scheint allerdings recht anpassungsfähig und lärmtolerant zu sein, wurden doch schon Tiere und Nester in mit Büschen bepflanzten Trennstreifen von Autobahnen gefunden.
Das große Verbreitungsgebiet der Haselmaus erstreckt sich über fast ganz Europa, mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel, Südfrankreichs, der nördlichen britischen Inseln und Skandinaviens. Im Osten erstreckt sich das Vorkommen bis nach Russland. Jedoch ist die Verbreitung oft nur lückenhaft oder regional begrenzt.
Tagsüber schläft sie in ihrem etwa faustgroßen, kugelförmigen Kobel genannten Nest, das sie meist aus Grasspreiten, Laubblättern und anderem geeigneten bzw. in der direkten Umgebung verfügbaren Material baut und in Büschen und Bäumen aufhängt. Oft benutzt sie auch Nisthöhlen und Nistkästen. In der Zeit von Mai bis Ende Oktober streift sie nachts umher und ernährt sich von Knospen, Samen, Beeren, Insekten, Vogeleiern, kleinen wirbellosen Tieren, Walnüssen und Haselnüssen. Sie gehört somit zu den Allesfressern.
Zum Winterschlaf (saisonal beginnend frühestens ab Oktober bis Ende April) nutzt die Haselmaus Nester, die sie am Boden in der Vegetation, im Laub oder Reisig, zwischen Wurzeln, an Baumstümpfen, in Baumlöchern oder in frostsicheren Erdhöhlen anlegt. Dabei reduziert sich ihre Körpertemperatur deutlich. Das Weibchen wirft ein- bis zweimal im Jahr zwei bis fünf Junge, die in einem etwas größeren Nest bis zu ihrer Unabhängigkeit – die etwa 40 Tage nach der Geburt beginnt – bei der Mutter bleiben. Zum Säugen besitzt das Haselmausweibchen vier Paar Zitzen, an denen die Jungen etwa einen Monat saugen. Die Tragzeit beträgt etwa 22 bis 24 Tage.
Die Haselmaus ist ein hervorragender Kletterer, der sich auch auf den dünnsten Zweigen wohl fühlt und die meiste Zeit in den Bäumen lebt. Dabei benutzt sie zum Teil die Hangeltechnik der Affen, um sich fortzubewegen. Das Revier der Haselmaus, das sie mit Urin und Sekreten aus den Analdrüsen markiert (Wirbeltierpheromone), hat einen Radius von etwa 150 bis 200 Metern.
Wird die Haselmaus von zum Beispiel einem Räuber am Schwanz gepackt, kann sie ihre Schwanzhaut abstreifen und auf diese Weise entkommen (Autotomie). Der übrige nackte Teil der Wirbelsäule vertrocknet und fällt schließlich ab oder wird von der Haselmaus abgenagt. Anders als bei Eidechsen kann der Schwanz nicht regeneriert werden, am Stummel wachsen jedoch buschige Haare nach.
Als Körnerfresser frisst der Haselmaus besonders gerne Haselnüsse. Dieses Nagetier ernährt sich jedoch von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln wie Früchten, Blumen, Nektar, Pollen, Vogeleiern, Jungvögeln und gelegentlich auch von Insekten.
Es gibt keine Informationen über das Paarungssystem dieser Art. Da sie jedoch solitär leben und die Männchen sehr territorial sind, könnte dies bedeuten, dass diese Tiere wahrscheinlich polygyn sind. Sie brüten zwischen Mai und September und können sich in diesem Zeitraum zweimal fortpflanzen. Die Weibchen bringen im Allgemeinen zwischen Juni und Anfang Juli und von Ende Juli bis August Junge zur Welt. Die Trächtigkeit dauert bei dieser Art 24 Tage und bringt einen Wurf von bis zu 7 Jungtieren hervor, wobei der Durchschnitt bei 3-4 liegt. Die Jungtiere werden mit geschlossenen Augen geboren, die sich im Alter von etwa 3 Wochen öffnen. Die Selbstständigkeit wird im Alter von 5 Wochen erreicht und die Jungtiere werden erst im Sommer nach ihrem ersten Winterschlaf geschlechtsreif.
Die Haselmaus wird in der weltweiten Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN in der Kategorie Least concern, also als nicht bedroht aufgeführt. Durch die Zerstörung und Zerstückelung der Lebensräume ist sie im nördlichen Europa (England und Wales, Schweden, Deutschland, Dänemark) jedoch seltener geworden. Beispielsweise ist ihre Zahl in England und Wales im Zeitraum 2000 bis 2016 um ein Drittel zurückgegangen.
Die Haselmaus ist in den EU-Mitgliedstaaten in Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet. Es besteht strenger Artenschutz gemäß Artikel 12, 14, 15 und 16 der Richtlinie, wie für alle in Anhang IV gelistete Arten.
Laut IUCN ist die Haselmaus in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet relativ häufig und weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
Da er sich von Blütenpollen ernährt, trägt dieser Siebenschläfer in hohem Maße zur Bestäubung bei. Außerdem ist dieses Nagetier eine wichtige Sommerbeute für Greifvögel und eine wichtige Winterbeute für andere Prädatoren wie Rotfuchs und Wildschwein.