Klappmützenrobbe, Mützenrobbe
Die Klappmütze (Cystophora cristata), Klappmützenrobbe oder Mützenrobbe ist eine arktische Robbe, die nach dem mützenartigen Wulst auf Stirn und Nase des Männchens benannt ist.
Der mützenartige Aufsatz ist tatsächlich eine Wucherung der Nase. Statt wie beim See-Elefanten wie ein Rüssel herabzuhängen, befindet sich dieses merkwürdige Gebilde auf der Stirn des Männchens. Die „Mütze“ beginnt sich im vierten Lebensjahr zu entwickeln. Sie ist entlang der Nasenscheidewand zweigeteilt. Das Männchen kann diese Mütze aufblasen, so dass sich die Größe seines Kopfes um das Doppelte zu vergrößern scheint. Dieses Mittel setzt das Männchen während der Paarungszeit und als Drohgebärde ein.
Das Männchen der Klappmütze ist etwa zweieinhalb Meter lang und wiegt 300 kg. Weibchen sind kleiner: Sie messen etwa 2 m und sind 200 kg schwer. Die Farbe ist silbrig; der Körper ist mit dunklen, unregelmäßigen Flecken übersät. Der Kopf ist deutlich dunkler als der übrige Körper und ungefleckt.
Die Klappmütze lebt in den arktischen Meeren nördlich von Kanada, Grönland und Europa. Das Verbreitungsgebiet reicht von Baffinland über Neufundland und Island bis Spitzbergen. Verirrte Einzeltiere wurden auch schon an den Küsten Großbritanniens, Portugals und Deutschlands gefunden. Klappmützen leben auf dem Treibeis über tiefen Wasserschichten. Sie meiden die Küsten und das Packeis und bringen auch die Jungen auf schwimmenden Eisschollen zur Welt, wenn solche mit ausreichender Größe und Festigkeit verfügbar sind.
Klappmützen sind einzelgängerische Robben, die keine Kolonien bilden. Zum Werfen finden sich aber im März mehrere Weibchen zu losen Gruppen zusammen, wobei die Einzeltiere jeweils mindestens 50 m voneinander entfernt sind. Wenn ein Weibchen ein Junges aufzieht, ist es für diese Zeit in Gesellschaft eines Männchens, das sehr aggressiv gegen Artgenossen auftritt. Um das Recht, das Weibchen zu beschützen, kann es zwischen Klappmützen-Männchen zu Kämpfen kommen. Sie blasen dann ihre „Mützen“ auf und versuchen einander zu beißen. Das Interesse der Männchen liegt nicht nur im Schutz der Jungen, sondern auch in der Sicherung des Rechts, sich nach der Entwöhnung des Jungtiers mit dem Weibchen zu paaren. Starke Männchen können auch mehrere Weibchen im Umkreis bewachen.
Die Jungtiere haben ein bläuliches Fell, sie wurden früher von den Robbenjägern als „Blaumänner“ bezeichnet. Sie werden etwa vier bis sechs Tage von der Mutter gesäugt, was unter allen Säugetieren die kürzeste Stillzeit ist.
Anschließend verlassen die Weibchen ihr Junges, um sich mit dem wartenden Männchen im Wasser zu paaren. Die Jungen bleiben einige Wochen allein auf dem Eis, verlieren in dieser Zeit beträchtlich an Gewicht und gehen schließlich ins Wasser, um zu jagen. Klappmützen fressen Fische und Tintenfische.
Klappmützen sind Fleischfresser (Fischfresser und Weichtiere). Sie ernähren sich von einer Reihe mariner Beutetiere, insbesondere von Fischen, darunter Rotbarsch, Hering, Flunder und Polardorsch. Sie fressen auch Oktopusse und Garnelen.
Diese Art ist polygyn. Normalerweise verteidigen die Männchen keine persönlichen Reviere, aber sie verteidigen ein Gebiet, in dem sich ein empfängliches Weibchen aufhält. Das erfolgreiche Männchen geht dann ins Wasser, um sich mit dem Weibchen zu paaren. Wenn er an Land zurückkehrt, sucht er sich ein anderes Weibchen. Die Paarung findet in der Regel zwischen April und Juni statt, und die Trächtigkeit dauert 240 bis 250 Tage. Es wird ein einziges Jungtier geboren. Bei der Geburt sind die Jungtiere Nestflüchter, die sich mühelos fortbewegen und schwimmen können. Bei der Entwöhnung, die nach 5 bis 12 Tagen erfolgt, sind sie unabhängig und können sich selbst versorgen. Die Weibchen werden im Alter von 2 bis 9 Jahren geschlechtsreif und die meisten gebären zum ersten Mal, wenn sie etwa 5 Jahre alt sind. Die Männchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 4 bis 6 Jahren, wobei sie sich oft erst viel später paaren.
In der Vergangenheit wurden diese Robben stark bejagt, hauptsächlich von Norwegen, Kanada, der Sowjetunion und Grönland. Vor den 1940er Jahren wurden die erwachsenen Tiere für Leder und Öl gejagt. Die Jungtiere wurden wegen ihres schönen, blauschwarzen Fells getötet. Viele Robbenmütter wurden getötet, während sie ihre Jungen beschützten. Der Schutz dieser Tiere begann, als ihre Zahl zusehends abnahm. Heute sind die Hauptbedrohungen der Robben der illegale Fang und der Beifang, z.B. in Grundfisch- und Seehundkiemennetzen in Kanada, die Konkurrenz mit der kommerziellen Fischerei um Nahrung und die Umweltverschmutzung, z.B. durch Ölverschmutzungen. Als Packeisart könnte die globale Erwärmung außerdem die Reproduktionsfähigkeit dieser Art erheblich beeinträchtigen.
Man geht davon aus, dass die Population der Klappmützen-Robbe relativ groß ist. Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Klappmütze auf etwa 675.000 Individuen, darunter 340.000 geschlechtsreife Tiere. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet (VU) eingestuft.
Klappmützen sind Prädatoren vieler Fische, wie z.B. Polardorsch, Tintenfisch und verschiedene Krustentiere. Als Beutetiere können sie auch die Populationen von Prädatoren (Haie, Orcas und Eisbären) beeinflussen.