Kodkod, Nachtkatze
Die Chilenische Waldkatze (Leopardus guigna, Syn.: Oncifelis guigna), auch Kodkod oder Nachtkatze genannt, ist die kleinste südamerikanische Wildkatze innerhalb der Familie der Katzen (Felidae). Sie ist im Südwesten Südamerikas beheimatet und wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als Gefährdet (Vulnerable) geführt, da die gesamte Population auf weniger als 10.000 erwachsene Individuen geschätzt wird, bei einem abnehmenden Populationstrend.
Die Chilenische Waldkatze ist – neben der afrikanischen Schwarzfußkatze – eine der kleinsten aller wildlebenden Katzenarten. Die Chilenische Waldkatze hat eine Kopfrumpflänge von 40–50 cm und wiegt zwischen zwei und drei Kilogramm. Das Fell ist grau bis beigefarben und mit kleinen schwarzen Flecken bedeckt. Im Vergleich mit der nahe verwandten Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) hat diese Art ein deutlich schmaleres Gesicht. Ihre Pfoten sind breit, der Schwanz eher buschig und etwa 20–25 cm lang. Die Rückseite der Ohren ist schwarz mit einem auffälligen weißen Fleck. Reine Schwärzlinge kommen bei dieser Art häufiger vor, vor allem in höheren Berglagen. Auf Chiloé und dem Chonos-Archipel ist die schwarze Form die Hauptform.
Die Lebenserwartung der Kodkod beträgt etwa elf Jahre.
Die chilenische Waldkatze lebt in den Wäldern Zentral- und Südchiles und dem angrenzenden Teil Argentiniens. Auch auf den Inseln vor der chilenischen Küste, beispielsweise Chiloé, ist sie heimisch und aufgrund fehlender Feinde sogar besonders häufig.
In ihrer Heimat kommt die Katze in Höhen bis zur Baumgrenze in 1900 bis 2500 Metern vor. Dabei ist sie sehr eng an die feuchten Mischwälder der südlichen Anden sowie der Küstenregionen gebunden, vor allem an die immergrünen gemäßigten Regenwälder mit einem starken Gräserbewuchs im Unterholz. Auch der Lebensraum in Argentinien zeichnet sich entsprechend durch Mischwälder mit starkem Unterbewuchs, Epiphyten und Lianen aus. Neben diesen Gebieten kann die Chilenische Waldkatze auch wesentlich seltener in den laubwerfenden Regenwaldgebieten vorkommen, außerdem im feuchten Buschland und in Nadelgehölzwäldern.
Aus dem benannten Buschland ist bislang nur ein einziges Exemplar aus dem Gebiet von Valparaíso beschrieben. Dieses Exemplar war auffällig heller als die Verwandten in den Regenwäldern, weshalb es als eigene Unterart mit dem Namen O.g. molinae beschrieben wurde, die jedoch nicht anerkannt ist.
Gegenüber Veränderungen und Besiedlungen ist die Chilenische Waldkatze ziemlich unempfindlich und sie lebt auch in der Umgebung von Ortschaften oder kultivierten Agrarflächen. Die Umgebung von Valparaíso etwa, wo die Katze heute noch heimisch ist, ist bereits seit über 1.000 Jahren dauerhaft besiedelt und wurde vor etwa 150 Jahren mit Ausnahme weniger Waldinseln vollständig gerodet.
Über die Lebensweise der Chilenischen Waldkatze ist noch nicht allzu viel bekannt. Sie klettert gut und jagt Vögel, kleinere Reptilien und Kleinsäuger. Bei Letzteren handelt es sich vor allem um mäusegroße Tiere, die ausschließlich am Boden gejagt werden, Hörnchen und andere baumlebende Tiere jagt die Katze nicht. Die Männchen sollen gelegentlich Hühnerställe ausräubern, die Weibchen sind dafür zu klein. Es wird angenommen, dass die Katze vor allem nachtaktiv ist, bei Beobachtungen im Zoo wurde dagegen allerdings eine Hauptaktivität am Tage festgestellt.
Über das Sozialverhalten sind keine genaueren Angaben gesichert. Gerüchte über ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten bis hin zur Bildung von Rudeln sind bislang nicht zu bestätigen.
Die Tragzeit beträgt etwa 10 Wochen. Im Wurf befinden sich zwei bis drei Junge.
Chilenische Waldkatzen sind Fleischfresser und ernähren sich vor allem von kleinen Nagetieren, Reptilien, großen Insekten, Vögeln und Domestizierung von Geflügel.
Aufgrund der Seltenheit der Chilenischen Waldkatzen gibt es nur wenige Informationen über ihre Paarungssysteme. Sie scheinen polygyn zu sein, denn die größeren Verbreitungsgebiete der Männchen könnten darauf hindeuten, dass sie auf der Suche nach mehreren Partnern weit reisen. Eine Brutzeit ist für Chilenische Waldkatzen nicht bekannt. Die Wurfgröße liegt zwischen 1 und 4 Jungtieren und die Tragzeit beträgt 72 bis 78 Tage. Die Weibchen ziehen die Jungtiere wahrscheinlich allein auf. Sie investieren viel in die Trächtigkeit und Laktation und kümmern sich möglicherweise über einen längeren Zeitraum um die Jungtiere und bringen ihnen das Jagen bei, bevor ihre Nachkommen unabhängig werden. Sowohl Männchen als auch Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa 24 Monaten.
Bedroht wird die Chilenische Waldkatze hauptsächlich durch Abholzung der Waldbestände, die darauf folgende Aufforstung mit Kiefern und die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen. Vor allem in Zentralchile ist ihr Lebensraum fragmentiert.
Die Bejagung stellt eine geringe Bedrohung dar, wenngleich sie als potenzieller Nutztierräuber besonders für Geflügel auch von örtlichen Bauern geschossen wird. Auch bei illegalen Fuchsjagden werden gelegentlich Katzen erlegt, Waldkatzenfelle gelangen jedoch sehr selten in den Handel.
Die Rote Liste der IUCN gibt die Gesamtzahl der ausgewachsenen Chilenischen Waldkatzen mit 5.980-92.092 an. Die Zahlen wurden für jede geografische Gruppe geschätzt: die nördliche Gruppe hat 1.600-24.640 geschlechtsreife Individuen; die zentrale Gruppe: 1.000-15.400 geschlechtsreife Individuen; die Lake District Gruppe: 1.800-27.720 geschlechtsreife Individuen; die Chiloé-Inselgruppe: 180-2.772 geschlechtsreife Individuen; Argentinische Gruppe: 1.000-15.400 geschlechtsreife Individuen; Laguna San Rafael Gruppe: 400-6.160 geschlechtsreife Individuen. Insgesamt ist der Bestand dieser Art heute abnehmend und sie wird auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet (VU) eingestuft.