Die Lincoln-Ammer (Melospiza lincolnii) ist eine nordamerikanische Singvogelart, die in Kanada sowie in verschiedenen Teilen der USA (Alaska, Nordosten, Westen) vorkommt. Ihr Bestand gilt als stabil, in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets kommt sie sogar häufig vor. Die Lincoln-Ammer wird deswegen als nicht gefährdete Art eingestuft.
Die Lincoln-Ammer zeichnet sich durch ihre olivbraune Oberseite mit dunklen Streifen, die hellbraune Brust mit feiner Strichelung, den weißen Bauch und ihre weiße Kehle aus. Sie hat eine braune Haube mit weißen Mittelstreifen, olivbraune Flügel und einen schmalen Schwanz. Ihr Gesicht ist grau mit braunen Wangen, Augenstreifen und Augenring. Die Körperlänge dieser Ammerart beträgt 15 Zentimeter.
Im nur kurz getragenen Jugendkleid ähneln die Jungvögel der Lincoln-Ammer den Jungvögeln der Sumpfammer, allerdings sind sie insgesamt blasser. Von den Jungvögeln der Singammer unterscheiden sie sich durch ihren kürzeren Schwanz und den dünneren Schnabel. Adulte Lincoln-Ammern weisen darüber hinaus auch Ähnlichkeiten mit Passerculus sandvicensis auf. Jedoch hält sich diese gleichgroße Ammerart überwiegend auf freier Fläche auf und fliegt zudem höher auf, wenn sie aufgeschreckt wird.
Ihr Bruthabitat sind subalpine und montane Zonen in Kanada, Alaska und den nordöstlichen und westlichen Vereinigten Staaten, obwohl sie in den östlichen Teilen ihres Verbreitungsgebiets weniger häufig vorkommen. Man findet sie vor allem in feuchten Dickichten, buschigen Sümpfen und moosbewachsenen Lebensräumen. Sie halten sich bevorzugt in der Nähe von dichtem Gebüsch auf und ihre Nester sind gut versteckte, flache, offene Mulden auf dem Boden unter der Vegetation. In niedrigeren Lagen sind sie auch in gemischten Laubwäldern, gemischten Strauchweiden und Mooren mit Schwarzfichten und Tamarisken zu finden. Sie nutzen vor allem den Boden und die Basis von Weiden zur Nahrungssuche, während sie hohe Bäume und Weidenzweige zum Singen nutzen.
Während der Tierwanderung leben sie in Dickichten und Büschen, insbesondere in Uferzonen. Sie nutzen Tieflandgebiete wie die Great Plains und das Great Basin sowie städtische und vorstädtische Lebensräume im Osten. Ihre Tierwanderung beginnt zwischen dem 13. und 30. Mai und dauert bis zum 20. August und 20. September. Ihre südlichen Lebensräume für den Winter umfassen tropische immergrüne und laubabwerfende Wälder, trockene und feuchte Kiefern-Eichenwälder, pazifische Sumpfwälder und trockene subtropische Buschlandschaften.
Ihr Überwinterungsgebiet erstreckt sich von den südlichen Vereinigten Staaten bis hinunter nach Mexiko und ins nördliche Mittelamerika; sie sind Durchzügler in weiten Teilen der Vereinigten Staaten, außer im Westen. Im Jahr 2010 wurde zum ersten Mal ein Lincoln-Ammer in der Dominikanischen Republik beobachtet, und auch in den Bergregionen von Haiti wurde diese Art bereits mehrfach nachgewiesen. Das Schleichverhalten dieser Vögel und ihre Vorliebe für dicht bewachsene Lebensräume machen es jedoch schwierig, das gesamte Verbreitungsgebiet dieser Art genau zu beschreiben.
Zur Nahrung der Lincoln-Ammer gehören Insekten und Samen, die sie am Boden oder in dichter Vegetation finden. Daher halten sich Lincoln-Ammern dort bevorzugt auf. Werden sie aufgescheucht, fliegen diese Vögel nur kurz auf und landen mit einem charakteristischen Schwanzwippen gleich wieder. Erregte Vögel stellen häufig die kleine Federhaube auf ihrem Kopf auf.
Die Lincoln-Ammer brütet in Büschen in Feuchtgebieten in Kanada, Alaska und in den nordöstlichen und westlichen Teilen der USA. Sie überwintern südlich ihres Brutgebietes und migrieren in die südlichen USA bis hinunter nach Mexiko und Zentralamerika, wo sie sich bevorzugt in Dickichten und überwachsenen Feldern aufhalten. Sie ziehen im Frühjahr in der Zeit von März bis Mitte Mai und im Herbst von September bis November.
Ihre flaches, offenes Schalennest bauen sie gut verborgen am Boden unter Büschen.
Im Winter besteht der Großteil ihrer Ernährung aus kleinen Samen von Unkräutern und Gräsern, aber wenn verfügbar, fressen sie auch terrestrische Wirbeltiere. Während der Brutzeit ernähren sie sich hauptsächlich von Arthropoden wie Insektenlarven, Ameisen, Spinnen, Käfern, Fliegen, Motten, Raupen, Eintagsfliegen und anderen. Erwachsene Vögel fressen typischerweise Beute aus höheren trophischen Ebenen wie Spinnen, während sie ihre Küken mit größeren Anteilen an Pflanzenmaterial und Beute aus niedrigeren trophischen Ebenen wie Heuschrecken füttern. Sie ernähren sich hauptsächlich am Boden in dichter Vegetation und nutzen im Winter gelegentlich Vogelfutterstellen. Sie fangen ihre Beute mit dem Schnabel, während sie auf dem Boden hüpfen, und schlucken sie in der Regel ganz.
