Der Unglückshäher (Perisoreus infaustus) ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Er ist ein Brutvogel der borealen Zone der Paläarktis.
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TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
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AllesfresserAls Allesfresser, Omnivore oder Pantophage werden Tiere bezeichnet, deren Nahrung sich aus verschiedenartiger Kost aus Pflanzen und Tieren zusammen...
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OviparieAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
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RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
Ba
BaumbewohnerBaumbewohnende Fortbewegung ist die Fortbewegung von Tieren in Bäumen. In Lebensräumen, in denen Bäume vorhanden sind, haben sich die Tiere so entw...
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TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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MonogamMonogamie bezeichnet bei Tieren eine lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art. Beim Menschen ist mit dem...
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SchwarmbildendSchwarmbildende Vögel sind Vögel, die sich zur Nahrungssuche versammeln oder gemeinsam reisen. Schwarmbildende Vögel werden typischerweise mit Tier...
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beginnt mitUnglückshäher werden 25 bis 31 cm groß, haben eine Flügelspannweite von 40 bis 46 Zentimeter und werden 80 bis 95 Gramm schwer. Die Geschlechter sehen gleich aus, die Grundfarbe ist ein Beigebraun. Der Rücken ist mittelgrau, Kopf und Nacken sind mittelbraun. Bürzel und Schwanz sind rotbraun; auch die Flügel erscheinen im Flug rötlich. Unglückshäher sind eher stumm, können aber wie Eichelhäher krächzen, wenn sie erschreckt werden. Sie leben unauffällig und zurückgezogen, sind aber trotzdem nicht scheu, sondern verhalten sich eher neugierig, wenn Wanderer vorbeikommen.
Das Verbreitungsgebiet des Unglückshähers umfasst etwa 10.000.000 km².Er lebt in Mittel- und Nordskandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland und Teile Russlands) sowie in der sibirischen Taiga. Seine Brutgebiete waren Kasachstan, Norwegen und große Teile der russischen Landmasse mit dem Schwerpunkt auf dem asiatischen Teil. In Belarus, Estland, Lettland, Polen, Slowakei und der Ukraine ist er vorhanden aber kein Brutvogel. Seinen deutschen Namen soll er jedoch aus dem Mittelalter haben, wo er in harten Wintern doch nach Süden wanderte und, wenn auch nur sehr selten, in Mitteleuropa anzutreffen war. Sein Auftauchen wurde abergläubisch als Vorzeichen drohenden Unglücks angesehen.
Unglückshäher leben in Mittel- und Nordskandinavien sowie in der sibirischen Taiga. Ihr Lebensraum sind die dortigen Nadel- und Mischwälder, sie brüten in dichten flechtenbehangenen Beständen. Sie sind lebhaft und fliegen wendig zwischen Bäumen und dichtem Bewuchs hin und her oder turnen durch die Zweige. Sie sind ausgesprochene Standvögel.
Unglückshäher haben eine komplexe und ungewöhnliche Sozialstruktur. Diese Vögel leben in kleinen Schwärmen von 2-7 Individuen, mit dem dominanten Brutpaar in der Mitte der Gruppe; daneben gibt es noch Mehrgenerationen-Nachwuchs und nicht verwandte Einwanderer. Innerhalb einer Gruppe gibt es eine Dominanzhierarchie, bei der die Männchen über die Weibchen und die Brüter über die Nichtbrüter dominieren, wobei einige männliche Nichtbrüter gegenüber den weiblichen Brütern dominant sind. Die Zusammensetzung des Schwarmbildes ist unterschiedlich: Einige bestehen nur aus Familienmitgliedern, andere aus Familien, die sich mit nicht verwandten Einwanderern zusammenschließen, und wieder andere nur aus nicht verwandten Individuen. Unglückshäher sind aggressiv gegenüber nicht verwandten Eindringlingen in ihrem Revier. Sie nähern sich entweder einem Eindringling und vertreiben ihn oder jagen ihn in die Flucht. Bei der Nahrungssuche halten sich Unglückshäher oft in geschlossenen Waldgebieten auf, um nicht von Prädatoren entdeckt zu werden, obwohl sie gelegentlich auch in offenen Gebieten auf Nahrungssuche gehen. Sie gehen in Schwärmen von 3-5 Individuen in ihrem großen Revier auf Nahrungssuche. Unglückshäher sind meist stumm, können aber ein lautes Kreischen von sich geben. Der Gesang, der von beiden Geschlechtern hauptsächlich während der Brutzeit vorgetragen wird und nur aus kurzer Entfernung zu hören ist, umfasst ein breites Repertoire an Tönen. Diese reichen von einzelnen weichen und harten Tönen bis hin zu Pfeifen, Knarren und Trillern, wobei manchmal auch der Gesang anderer Vögel imitiert wird. Unglückshäher geben auch nepotistische Alarmrufe von sich, die dazu dienen können, Artgenossen vor einem nahenden Prädator zu warnen.
Unglückshäher sind Allesfresser. Ihre Hauptnahrung besteht aus Samen von Nadelbäumen, Nüssen und Beeren, Kleintieren, Eiern, Pilze, Aas, Larven, andere Wirbellose und Insekten. Sie legen wie die Tannenhäher für den Winter Vorräte in Bäumen in der Borke an, die sie auch im Schnee wiederfinden.
Die Nester werden ab Ende März bis April in Nadelbäumen im Dickicht mehrere Meter über dem Boden gebaut. Die Reisignester sind mit Daunen, Federn und Haaren weich ausgepolstert, weil zu der Jahreszeit teilweise noch sehr tiefe Temperaturen in der Taiga herrschen. Bei einem Gelegeverlust ist es möglich das ein Ersatzgelege bis Mai oder Juni angelegt wird, hierfür wurden regional unterschiedlich Aufzeichnungen gemacht. Es wird eine Jahresbrut mit einem Gelege aus drei bis fünf Eiern angelegt aus denen nach einer Brutdauer von 19 bis 20 Tagen die Nestlinge schlüpfen. Es werden drei bis vier Junge großgezogen die nach 21 bis 24 Tagen flügge werden. Die Familie bleibt bis zu einem Jahr im Revier der Eltern in einem kleinen Trupp zusammen und die Jungvögel werden mindestens einen Monat von den Altvögeln betreut. Die Paare bleiben ihr Leben lang in einer monogamen Bindung zusammen; wie bei den Rabenvögeln üblich brüten nur die Weibchen.
Unglückshäher verfügen über ein komplexes System zur Abwehr von Fressfeinden. Entdeckt ein Vogel einen potentiellen Feind, ruft er über spezifische Warnrufe Artgenossen herbei, um den Räuber in die Flucht zu schlagen. Die Laute umfassen dabei über 25 verschiedene Rufe, die je nach Art der Bedrohung unterschiedlich ausfallen; so unterscheidet der Unglückshäher beispielsweise zwischen Eulen und Habichten. Die Häher rufen dabei umso häufiger, je enger die Verwandtschaft innerhalb ihrer Kolonie ist. Auch greifen die Vögel nur dann auf das Warnsystem zurück, wenn der Feind offensichtlich ruht. Ist er hingegen aktiv auf Beutesuche, flüchtet der Unglückshäher eher.
Für das Verbreitungsgebiet in Europa wurde ein Bestand von 430.000 bis 761.000 Brutpaaren ausgewiesen die sich aus einer Gesamtanzahl von 859.000 bis 1.520.000 erwachsenen Vögeln ergab (BirdLife International 2015). Der weltweite Gesamtbestand von Perisoreus infaustus umfasst laut IUCN rund 4.295.000 bis 7.600.000 ausgewachsene Vögel, somit wurde der Bestand in Europa auf 20 % des Gesamtbestandes im Oktober 2016 taxiert. Es bestanden Anzeichen für einen leichten Rückgang des Bestandes, dennoch war laut IUCN nicht von einer akuten Gefährdung der Art auszugehen. Für die europäische Population wurde ein stabiler Bestand aufgezeichnet und für den Gesamtbestand wurde der Unglückshäher auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als nicht gefährdet eingestuft.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...