Schlei
Die Schleie (Tinca tinca), auch der Schlei genannt, ist ein Süßwasserfisch aus der Ordnung der Karpfenartigen (Cypriniformes) und lebt überwiegend am Grund langsam strömender oder stehender Gewässer.
Die Grundfarbe der Schleie ist dunkel oliv; eine rot-goldene Zuchtform („Goldschleie“) wird bisweilen in Zierteichen gehalten. Auffallend ist ein hoher Schwanzstiel mit gerade abschließender Schwanzflosse. Das Seitenlinienorgan verläuft fast waagerecht bis zur Schwanzwurzel.Die dicke Haut ist schleimig und mit kleinen Rundschuppen bedeckt. Diese Schleimhaut wirkt neuen Untersuchungen zufolge antibakteriell und pilzhemmend, sowohl für den Fisch selbst als auch für die Brut.Das endständige Maul ist vorstülpbar, dicklippig und mit zwei kurzen Barteln versehen.
Schleien werden 20 bis 40 Zentimeter groß, maximal sind 70 Zentimeter bei 10 Kilogramm denkbar. Belegt jedoch sind nur Maximalgewichte von 7,5 kg.
Sie kommt praktisch in ganz Europa mit Ausnahme von Griechenland, Dalmatien, dem schottischen Hochland, Nordskandinavien, der Halbinsel Krim und den Mittelmeerinseln und im westlichen gemäßigten Asien bis zum westlichen Einzugsbereich des Jenissei südlich von 60° nördlicher Breite vor. In manchen Ländern wie Italien ist die Schleie nicht einheimisch, sondern wurde dort von Menschen eingesetzt.
Schleien verfügen über die Fähigkeit zur Kälte- und Hitzestarre, die es ihnen ermöglicht, kurzfristig auch extremen Sauerstoffmangel zu überleben. Deshalb sind sie auch in kleinen Tümpeln anzutreffen.
Optimal sind Wassertemperaturen zwischen 12 °C und 26 °C. Schleien laichen in der Zeit zwischen April und Juni. Die Wassertemperatur sollte mindestens 18 °C erreicht haben, damit die Laichbereitschaft eintritt. Die Rogner legen dabei innerhalb von etwa zwei Wochen insgesamt bis zu 300.000 klebrige Eier an Wasserpflanzen ab.
Sie ernähren sich hauptsächlich von Kleinlebewesen, aber auch von Schnecken (z. B. die typischen in ihrem Habitat vorkommenden Schleischnecken Bithynia tentaculata) und Algenaufwuchs.
Schleien neigen durch schlechtere Umweltbedingungen und Fehlen einer gesunden Raubfischpopulation sehr stark zur Verbuttung. Diese Schleien sind dann ab einer Größe von 15 Zentimetern geschlechtsreif und wachsen danach kaum weiter.
Typische Schleienparasiten sind Nematoden (Raphidascaris acus) und parasitäre Krebse (Ergasilus megaceros und Ergasilus sieboldi), sowie Valipora campylancristrota und Proteocephalidae im Larvenstadium. Eine große Bedrohung für viele Schleienbestände ist die Kiemenfäule (Branchiomyces ssp.). Saugwürmer (Trematoden) befallen vor allem Jungtiere. Weniger häufig ist die Infektiöse Bauchwassersucht (IBW) auf.
Die Schleie ist ein geschätzter Speisefisch und gilt als schmackhafter als der Karpfen. Ihr Fleisch wird als fest, grätenarm und fettarm beschrieben.
Goldfarbene Schleien (sogenannte Goldschleien) werden für Gartenteiche und Parkteiche gezüchtet. In der Teichwirtschaft werden aufgrund ihres wesentlich schnelleren Wachstums mehr Karpfen und Forellen als Schleien angesetzt. Die Schleie gilt als Nebenfisch der Karpfen-Teichwirtschaft, sie spielt eine wichtige Rolle als Besatzfisch für Angelvereine.Schleien wurden züchterisch nicht so intensiv bearbeitet wie Karpfen.
Während in Europa Tschechien und andere osteuropäische Länder führend in der Zucht von Schleien sind, wird seit Beginn des 21. Jahrhunderts die Schleienzucht in Aquakultur auch in China intensiviert.
Die Schleie war im Jahr 2007 Fisch des Jahres in Deutschland und in Österreich. Sie ist mit ‚Least Concern‘ (nicht gefährdet) in der Liste der bedrohten Tierarten der IUCN klassifiziert.