Tonkin-goldaffe
Die Tonkin-Stumpfnase (Rhinopithecus avunculus), auch Tonkin-Goldaffe ist eine Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen (Presbytini). Von dieser Art leben nur noch weniger als 200 Tiere im nördlichen Vietnam,damit zählt sie zu den bedrohtesten Primatenarten weltweit.
Das Fell der Tonkin-Stumpfnasen ist an der Oberseite schwarzgrau und am Bauch, an der Unterseite des Schwanzes und an der Innenseite der Gliedmaßen weißlich gefärbt. Der Kopf ist rundlich, das Gesicht ist ebenfalls weiß. Wie alle Stumpfnasen ist dieser Affe durch eine kurze Stupsnase charakterisiert, deren Öffnungen nach vorne gerichtet sind. Rund um die Augen und die Nase ist die Haut unbehaart und hellblau gefärbt, um den Mund schwarzblau. An der Kehle befindet sich ein orangefarbener Fleck. Männchen erreichen eine durchschnittliche Kopfrumpflänge von 65 Zentimetern, der Schwanz ist mit 83 Zentimeter deutlich länger. Weibchen werden 54 Zentimeter lang und haben einen 68 Zentimeter langen Schwanz. Mit rund 14 Kilogramm sind Männchen deutlich schwerer als Weibchen, die rund 8,5 Kilogramm auf die Waage bringen.
Als einziger Vertreter der Stumpfnasen neben den burmesischen Stumpfnasenaffen lebt die Tonkin-Stumpfnase nicht in China, sondern im nördlichen Vietnam, dem namensgebenden Tonkin. Ihr früheres Verbreitungsgebiet wurde stark eingeschränkt, heute leben sie nur noch in einem rund 100 km2 großen Gebiet in den Provinzen Tuyên Quang und Bắc Kạn. Ihr Lebensraum sind Monsunwälder.
Tonkin-Stumpfnasen sind Baumbewohner und sind wie alle Altweltaffen tagaktiv. Sie leben in Haremsgruppen zusammen, das heißt ein Männchen, mehrere Weibchen und der dazugehörige Nachwuchs. Die durchschnittliche Gruppengröße beträgt 15 Tiere. Die übrigen Männchen bilden oft sogenannte Junggesellengruppen. Einzelne Gruppen schließen sich öfter zu größeren Verbänden zusammen.
Die Nahrung dieser Affen besteht aus Blättern, Früchten und Samen, die Zusammensetzung der Nahrung variiert aber jahreszeitenbedingt. So dürften Blätter im Frühling und Früchte im Herbst den Hauptanteil der Nahrung bilden.
Über die Fortpflanzung ist wenig bekannt. Nach einer rund 200-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt.
Tonkin-Stumpfnasenaffen sind Pflanzenfresser (Blattfresser und Fruchtfresser), sie verzehren im Allgemeinen Blätter, Früchte, Blüten und Samen.
Tonkin-Stumpfnasenaffen sind polygyn, was bedeutet, dass sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Das Paarungsverhalten und die Gewohnheiten dieser Art sind aufgrund der kleinen Gesamtpopulation und des Mangels an Beobachtungen in freier Wildbahn noch nicht ausreichend erforscht. Es ist jedoch bekannt, dass die Trächtigkeit 200 Tage dauert und 1 - 2 Jungtiere hervorbringt. Die Weibchen bringen in den Frühlings- und Sommermonaten Junge zur Welt. Die Dauer der Säugezeit ist unbekannt. Das Alter der Geschlechtsreife liegt bei den Männchen bei 7 Jahren und bei den Weibchen bei 4 Jahren.
Tonkin-Stumpfnasen zählen zu den bedrohtesten Primatenarten. Hauptursachen dafür sind die fortschreitende Zerstörung ihres Lebensraums, hinzu kommt die Bejagung. Auch militärische Konflikte im Verbreitungsgebiet der Art dürften zu ihrem Rückgang beigetragen haben. Die IUCN schätzt die Gesamtpopulation auf weniger als 200 Tiere und listet die Art als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered).
Eine Untersuchung der Erbanlagen der 125 bis 130 Individuen einer Population im Waldgebiet von Khau Ca (Provinz Hà Giang) ergab, dass deren mitochondriale DNA keinerlei genetische Variabilität aufweist.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Tonkin-Stumpfnasenaffen auf etwa 250 Tiere, die in ihrem bekannten Verbreitungsgebiet leben (das gesamte Verbreitungsgebiet dieser Art gilt als unbekannt). Insgesamt ist der Bestand der Art heute abnehmend, und das Tier wird auf der Roten Liste der IUCN als "Critically Endangered" (CR) eingestuft.
Diese Primaten sind dafür bekannt, dass sie sich als Pflanzenfresser ernähren und so die Pflanzengemeinschaften des lokalen Ökosystems kontrollieren. Diese Ernährung ermöglicht es ihnen außerdem, als wichtige Samenverbreiter der von ihnen genutzten Pflanzen zu fungieren.
