Gefleckte Heidelibelle

Gefleckte Heidelibelle

Gefleckte heidelibelle

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Sympetrum flaveolum

Die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) ist eine Libellenart aus der Familie der Segellibellen (Libellulidae). Diese sind eine Familie der Großlibellen (Anisoptera).

Aussehen

Mit einer Flügelspannweite von fünf bis sechs Zentimetern und einer Körperlänge von vier Zentimetern gehört die Gefleckte Heidelibelle zu den mittelgroßen Libellen.

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Sie ist aufgrund der gelb-bräunlichen Basalflecken auf den Hinterflügeln leicht von anderen Arten zu unterscheiden. Eine Verwechslung ist dabei lediglich mit der Frühen Heidelibelle (S. fonscolombii) möglich, bei der vergleichbare Basalflecken ebenfalls zu finden sind, allerdings deutlich kleiner. Bei älteren Weibchen der Gefleckten Heidelibelle verblasst mit dem Alter gelegentlich die Färbung. In diesem Fall hilft bei der Unterscheidung das rotbraune Flügelmal (Pterostigma), bei der Frühen Heidelibelle hellbraun mit einer schwarzen Umrandung. Eine eindeutige Unterscheidung ist auf jeden Fall durch eine Untersuchung der Genitalmorphologie möglich.

Die Farbe des Hinterleibes ändert sich in Abhängigkeit von der Temperatur und ist beim Männchen bei kühler Umgebung eher bräunlich, bei höheren Temperaturen dagegen leuchtend rot. Der Hinterleib des Weibchens ist gelb bis graubraun. Auf dem achten und neunten Segment des Hinterleibs beider Geschlechter befinden sich schwarze Mittelstreifen.

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Verteilung

Erdkunde

Die Gefleckte Heidelibelle kommt in Vorder- und Nordasien sowie in Teilen Europas vor. Das geschlossene Verbreitungsgebiet reicht von Japan und Kamtschatka über Sibirien und das südliche Skandinavien bis nach Mitteleuropa. Obwohl sie vor allem in den nördlicheren Regionen vorkommt, findet man sie auch in Portugal, Nordspanien und -italien. In Großbritannien ist sie häufig als Vermehrungsgast anzutreffen, der aus Nordfrankreich einfliegt. In Westfrankreich ist die Art dagegen meist seltener.

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Die Art kann noch deutlich über 1000 Metern Höhe nachgewiesen werden. Der höchste Fundort in Deutschland lag bei einer Höhe von 1050 Metern und in der Schweiz bei 2155 Metern. Für Kärnten wird eine natürliche Verbreitung bis in 1399 Metern angegeben und in den Pyrenäen gibt es Funde der Larvalhäute (Exuvien) noch in einer Höhe von 2430 Metern.

Der Lebensraum der Gefleckten Heidelibelle kann sehr vielfältig gestaltet sein. Sie ist häufig im Bereich von kleineren Stillgewässern zu finden, die mit Seggen bewachsen sind. Dabei handelt es sich vor allem um Seggensümpfe mit nur geringen Anteilen offener Wasserflächen und einem hohen Deckungsgrad der Seggen. Auch verlandete Uferbereiche von flachen Teichen, Pioniergewässer und Feuchtwiesen sind beliebt. Die Gebiete können inmitten von Brachflächen oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten liegen. Sie sind nur sehr selten von Wäldern oder Gebüsch umstanden, aber fast ausnahmslos sonnenexponiert.

Die Reproduktionsgewässer zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr oder weniger starke Wasserstandsschwankungen haben und das Ufer sehr flach ausläuft. Dadurch fallen diese Gewässer auch häufig trocken, vor allem im Hochsommer. Hinzu kommt eine rasenartige Vegetation, die weitgehend deckend ist. Die Gefleckte Heidelibelle jagt bevorzugt auf brachliegenden Wiesen und Feldern in der Nähe der Gewässer.

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Gewohnheiten und Lebensstil

In einigen Gebieten und besonders in Jahren mit Massenvermehrungen neigt diese Art zu Aggregationen, bei denen sich eine große Anzahl der Tiere an einem Ort sammelt und gemeinsam ruht oder sich sonnt. Es handelt sich dabei um noch nicht geschlechtsreife Junglibellen. Nach einigen Tagen lösen sich diese Ansammlungen mit Beginn der Geschlechtsreife auf. Bei Zählungen wurden bis zu 80 Tiere pro Quadratmeter erfasst.

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Wie andere Libellen nutzen die Gefleckten Heidelibellen die morgendliche Sonnenbestrahlung zur Aufwärmung ihrer Flugmuskulatur. Diesen Prozess können sie durch Vibrieren mit den Flügeln verkürzen. Die Tiere jagen Insekten während des Fluges, attackieren jedoch auch blütenbesuchende Insekten, vor allem auf weißen und gelben Blüten.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Zur Partnersuche überfliegen die Männchen vor allem die trocken gefallenen Bereiche der Verlandungszone der Gewässer, seltener überfliegen sie die Ränder der offenen Wasserfläche. Die Paarung wird am Gewässer eingeleitet und danach in der benachbarten Vegetation fortgesetzt, wobei sich die Paare in etwa 20 Zentimetern Höhe in der Vegetation absetzen. Die eigentliche Begattung dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Nach der Paarung und der Auflösung des Paarungsrads bilden die Tiere die für Heidelibellen typischen Paarungstandems, bei denen die Männchen die Weibchen mit den Cerci hinter dem Kopf ergreifen und beide Tiere gemeinsam fliegen.

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Die Eier, die keine Gallerthülle besitzen, werden im Tandemflug über trockenem und leicht bewachsenem Grund, der hin und wieder überschwemmt wird, oder über Feuchtwiesen abgeworfen. Nur sehr selten erfolgt die Eiablage über Flachwasserbereichen.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Während die Art früher häufig war, ist sie heute aufgrund der zunehmenden Vernichtung ihrer Biotope seltener anzutreffen. Sie wird in Deutschland in der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft, in einigen Bundesländern ist sie sogar „vom Aussterben bedroht“. Wie alle Libellen steht sie unter besonderem Artenschutz. Ähnlich verhält es sich auch in Österreich und der Schweiz. So gilt die Art in Kärnten als „gefährdet“, im Raum Wien dagegen als „vom Aussterben bedroht“ und in der gesamten Schweiz als „stark gefährdet“. Wegen ihrer zunehmenden Gefährdung wurde die Gefleckte Heidelibelle 2015 von der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen und dem BUND in Deutschland zur Libelle des Jahres gekürt.

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Der Rückgang der Biotope ist vor allem auf die zunehmende Entwässerung von Überschwemmungswiesen sowie auf die Bebauung oder intensive landwirtschaftliche Nutzung dieser Flächen zurückzuführen. In einigen Gebieten ist allerdings auch die stetige Grundwasserabsenkung der Ausschlag für ein vollständiges Trockenfallen ihrer Lebensräume.

Trotz der relativen Unempfindlichkeit der Larven gegenüber der Gewässereutrophierung kann auch die zunehmende Einleitung von Nährstoffen durch intensive landwirtschaftliche Nutzung im Nahbereich der Gewässer oder die Einleitung von Abwässern eine Ursache für den Rückgang der Libellen an diesen Gewässern darstellen. Durch diese Veränderung kommt es zu einer Verdrängung der Seggen durch Großröhrichtarten, etwa durch das Schilfrohr (Phragmites australis) oder den Rohrkolben (Typha sp.). Gewässer mit hohen Deckungsgraden dieser Pflanzen werden von den Tieren nicht mehr genutzt, da es keine sonnenexponierten Flachwasserbereiche mehr gibt. Dies betrifft nicht nur die Bestände der Gefleckten Heidelibelle, sondern auch jene anderer Libellenarten, vor allem der Glänzenden Binsenjungfer (Lestes dryas), oder sogar die Bestände von Amphibien wie dem Grasfrosch (Rana temporaria) und dem Laubfrosch (Hyla arborea).

Als Schutzmaßnahmen sind vor allem der Erhalt der Wasserdynamik der Entwicklungsgewässer mit regelmäßigen Überflutungen nötig. Dies kann nur erreicht werden, wenn auf Eingriffe in den Wasserhaushalt der Umgebung, die zu einer Absenkung des Wasserstandes führen können, verzichtet wird. Großröhrichte sollten durch Mahd zurückgedrängt werden, außerdem sollte ein erhöhter Eintrag von Nährstoffen verhindert werden. Die Entwicklungsgewässer der Libellen liegen sehr selten in Naturschutzgebieten, sodass hier ein Bedarf an einem Schutzstatus besteht. Der Nachweis größerer Populationen der Gefleckten Heidelibelle und der Glänzenden Binsenjungfer ist in manchen Bundesländern als Argument für einen Schutzstatus ausreichend.

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Referenzen

1. Gefleckte Heidelibelle artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gefleckte_Heidelibelle
2. Gefleckte Heidelibelle auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/165501/128973042

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