Die Bartrobbe (Erignathus barbatus) ist die größte arktische Robbe und hat ihren Namen wegen ihrer auffallend langen weißen Barthaare.
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TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
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WeichtierSe
SemiaquatischSemiaquatische Tiere sind Tiere, die hauptsächlich oder teilweise terrestrisch leben, aber einen großen Teil ihrer Zeit schwimmend oder anderweitig...
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NestflüchterPr
PrädatorPrädatoren sind Tiere, die andere Organismen, ihre Beute, töten und fressen. Raubtiere können aktiv nach Beute suchen oder sie verfolgen oder auf s...
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NatatorischRe
RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
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TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
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PolygynandriePolygynandrie ist ein Paarungssystem, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen während einer Brutsaison mehrere Paarungspartner haben.
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SolitärTi
TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
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beginnt mitDie Farbe des Pelzes ist bei männlichen und bei weiblichen Bartrobben am Rücken dunkelgrau, auf der Bauchseite etwas heller. Zwischen März und August kommt es zum Fellwechsel. Während des Winters durch sehr dickes Unterhautfettgewebe gegen die arktischen Witterungsbedingungen geschützt, wirkt die Bartrobbe recht plump und ihr Kopf verhältnismäßig klein. Sie wiegt dann bis zu 360 Kilogramm, während sie in den Sommermonaten bei viel geringerem Fettgewebe nur noch bis zu 230 Kilogramm Gewicht hat; das Unterhautgewebe macht 30 bis 40 Prozent des Körpergewichts aus. Ihre durchschnittliche Länge beträgt etwa zweieinhalb Meter. Charakteristisch sind nahezu rechteckig geformte Vorderflossen, deren Jahresringe auf das Alter schließen lassen (Höchstalter etwa 30 Jahre).
Lebensraum der Bartrobben sind das ganze Jahr über die zirkumpolaren arktischen Treibeisgebiete. Besonders häufig kommen sie im Beringmeer vor, doch ist auch die Zahl von etwa 300.000 in kanadischen Gewässern lebenden Bartrobben nicht unbeträchtlich.
Gewöhnlich leben Bartrobben einzelgängerisch. Sie halten sich bevorzugt in unmittelbarer Nähe offenen Wassers, vor allem auf treibendem Packeis, wo ihnen Spalten und Polynyas Fluchtwege und Öffnungen zum Atmen bieten und Eisbären, ihre natürlichen Feinde, sie nicht erjagen können. Im Winter sind die Bartrobben zwar generell in der Lage, sich auch unter geschlossener Eisdecke aufzuhalten und Atemluft durch von ihnen im Eis offen gehaltene Atemlöcher zu beziehen, doch bevorzugen sie dabei Meeresregionen mit dünnerem Eis, das sie mit Kopfstößen aufbrechen können. Gelegentlich haben sich Bartrobben im Winter bis an mitteleuropäische Küsten und sogar bis Nordspanien verirrt.
Fühlen die Tiere sich ungestört, schwimmen sie mit Kopf und Rücken über der Wasseroberfläche; beim Schlafen lassen sie sich vertikal mit aus dem Wasser ragender Schnauze treiben.
Als Jagdgebiet ziehen Bartrobben flachere Gewässer vor, doch können sie bis in Tiefen von 220 Metern tauchen. Zur Nahrung dienen ihnen auf dem Meeresboden lebende Organismen, die sie mit ihren Barthaaren aufspüren, zum Beispiel Krebstiere, Muscheln und Schnecken, doch nehmen sie sich auch kleinere Fische zur Beute.
Männliche Bartrobben lassen unter Wasser vokalreiche Gesänge ertönen, die denen der Wale nicht unähnlich sind und die auf eine komplexe soziale Struktur unter den Tieren verweisen. Im April und Mai erreichen diese Gesänge ihren Höhepunkt, vermutlich zwecks Abgrenzung der Reviere und Werbung um die Weibchen. Die Paarungszeit liegt Mitte Mai. Die Einnistung der befruchteten Eizelle erfolgt erst zwei Monate später, und die Tragezeit beträgt dann elf Monate. Die jungen Bartrobben werden Ende April bis Anfang Mai auf dem Eis geboren. Während der Säugezeit von 12 bis 18 Tagen besteht eine sehr enge Mutterbindung, danach werden die nun schwimmfähigen Jungen jedoch sich selbst überlassen. Die mit etwa sechs Jahren geschlechtsreifen Weibchen gebären gewöhnlich in ein- bis zweijährigem Rhythmus.
Bartrobben sind Fleischfresser (Fischfresser und Weichtiere) und ernähren sich hauptsächlich von einheimischen Krustentieren und Weichtieren, aber auch von Kabeljau. Manchmal fressen sie auch benthische Fische wie Plattfische und Sculpins und auch Amerikanische Scholle.
Bartrobben sind polygyn (oder promiskuitiv), d.h. sowohl Männchen als auch Weibchen haben mehr als eine Partnerin in einer Brutsaison. Die Männchen verlassen die Weibchen nach der Paarung und helfen nicht bei der Pflege der Jungen. Von März bis Juni geben die Männchen unter Wasser kunstvolle Laute von sich, um Weibchen anzulocken oder mit anderen Männchen zu konkurrieren. Die Weibchen bringen ihre Jungen erst im darauffolgenden Sommer zur Welt. Dies ist das Ergebnis einer verzögerten Einnistung und einer langen Trächtigkeitsdauer von 11 Monaten, während der die Weibchen an Gewicht zunehmen, um ihren Milchvorrat anzulegen. Sie gebären ein einzelnes Jungtier zwischen Mitte März und Mai auf dem Packeis. Die Welpen kommen innerhalb weniger Tage ins Wasser. Die Entwöhnung erfolgt nach 18 bis 24 Tagen. Die Welpen werden im Spätsommer entwöhnt, so dass sie genügend Zeit haben, vor dem Winter Speck anzusetzen. Die Weibchen sind im Alter von 3 bis 8 Jahren geschlechtsreif und die Männchen im Alter von 6 bis 7 Jahren.
Seit Tausenden von Jahren jagt der Mensch die Bartrobbe, um sie zu ernähren und wegen der haltbaren Qualität ihrer Haut, die für Boote, Leinen und Kleidung verwendet wird. Die kommerzielle Ernte der Bartrobbe wurde eingestellt, aber die Subsistenzjagd wird in den Vereinigten Staaten, Kanada, Grönland und Russland fortgesetzt. Die größte Bedrohung für diese Art könnte vom globalen Klimawandel ausgehen, da die Bartrobbe für ihre Fortpflanzung auf das Meereis angewiesen ist. Andere Bedrohungen sind Ölverschmutzungen, vom Menschen verursachter Lärm und Schadstoffe im Meer.
Die NOAA Fisheries Ressource besagt, dass es derzeit keine genaue Populationszählung der Bartrobben gibt, aber die Schätzung liegt bei über 500.000 Robben weltweit. Laut der Roten Liste der IUCN ist die globale Populationsgröße der Bartrobben unbekannt. Es gibt jedoch Schätzungen für die Unterart der pazifischen Bartrobben in bestimmten Gebieten: Ochotskisches Meer - 95.000 Robben; Alaskas Tschuktschensee - 27.000 Robben; Beringmeer - 125.000 Robben. Es ist wahrscheinlich, dass die Zahl der pazifischen Bartrobben im Ochotskischen Meer und im Beringmeer bei mindestens 250.000 liegt. Insgesamt werden Bartrobben auf der Roten Liste der IUCN als am wenigsten gefährdet (LC) eingestuft.
Bartrobben sind wichtige Prädatoren von benthischen Mollusken, Krustentieren, Fischen und Kraken. Sie dienen als Beute für Polar-, Schwertwale und Walrosse.