Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist ein Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Langschwanzmäuse. Die ursprünglich im nördlichen Ostasien heimische Art wurde durch den Menschen weltweit verbreitet und kommt heute auf allen Kontinenten außer Antarktika und auf fast allen größeren Inseln oder Inselgruppen vor. In ihrem ursprünglichen Areal bewohnen Wanderratten Wälder und buschreiches Gelände. Eingeführte Populationen sind jedoch überwiegend auf den menschlichen Siedlungsbereich beschränkt, und in wärmeren Klimaten ist die Art nur in den von Menschen am stärksten veränderten Lebensräumen und meist nur in Küstennähe anzutreffen. Wanderratten sind Allesfresser, wobei pflanzliche Nahrung meist weit überwiegt.
Die Art wird als Nahrungsmittelschädling, Krankheitsüberträger und problematisches Neozoon vielfach bekämpft. Die Wanderratte ist die wilde Stammform der Farbratte, die in großer Zahl als Heim- und Versuchstier gehalten wird.
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NachtaktivNachtaktivität ist ein tierisches Verhalten, das sich dadurch auszeichnet, dass es nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Das gängige Adjektiv ist ...
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Temporaler SpezialistAls temporaler Spezialist wird eine Tierart bezeichnet, die in Bezug auf den circadian genannten, vierundzwanzigstündigen Rhythmus von Tag- und Nac...
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AllesfresserAls Allesfresser, Omnivore oder Pantophage werden Tiere bezeichnet, deren Nahrung sich aus verschiedenartiger Kost aus Pflanzen und Tieren zusammen...
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TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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KosmopolitEin Kosmopolit ist ein Lebewesen, das in ihm zusagenden Biotopen weltweit oder über weite Teile der Erde verbreitet ist. Das zugehörige Adjektiv is...
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LaufEin cursorialer Organismus ist ein Organismus, der speziell an das Laufen angepasst ist. Ein Tier kann als flüchtig gelten, wenn es die Fähigkeit h...
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GrabendEin grabendes Tier ist ein an das Graben angepasstes Tier, das hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, unter der Erde lebt. Einige Beispiele sind...
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NatatorischRe
RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
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ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
Ru
RudeljägerEin Rudeljäger oder soziales Raubtier ist ein Raubtier, das seine Beute durch Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern seiner Art jagt. Normalerweise...
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PrädatorPrädatoren sind Tiere, die andere Organismen, ihre Beute, töten und fressen. Raubtiere können aktiv nach Beute suchen oder sie verfolgen oder auf s...
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PolygynandriePolygynandrie ist ein Paarungssystem, bei dem sowohl Männchen als auch Weibchen während einer Brutsaison mehrere Paarungspartner haben.
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SozialDo
DominanzhierarchieKo
KolonieAls Kolonie bezeichnet man in der Zoologie und der Mikrobiologie eine Gruppe von Lebewesen, die in unmittelbarer Nähe zueinander leben und deren Si...
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Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
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DomestiziertDomestizierte Tiere sind Tiere, die an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst sind. Es ist die gegenseitige Beziehung zwischen Tieren und Men...
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Intelligente TiereWanderratten sind große, kräftig gebaute Ratten mit eckigem Schädel, stumpfer Schnauze und dickem Schwanz, dessen Länge im Normalfall geringer ist als die Kopf-Rumpf-Länge. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 18–26 cm, die Schwanzlänge 14–21 cm und die Länge des Hinterfußes 38–45 mm. Der Schwanz hat 163–205 Schuppenringe. Die Ohren sind rund und klein mit einer Länge von 17–23 mm; sie erreichen nach vorn umgelegt maximal den hinteren Augenrand. Geschlechtsreife Tiere wiegen etwa 170–350 g.
Die Art zeigt deutlichen Geschlechtsdimorphismus, Männchen sind größer und schwerer als Weibchen. Bei einer Stichprobe aus Görlitz wogen Männchen in zwei Altersgruppen geschlechtsreifer Tiere im Mittel 309 bzw. 404 g, Weibchen in denselben Altersgruppen 255 bzw. 315 g. Männchen waren im Durchschnitt 17,5 bzw. 22 % schwerer als Weibchen, die Kopf-Rumpf-Länge der Männchen war um 8,1 bzw. 10,1 % größer.
Das Fell ist je nach Alter oberseits schmutzig graubraun, rötlich braungrau bis dunkel braunschwarz, die Unterseite grauweiß. Ober- und Unterseitenfärbung sind nicht scharf getrennt. Selten kommen einfarbig schwarze Tiere vor. Der Schwanz ist zweifarbig, oben graubraun und unterseits heller.
Das im Alter von etwa fünf Wochen ausgebildete Jugendkleid ist oberseits einfarbig matt braungrau, am Bauch dunkelgrau. Bei den folgenden Haarwechseln werden die Tiere zunehmend heller und die gelbe und rote Pigmentierung der Haare nimmt zu. Beim Erreichen der Geschlechtsreife mit einer Kopf-Rumpf-Länge von etwa 200 mm kann der Rücken fuchsrot sein. Bei den weiteren Haarwechseln wird das Schwarz an den Haarspitzen ausgedehnter und das Fell hierdurch düsterer, es ist dann schließlich braunschwarz.
Die Wanderratte war ursprünglich im gemäßigten, nördlichen Ostasien heimisch. Das Areal mit wohl autochthonen Vorkommen umfasst den Südosten Sibiriens, den Nordosten Chinas sowie die japanischen Inseln Honshū, Shikoku und Kyūshū. Wann die Ausbreitung nach Westen begonnen hat, ist unbekannt. Europa wurde im 18. Jahrhundert wahrscheinlich über Russland erreicht. Früher auf das 9. bis 10. und das 13. bis 14. Jahrhundert datierte Knochenfunde aus Schleswig-Holstein werden heute als Verschleppungen in tiefere Bodenschichten betrachtet. Die weltweite unbeabsichtigte Einbürgerung erfolgte überwiegend per Schiff. Ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert wurden die Britischen Inseln besiedelt. Erste Nachweise aus Amerika stammen schon von 1745, die Hauptbesiedlung Nordamerikas erfolgte als Schiffsratten mit der großen Einwanderungswelle von Briten zwischen 1760 und 1780. Heute kommt die Art auf allen Kontinenten außer Antarktika und auf fast allen größeren Inseln oder Inselgruppen der Erde vor.
Wanderratten sind heute in allen Ländern Europas heimisch. In Mittel- und Nordeuropa ist die Verbreitung weitgehend flächendeckend, nur in von Menschen dünn besiedelten Gebieten wie zum Beispiel Teilen Skandinaviens und Finnlands sind die Vorkommen sporadisch und lokal eng begrenzt. Im Mittelmeerraum ist die Besiedlung viel weniger flächendeckend und weist insbesondere auf der Iberischen Halbinsel und auf dem Balkan große Lücken auf.
In ihrem ursprünglichen Areal in Nordostasien bewohnen Wanderratten Wälder und buschreiches Gelände. Eingeführte Populationen sind jedoch überwiegend auf den menschlichen Siedlungsbereich beschränkt und bewohnen hier Abwasserkanäle, Mülldeponien, Keller, Lagerhäuser, Ställe, Bauernhöfe und ähnliche Habitate, sehr oft in Wassernähe. Darüber hinaus bewohnt die Art in Europa auch naturnahe Habitate, vor allem Gewässerränder mit dichter Vegetation und Meeresküsten, insbesondere im Bereich von Flussmündungen. In wärmeren Klimaten und vor allem in den Tropen ist die Art nur in den von Menschen am stärksten veränderten Lebensräumen wie Abwasserkanälen, Gebäuden, Wellenbrechern, Häfen und großen Städten und meist nur in Küstennähe anzutreffen. So ist die Art beispielsweise in West- und Südafrika sowie in Australien auf Seehäfen und große Küstenstädte beschränkt und besiedelt selbst Städte im Landesinneren nur ausnahmsweise.
Diese Tiere sind im Allgemeinen nachtaktiv oder dämmerungsaktiv, wenn sie Behausungen graben, Nester anlegen und nach Nahrung suchen. Da sie gut schwimmen können, sind Wanderratten auch als "Wasserratten" bekannt und leben oft in der Nähe von Gewässern. Wanderratten sind sehr soziale Lebewesen, die sich in Gruppen zusammenschließen, die auf einer Dominanzhierarchie beruhen. Jede Gruppe hat ihr eigenes Revier. Die Mitglieder der Gruppe sind in der Regel äußerst aggressiv gegenüber Außenstehenden. Jede Gruppe wird von einem dominanten Männchen angeführt, das die besten Plätze im Revier der Gruppe besetzt und sich mit mehreren Weibchen paaren kann. In diesen Gruppen ist es üblich, dass die Weibchen gemeinsam säugen und dabei helfen, den Nachwuchs eines anderen Weibchens zu versorgen. Einige Weibchen haben jedoch ihre eigenen separaten Behausungen. Ihre Behausungen befinden sich unter der Erdoberfläche und haben 1-2 Ausgänge sowie Räume, die zum Nisten und als Nahrungsvorräte dienen. In der Umgebung der Behausung gibt es zahlreiche mit Duftstoffen markierte Wege, die sie für die Nahrungssuche nutzen und die es ihnen ermöglichen, potenziellen Bedrohungen zu entkommen.
Wanderratten sind Allesfresser, wobei pflanzliche Nahrung meist weit überwiegt. Von 4000 Mägen deutscher Wanderratten, die Ende der 1940er Jahre untersucht wurden, enthielten 39 % nur verschiedene Getreidesorten, weitere 34 % nur frische Pflanzenteile wie Früchte, Gemüse und Gräser. In 11 % der Mägen befanden sich sowohl pflanzliche wie tierische Bestandteile, in 10 % ausschließlich Fleisch oder Fisch. Auch bei Fallenversuchen wurden kohlenhydratreiche Köder wie Haferflocken gegenüber Ködern aus Gemüse, Fleisch oder Fisch deutlich bevorzugt.
In Europa lebt die Wanderratte überwiegend kommensalisch von Nahrungsmitteln des Menschen, daneben wird jedoch ein breites Spektrum weiterer pflanzlicher und tierischer Nahrungsquellen genutzt. So erklettern die Tiere Bäume, um im Frühjahr Knospen und junge Triebe und im Spätsommer Obst und Walnüsse zu fressen. Die Ernährung erfolgt auch karnivor und räuberisch, Wanderratten fressen unter anderem Vogeleier, junge und geschwächte Vögel, junge und erwachsene Wühlmäuse, Amphibien und Mollusken.
In Clans lebende Wanderratten sind bedingt durch das Paarungssystem weitgehend promisk. Die Weibchen sind meist nur eine Nacht lang östrisch (empfängnisbereit). In dieser Zeit folgen ihnen ununterbrochen mehrere Männchen, meist zwei bis drei, maximal bis zu sieben. Die Männchen versuchen ständig, mit dem Weibchen zu kopulieren und dabei andere Männchen zur Seite zu drängen. Dieser „Drängelwettbewerb“ (engl. scramble competition) ist so intensiv, dass die Männchen dabei auf Kämpfe untereinander weitgehend verzichten, daher gelingt es auch in der Rangordnung niedrig stehenden Männchen, mit dem Weibchen zu kopulieren. Bei einer experimentellen Untersuchung, die östrischen Weibchen die Möglichkeit gab, zwischen verschiedenen Männchen zu wählen, ohne dem Drängelwettbewerb ausgesetzt zu sein, gingen die Weibchen eine enge Bindung mit einem bestimmten Männchen ein. Auch diese Weibchen waren jedoch noch promisk und kopulierten auch mit einer Auswahl weiterer Männchen, jedoch in geringerem Maße als unter normalen Bedingungen.
Die Fortpflanzung findet in Europa ganzjährig statt, in Berlin wurden Maxima im März sowie im September und Oktober festgestellt, in England im Mai und im Oktober. Die Tragzeit beträgt 22–24 Tage. Die Würfe umfassten bei gezüchteten Wanderratten 1–15, meist 4–8 Junge. In Kleinstädten Niedersachsens wurden bei in der Kanalisation lebenden Weibchen im Mittel fast 5, bei oberirdisch lebenden hingegen im Mittel fast 7 Embryonen gefunden. Wanderratten sind bei der Geburt nackt, Augen und Ohren sind geschlossen. Die Ohren öffnen sich nach drei Tagen, der Haarwuchs beginnt nach 10 Tagen, und die Augen öffnen sich im Alter von etwa 15 Tagen. Nach etwa 20 Tagen erkunden die Jungtiere die Nestumgebung und nach 25–30 Tagen auch die Umgebung des Baues. Sie werden etwa 40 Tage lang gesäugt. Die Geschlechtsreife wird im Alter von drei bis vier Monaten erreicht. In Gefangenschaft geht die Reproduktion bei Weibchen im Alter von 19 Monaten stark zurück, die maximale Lebensdauer liegt bei etwa drei Jahren.
Die Wanderratte zählt zur Nahrung zahlreicher Beutegreifer, insbesondere unter den Raubsäugern, Habichtartigen und Eulen. In Europa wird die Art von verschiedenen Mardern wie Steinmarder, Iltis, Hermelin und dem eingeführten Mink häufig erbeutet. Auch Hunde und gelegentlich Katzen können Wanderratten erjagen. Unter den Eulen frisst vor allem der Uhu in erheblichem Umfang Wanderratten, während der Fortpflanzungszeit kann der Anteil der Wanderratte im Nahrungsspektrum des Uhus 30 % erreichen.Schlangen gehören weltweit ebenso zu den Regulatoren der Population dieser Säugetiere.
Die Wanderratte zählt heute zu den häufigsten Säugerarten der Welt, der Bestand ist offenbar weitgehend stabil. Die Art ist weltweit ungefährdet.
Laut IUCN ist die Wanderratte in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet häufig und weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Nach Angaben des People's Trust for Endangered Species beläuft sich der Bestand dieser Art in Großbritannien jedoch auf etwa 6.790.000 Individuen. Insgesamt ist der Bestand der Wanderratte heute stabil, und das Tier wird auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
In einigen Teilen ihres Verbreitungsgebiets sind die Wanderratten eine wichtige Beutetierart für lokale Prädatoren. Außerdem tragen diese Tiere durch das Graben von Behausungen zur Durchlüftung des Bodens bei. Und schließlich verbreiten sie bei der Nahrungssuche die Samen zahlreicher Pflanzen und tragen so zum Erhalt des Ökosystems bei.
Die Wanderratte ist die wilde Stammform der Farbratte, die in großer Zahl als Haus- und Versuchstier gehalten wird. Ergebnisse erster Zuchtversuche mit Albinos und wilden Wanderratten wurden zwischen 1877 und 1885 veröffentlicht. Kurz vor 1900 wurden Albinos schon von verschiedenen Wissenschaftlern als Versuchstiere in der Psychologie verwendet. Danach entwickelte sich die Farb- oder Laborratte zum nach der Hausmaus häufigsten Versuchstier der Biologie und Medizin. Ende der 1970er Jahre waren bereits rund 100 Inzuchtstämme bekannt. Gegenüber der Wildform ist das Hirnvolumen der Farbratte um etwa 8 % kleiner, die Verkleinerung betrifft die verschiedenen Hirnareale jedoch in unterschiedlichem Maße. Beispielsweise sind, entsprechend dem verringerten Bewegungsdrang der Farbratte, die Motorik steuernden Hirnareale Corpus striatum und Kleinhirn besonders stark verkleinert; die Riechzentren sind hingegen deutlich weniger zurückgebildet.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...