Farbratte

Farbratte

Großmaus, Laborratte

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Rattus norvegicus domestica

Die Farbratte (Rattus norvegicus forma domestica), auch Großmaus oder Laborratte genannt, stammt von der wilden Wanderratte ab und ist durch Züchtung den Anforderungen als Haustier angepasst worden.

Aussehen

Im Vergleich zur Wanderratte haben Farbratten ein im Durchschnitt etwas geringeres Gewicht. Auch einige Organe wie etwa Herz, Nieren, Nebennieren und Schilddrüse sind etwas verkleinert. Ebenso sind einige Gehirnteile wie Corpus striatum und Kleinhirn verkleinert, hingegen ist zum Beispiel das Riechzentrum nahezu unverändert, Hypophyse und Thymus sind sogar schwerer. Außerdem zeigen Farbratten ein weniger aggressives, zutraulicheres und weniger neophobes Verhalten wie auch einen verminderten Bewegungsdrang. Die Geschlechtsreife setzt bei ihnen früher ein, der Zeitraum der Fruchtbarkeit (Fertilität) ist insgesamt vergrößert. Labortiere, die unter „Wildbedingungen“ gehalten werden, zeigen bald Annäherungen ihrer Organgewichte an die Wildformen.

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Farbratten werden im Alter von fünf bis sechs Wochen geschlechtsreif. Die Tragzeit beträgt etwa 22 Tage. Ein Wurf besteht im Durchschnitt aus etwa 12 bis 14 Jungtieren, möglich sind auch bis zu 20 und mehr.

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Erdkunde

Gewohnheiten und Lebensstil

Sozialverhalten

Da Ratten sehr soziale Tiere sind, sollte man sie niemals einzeln halten. Gegenseitige Fellpflege, Spiel und Kommunikation mit Artgenossen sind für sie äußerst wichtig. Ratten putzen sich oft und ausgiebig gegenseitig, auch um die Rangordnung klarzustellen, was man als „Zwangsputzen“ bezeichnet. Teilweise quiekt die unterlegene Partei dabei herzerweichend. Meist verständigen sie sich aber über für den Menschen nicht hörbare Töne im Ultraschall-Bereich. Es gibt Zuchtlinien, bei denen hörbare Geräusche zum regelmäßigen Verhaltensrepertoire auch ohne gravierendere Bedrohung gehören, was bei der Kommunikation mit Artgenossen oder auch Menschen zu Irritationen führen kann. Davon zu unterscheiden sind Geräusche aufgrund von Atemwegsproblemen.

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Ratten haben ein sehr ausgeprägtes Revierverhalten. Fremde Tiere, die das Revier eines Rudels betreten, werden vertrieben oder getötet. Dies sollte bei der Haltung von Ratten als Haustiere bedacht werden. Möchte man neue Tiere dazusetzen, muss eine Integration durchgeführt werden, um Verletzungen oder Todesfälle zu vermeiden. Die ersten Treffen dauern in der Regel nur wenige Minuten, und bis man sich zu einer harmonischen Gruppe durchgearbeitet hat, können etliche Wochen vergehen. Die Neuankömmlinge benötigen unbedingt einen eigenen Käfig, der idealerweise in einem anderen Zimmer steht als das erste Rudel. Da man nie genau weiß, wie lange sich die Kennenlernphase hinzieht, sollte er unbedingt die empfohlene Mindestgröße haben. Das Revierverhalten der Farbratte ist erst um die zehnte Lebenswoche herum voll ausgebildet. Sogenannte „Babyintegrationen“ mit jüngeren Tieren dauern daher meist nur 2–3 Stunden; nach dieser Kennenlernphase kann bereits ein gründlich geputzter Käfig von allen Jungtieren gemeinsam bezogen werden.

Einzelhaltung ist nur vertretbar, wenn durch einen Todesfall ein einzelnes Tier übrig bleibt und die Integration neuer Ratten fehlschlägt. In diesem Fall ist der Rattenhalter aufgerufen, möglichst viel Zeit mit dem Tier zu verbringen, zur Fellpflege beizutragen und durch liebevolle Zuwendung und geistige Förderung einem Rückzug der Ratte entgegenzuwirken. Andernfalls muss man mit Depression, Aggression und Autoaggression beim Tier rechnen.

2011 veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Chicago die Ergebnisse eines Experiments, das sie zu dem Schluss kommen ließ, dass Ratten empathisch motiviertes Verhalten zeigen. Sie sperrten jeweils eines von zwei Tieren ein, wobei das andere Tier die Möglichkeit hatte, das gefangene Tier zu befreien. Diese Möglichkeit nutzte das freie Tier, wobei experimentell andere als empathische Motive ausgeschlossen wurden. So wurde beispielsweise auch dann vorrangig das gefangene Tier befreit, wenn als Alternative „eingesperrte“ Schokolade angeboten wurde, die das Tier hätte „befreien“ können. 2015 veröffentlichten japanische Wissenschaftler eine Arbeit, in der sie belegten, dass Ratten in der Lage sind, visuelle emotionale Signale ihrer Artgenossen zu deuten, die sie vor Gefahrensituationen warnen. Ratten passen ihr Verhalten also offenbar den Signalen von Artgenossen entsprechend an, woraus die Wissenschaftler schlossen, dass diese Signale eine kommunikative Funktion haben können.

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Fressverhalten und Ernährung

POPULATION

Populationsgefährdung

Farbratten können von einigen Krankheitserregern infiziert werden, die nur bei dieser Spezies oder verwandten Rattenarten vorkommen. Dazu gehört das Ratten-Coronavirus, das Sialodacryoadenitis bei Farbratten hervorruft. Auch Infektionen mit dem Kilham-Ratten-Virus (KRV, Familie Parvoviridae, Spezies Rodent protoparvovirus 1) und dem Sendai-Virus sind von Bedeutung.Die Mykoplasmose der Ratte ist die häufigste Erkrankung der oberen Atemwege. Häufigere Ektoparasiten sind Milben (Räude der Ratte), Liponyssus bacoti, Läuse und Haarbalgmilben.

Domestizierung

Professionelle Rattenfänger im 19. Jahrhundert (vermutlich schon vorher) hielten gefangene Tiere, um ihr Verhalten zu studieren und sie so besser fangen zu können. Einer der bekanntesten Rattenfänger seiner Zeit, der auch bereits zahme Tiere an Interessenten verkaufte, war der Londoner Jack Black. Etwa gegen Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Domestikation (Haustierwerdung) der Wanderratte. Fahrende Zirkusleute und Schausteller entdeckten Albinos von Wanderratten für sich und stellten sie aus. Dabei entdeckten sie schnell, dass diese Tiere und ihre Nachkommen immer zahmer und friedlicher als ihre wilden Vorfahren waren. Später wurden die Tiere auch für Labore und Versuchstierinstitute gezüchtet, was den Tieren auch den zusätzlichen Namen „Laborratte“ einbrachte.

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Besondere Bedeutung erlangte hierbei das „Wistar Institute for Anatomy and Biology“ der University of Pennsylvania, Philadelphia (USA), das etwa 1906 damit begann, Ratten als „standardisierte“ Labortiere zu züchten. Sie sind heute als sogenannte „Wistar-Ratten“ oder „WISTARAT“ bekannt und in vielen Forschungslaboren auf der ganzen Welt vertreten. Man verwendete beispielsweise bei den bekannten Rat-Park-Suchtforschungsexperimenten Wistar-Laborratten. Von 1957 bis 1994 züchtete in Deutschland das „Zentralinstitut für Versuchstierzucht“ Ratten für die Verwendung in Laboren.

In der Folgezeit bildeten sich immer mehr Farbvarianten heraus, wodurch sich die Zuchtform optisch meist deutlich von ihren wilden Verwandten unterscheidet. Deswegen bürgerte sich der Begriff „Farbratte“ für die domestizierten Tiere ein. Bei der Züchtung wurde zunehmend auf genetische Vielfalt geachtet. Inzwischen gibt es deutliche Unterschiede in Physiologie (Körperfunktionen), Anatomie (Körperbau) und Verhalten zwischen wilden Wanderratten und Farbratten. Deshalb ist es auch gerechtfertigt, von einer tatsächlichen Domestikation zu sprechen.

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Referenzen

1. Farbratte artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Farbratte

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