Krabbenfresser
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Klade
Familie
Gattung
SPEZIES
Lobodon carcinophaga
Populationsgrösse
8 Mlnlnn
Lebensdauer
40 years
Höchstgeschwindigkeit
25
16
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
220
484
kglbs
kg lbs 
Länge
2.2-2.6
7.2-8.5
mft
m ft 

Der Krabbenfresser (Lobodon carcinophaga) ist eine in südpolaren Gewässern verbreitete Robbe, die nach ihrer ungewöhnlichen Ernährungsweise benannt ist.

Na

Nachtaktiv

Fl

Fleischfresser

Se

Semiaquatisch

Ne

Nestflüchter

Pr

Prädator

Na

Natatorisch

Te

Terrestrisch

Vi

Viviparie

Mo

Monogam

So

Sozial

So

Solitär

Ti

Tierwanderung

C

beginnt mit

Aussehen

Krabbenfresser haben eine schlanke, stromlinienförmige Gestalt mit deutlich sichtbarem Hals. Hieran sind sie schon aus der Entfernung von vielen anderen Robbenarten der Antarktis zu unterscheiden.

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Die Farbe des Krabbenfressers wechselt mit den Jahreszeiten. Im Sommerfell (Januar/Februar) ist er silbergrau gefärbt. In den folgenden Monaten verblasst die Farbe immer mehr und wird zu einem cremefarbenen Gelbton. Braune Fellpartien ziehen sich über Rücken, Flanken und Flossen. Die genaue Musterung und Färbung ist bei jedem Individuum unterschiedlich. Die Flossen sind immer die dunkelsten Teile des Körpers. In der Regel sind Männchen aber etwas heller als Weibchen; da dies aber nur eine statistische Auswertung ist, ist sie zur Unterscheidung der Geschlechter nicht nutzbar.

Diese Robbe ist etwa 220 bis 245 cm lang und mit 170 bis 230 kg Gewicht verhältnismäßig leicht. Männchen sind im Schnitt 5 cm kleiner und 8 kg leichter als Weibchen. Der größte je gemessene Krabbenfresser war ein Weibchen von 277 cm Länge.

Das Gebiss des Krabbenfressers ist der Ernährungsweise angepasst und weicht von allen anderen Robbengebissen ab. Die Zähne haben röhrenförmige Aussparungen auf ihrer Oberfläche. Wenn die Robbe das Maul schließt, passen die Zähne des Ober- und Unterkiefers genau zwischeneinander, und nur durch die Aussparungen kann weiter Wasser hindurch dringen. Die größte Lücke zwischen den Zähnen beträgt dann 2,6 mm. Dieses Gebiss dient als Filter für planktonische Nahrung (siehe unten).

An den Vorderflossen tragen Krabbenfresser scharfe Krallen, während die Krallen der Hinterflossen zu verhornten Stummeln reduziert sind.

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Verteilung

Erdkunde

Der Krabbenfresser ist eine antarktische Robbe. Im Sommer lebt er in den Gewässern des Südpolarmeers und besiedelt den Rand des Packeises. Im Winter wandert der Krabbenfresser weit umher und gelangt dann auch an die Küsten Patagoniens und verschiedener subantarktischer Inseln. Noch weiter nördlich gesehene Krabbenfresser sind vor allem Jungtiere, die von den Strömungen abgetrieben wurden. Solche Irrgäste wurden an den Küsten Australiens, Neuseelands, Südafrikas und Südamerikas gesehen. Der nördlichste Ort, an dem je ein Krabbenfresser gesehen wurde, liegt bei Rio de Janeiro.

Krabbenfresser Lebensraum-Karte
Krabbenfresser Lebensraum-Karte
Krabbenfresser
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Geschlechtsreife Krabbenfresser leben einzelgängerisch oder in kleinen Gruppen. Diese Gruppen finden sich immer nur temporär, ohne dass Bindungen zwischen den Mitgliedern bestehen. Beim Ruhen bestehen die Gruppen aus zwei bis fünf Robben, im Wasser findet man bis zu 30 Krabbenfresser nebeneinander schwimmend. In Ausnahmefällen können die Gruppengrößen fünfzig (ruhend) bzw. fünfhundert (schwimmend) erreichen.

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Ein besonderer Fall sind nicht geschlechtsreife Jungrobben, die sich zu besonders großen Gruppen von fünfzig bis tausend Tieren auf dem Festeis versammeln. Da sie mit ihren Zähnen keine Eislöcher offen halten können, verwenden sie manchmal die Eislöcher der ganzjährig in der Antarktis lebenden Weddellrobben. Ungewöhnlich viele junge Krabbenfresser verlieren die Orientierung und wandern landeinwärts. So wurden junge Krabbenfresser schon bis zu 113 km vom Meer entfernt und sogar 1100 m über dem Meeresspiegel angetroffen. Diese Robben sterben auf ihren aussichtslosen Wanderungen, und ihre mumifizierten Kadaver findet man recht häufig im antarktischen Eis.

Der wichtigste natürliche Feind des Krabbenfressers ist der Seeleopard. Rund 80 Prozent aller Krabbenfresser tragen Narben von Wunden, die nachweislich von Seeleoparden zugefügt wurden. Vor allem junge Krabbenfresser werden attackiert. Die hohe Gefährdung liegt darin begründet, dass die Seeleoparden auf die Eisschollen kommen und die Jungtiere dort erbeuten. Nur 20 Prozent der jungen Krabbenfresser überleben ihr erstes Jahr, und ein hoher Anteil der Todesfälle dürfte auf Seeleoparden zurückgehen.

Ein weiterer Feind ist der Schwertwal, der Krabbenfresser vor allem im Wasser verfolgt, aber auch Eisschollen zum Kentern bringt, um dort ruhende Robben zu fressen. Seltener fallen Krabbenfresser Haien zum Opfer.

Im Jahre 1955 kam es zu einem Massensterben von Krabbenfressern durch einen unbekannten Virus, dessen Symptome der Staupe ähnelten.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Als einzige Robbe hat sich der Krabbenfresser an eine spezialisierte Ernährung von Tieren des Planktons angepasst. Dabei bildet der Antarktische Krill (Euphausia superba) die mit Abstand wichtigste Beute. Er macht mehr als 90 Prozent der gesamten Nahrung aus. Der Krabbenfresser frisst den Krill, indem er mit geöffnetem Maul Wasser aufnimmt und dies dann durch das Filtersystem seines Gebisses wieder hinauspresst. Der Krill bleibt in den Zähnen hängen und wird geschluckt. Auf die gleiche Weise werden auch gelegentlich kleine Fische mit einer Körperlänge von maximal 10 cm erbeutet.

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Als von Krabbenfressern erbeutete Tiere nachgewiesen wurden neben dem Krill der Gattung Euphausia der Antarktische Silberfisch, Krokodileisfische, Kalmare, Flohkrebse und Schwebegarnelen.

Um die leicht verfügbare Nahrung zu finden, muss der Krabbenfresser nicht sonderlich tief tauchen; seine Tauchgänge führen ihn daher meistens in Tiefen unter 10 m, selten bis zu 50 m. Allerdings wurde auch eine maximale Tauchtiefe von 528 m nachgewiesen. Normalerweise bleiben Krabbenfresser drei bis sechs Minuten unter Wasser, gefolgt von einem halb- bis einminütigen Aufenthalt an der Oberfläche. Die maximal gemessene Tauchdauer betrug elf Minuten. Im Schnitt bleiben Krabbenfresser sechzehn Stunden im Wasser, ehe sie sich zum Ausruhen auf das Eis begeben.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Weibchen werfen ihr einziges Junges nach einer Tragzeit von 11 Monaten (eigentliche Tragzeit 260 Tage, plus 80 Tage Keimruhe) zwischen September und Oktober auf dem antarktischen Eis. Die Aufzucht des Jungtiers findet meistens auf einer Eisscholle und nur sehr selten auf Festeis statt. Es kommt immer ein Junges zur Welt; dass Zwillingsgeburten möglich sind, weiß man durch das Auffinden von Zwillingsföten, in freier Wildbahn wurden aber noch keine Krabbenfresser mit zwei Jungen beobachtet. Die Jungen haben ein hellbraunes Lanugohaar, das zwei Wochen nach der Geburt ersetzt wird.

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Mutter und Jungtier befinden sich in Gesellschaft eines Männchens, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Vater ist, aber dennoch das Weibchen und seinen Nachwuchs hartnäckig gegen eindringende andere Männchen und auch gegen Seeleoparden und Menschen verteidigt. Dabei beißt das Männchen den Eindringling in den Kopf- und Nackenbereich und versucht, ihn am Vordringen in die Mitte der Eisscholle zu hindern.

Gleichzeitig erlaubt das Weibchen dem beschützenden Männchen keine Annäherung unter 2 m, solange es das Junge säugt. Während das Junge gesäugt wird, nimmt das Muttertier keine Nahrung auf und zehrt nur von den Fettreserven. Das Junge wird 14 bis 21 Tage gesäugt und verfünffacht in dieser Zeit sein Gewicht. Insgesamt gibt das Weibchen 90 Liter Milch aus seinen zwei Zitzen an das Junge und verliert täglich etwa 5,6 kg Gewicht. Die Dicke des Blubber verringert sich von anfangs 6,7 auf 4 cm. Das Männchen nimmt in dieser Zeit weniger Nahrung als üblich auf, verzichtet aber in der Regel nicht ganz auf die Nahrungssuche.

Die Aufopferung des Männchens, das nicht einmal der Vater des Jungtiers ist, liegt darin begründet, dass es sich mit dem Weibchen paaren darf, sobald das Jungtier selbständig ist. Das Paar bleibt dann weitere zwei Wochen zusammen, ehe es sich trennt. Ein Jahr darauf wird das Weibchen das Junge von diesem Männchen zur Welt bringen und sich dann wiederum von einem anderen Männchen verteidigen lassen.

Krabbenfresser werden mit drei bis sechs Jahren geschlechtsreif und haben eine bisher festgestellte maximale Lebenserwartung von 39 Jahren.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Derzeit gibt es keine größeren Bedrohungen für den Krabbenfresser. Die Entwicklung einer großen Krill-Fischerei könnte sich jedoch auf ihre Population und das gesamte antarktische Ökosystem auswirken, wenn sich der Fang in großem Maßstab etabliert. Krankheiten, vor allem die Hundestaupe, sind eine Bedrohung für die antarktischen Robbenpopulationen und können bei Ausbrüchen zu einem Massensterben führen. Dieses Risiko könnte mit dem zunehmenden Tourismus in der Region und den Auswirkungen des Klimawandels zunehmen, auch wenn letzteres derzeit nur unzureichend verstanden wird. Erste Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Zahl der Krabbenfresser zurückgehen könnte, wenn die Temperaturen steigen und das Packeis abnimmt, das ein wichtiger Lebensraum zum Brüten, Ruhen und Vermeiden von Prädatoren ist. Veränderungen im Meereis könnten sich auch auf den Zugang zu den bevorzugten Futtergebieten der Krabbenfresser Robben auswirken.

Populationszahl

Von keiner anderen Robbe gibt es so viele Individuen wie vom Krabbenfresser. Man schätzt den Gesamtbestand auf 30 Millionen Tiere; das bedeutet, etwa jede zweite Robbe auf der Welt ist ein Krabbenfresser. Die Populationsdichte liegt bei 0,5 bis 5 Individuen je Quadratkilometer, wobei sie am Rand des Packeisgürtels am höchsten ist.

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Es wird angenommen, dass diese Robbe in den letzten Jahrzehnten immer häufiger geworden ist, da jedes Jahr mehr Krill zur Verfügung steht. Die durch den Walfang verursachten Bestandseinbrüche der Krill fressenden Bartenwale scheinen in einem direkten Zusammenhang mit dem Populationswachstum der Krabbenfresser zu stehen, da hierdurch ein wichtiger Nahrungskonkurrent der Robben weggefallen ist.

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Ökologische Nische

Der Krabbenfresser ist ein wichtiger Prädator für Krill, der als Beutetier auch die Populationen der Seeleoparden beeinträchtigen kann - sie verzehren etwa 80% aller Krabbenfresser-Welpen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Die Krabbenfresser-Robbe verbringt 8-10 Stunden mit der Nahrungsaufnahme und taucht dabei mehr als 100 Mal.
  • Die Zähne der Krabbenfresser-Robben sind für das effiziente Fressen von Krill ausgelegt. Ihre Zähne haben viele kleine Spitzen, die den Krill aus dem Wasser filtern.
  • Krabbenfresser-Robben mausern sich, um braun oder grau zu werden. Am Ende des Sommers verblasst die Farbe und sie werden weiß.
  • Krabbenfresser-Robben legen große Entfernungen ins Landesinnere zurück. Im Dezember (Sommer in der Antarktis) wurde auf dem Crevasse Valley Glacier ein männliches Jungtier gefunden, 113 km von offenem Wasser entfernt, 920 Meter über dem Meeresspiegel.
  • Wenn sie sich bedroht fühlen, schnauben und zischen Krabbenfresser Robben, zeigen ihre Zähne und rollen sich mehrmals um, was wahrscheinlich eine Taktik ist, die sich entwickelt hat, um Seeleoparden und Schwertwalen auszuweichen.

Referenzen

1. Krabbenfresser artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Krabbenfresser
2. Krabbenfresser auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/12246/0

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