Hausmeerschweinchen
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
SPEZIES
Cavia porcellus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
8-14 years
Gewicht
700-1200
24.7-42.3
goz
g oz 
Länge
20-25
7.9-9.8
cminch
cm inch 

Das Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus form. domestica) ist die Haustierform eines Säugetiers der Familie der Meerschweinchen (Caviidae) und vermutlich eng mit dem Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii) verwandt. Meerschweinchen wurden um 5000 bis 2000 v. Chr. in Südamerika als Nutztier zur Fleisch- und Pelzproduktion domestiziert. In Europa und den USA werden Meerschweinchen vorwiegend als Heimtiere gehalten.

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Im 16. Jahrhundert wurden Hausmeerschweinchen nach Europa exportiert. Deren Nachkommen bilden den gesamten heutigen Bestand in diesen Erdteilen. Jedoch existieren in Südamerika weiterhin unabhängige, ältere Zucht- und Wildlinien. Diese Meerschweinchen sind oft größer als ihre fernen Verwandten in Nordamerika und Europa. In Südamerika werden sie zu rituellen Zwecken und zum Verzehr gehalten. In Europa servierte man Meerschweinchen ebenfalls bis ins 20. Jahrhundert hinein. Als Labortier wurden sie jedoch erst im 18. Jahrhundert eingesetzt. In neuerer Zeit gelang in Südamerika die Züchtung sogenannter Riesenmeerschweinchen, die seitdem in Intensivmast zur Fleischproduktion gehalten werden. In Deutschland sind diese Tiere als Cuys bekannt.

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Aussehen

Bei der Geburt liegt das Gewicht bei etwa 50 bis 140 Gramm, erwachsene Tiere wiegen zwischen 600 und 1300 Gramm (Männchen) beziehungsweise 500 bis 1200 Gramm (Weibchen). Nach etwa einem Jahr ist das Wachstum abgeschlossen. Die Geschlechtsreife tritt aber schon viel früher ein. Für Männchen wird eine Geschlechtsreife mit 3 Wochen angegeben, für Weibchen mit ungefähr 4 Wochen (siehe auch weiter unten Fortpflanzung). Der weibliche Sexualzyklus dauert durchschnittlich 18 Tage.

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Hausmeerschweinchen besitzen sieben Hals-, zwölf Brust-, sechs Lenden-, vier Kreuzbein- und sieben Schwanzwirbel. Trotzdem weisen sie keinen sichtbaren Schwanz auf (ähnlich wie das Steißbein beim Menschen). Das Schlüsselbein ist zurückgebildet. An den Vorderpfoten sind vier, an den Hinterpfoten drei Zehen ausgebildet.

Das Gebiss der Meerschweinchen besitzt insgesamt 20 Zähne, davon sind 4 Schneide- und 16 Backenzähne (ein Schneidezahn, ein Prämolar und drei Molaren pro Kieferhälfte). Zwischen dem Schneidezahn und dem Prämolar befindet sich ein großer zahnfreier Zwischenraum (→ Zahnformel). Der Zahnwechsel findet bereits vor der Geburt im Mutterleib statt, sodass die Jungtiere mit dem bleibenden, bis auf zwei Zähne (die dritten Backenzähne) bereits vollständigen Gebiss geboren werden. Die Zähne besitzen offene Wurzeln, so dass sie zeitlebens wachsen und durch Nagen abgenutzt werden müssen. Pro Woche wachsen sie 1,2 bis 1,5 Millimeter, das sind pro Monat 5 bis 6 Millimeter.

Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser und besitzen deshalb einen großen Verdauungsapparat, welcher etwa ein Viertel der Körpermasse ausmacht. Der gesamte Darm ist ungefähr 2,2 Meter lang, wobei der Dünndarm 1,3 Meter ausmacht. Der Dickdarm des Meerschweinchens ist auf die Aufspaltung von Zellulose spezialisiert. Im Blinddarm befinden sich zahlreiche Bakterien, welche Zellulose aufspalten und Vitamine bilden. Hier wird auch der vitaminreiche Blinddarmkot gebildet, welchen die Tiere nach der Ausscheidung wieder aufnehmen. Meerschweinchen nehmen pro Tag etwa 60 bis 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Das Volumen des Magens beträgt etwa 20 bis 30 Milliliter. Es kann fünf bis sieben Tage dauern, bis die Nahrung den Verdauungstrakt vollständig passiert hat. Meerschweinchen können nicht erbrechen, haben also keine Möglichkeit, Nahrung auf diesem Wege loszuwerden. Wenn ein Meerschweinchen operiert werden muss, darf es auf keinen Fall vorher ausgenüchtert werden, da dies die gesamte Verdauung durcheinanderbringt und außerdem keinen Sinn hat, da die Tiere sowieso nicht erbrechen können. Meerschweinchen besitzen eine Darmflora, welche sich nur langsam auf neue Nahrung einstellen kann. Deshalb dürfen Futterumstellungen niemals zu rasch erfolgen. Obwohl sie reine Pflanzenfresser sind, fressen die Weibchen nach einer Geburt die Nabelschnur des Jungen und meistens auch die Plazenta.

Unterhalb des Afters befindet sich in einer Hautfalte die Perinealtasche, welche nur bei Meerschweinchen vorkommt. Sie ist bei Männchen intensiver ausgebildet als bei Weibchen. Beim Männchen enthält sie Duftstoffe, welche willkürlich entleert werden können, weshalb man annimmt, dass es sich um ein mit der Genitalfunktion zusammenhängendes Duftorgan handelt. Oberhalb des Afters befindet sich die Kaudaldrüse, welche mit Talgdrüsen angereichert ist. Diese Drüse produziert sexuelle Duftstoffe und ist bei geschlechtsreifen Männchen am stärksten ausgebildet.

Die Blutmenge beträgt etwa sechs Prozent des Körpergewichtes. Eine Sonderform der weißen Blutkörperchen bei Meerschweinchen sind die Kurloff-Zellen.

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Verteilung

Erdkunde

Domestizierte Hausmeerschweinchen kommen in der freien Wildbahn nicht vor. Jetzt werden sie als Haustiere in Europa und auf der ganzen Welt eingeführt. Diese Tiere sind in Graslandschaften beheimatet. Sie waren jedoch sehr anpassungsfähig und konnten in verschiedenen Umgebungen überleben.

Gewohnheiten und Lebensstil

Die größten Veränderungen im Verhalten im Laufe der Domestikation kann bei Hausmeerschweinchen im Sozialverhalten der Männchen beobachtet werden. Tschudi-Meerschweinchen leben in Haremsgruppen, bestehend aus einem Männchen und mehreren Weibchen. Die Männchen untereinander sind unter den eingeschränkten Platzverhältnissen in Gefangenschaft absolut unverträglich, es ist nicht möglich, mehrere Männchen zusammenzuhalten, da das stärkere Männchen die schwächeren Männchen töten würde. Nur bei dementsprechend großem Platzangebot in freier Wildbahn bilden sich großräumige Beziehungsgeflechte auch zwischen den Männchen aus, ohne dass sie sich gegenseitig gleich umbringen, sobald sie einander sehen.

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Hausmeerschweinchen dagegen werden traditionell in gemischten Gruppen mit mehreren Männchen und mehreren Weibchen unter vergleichsweise engen Platzverhältnissen gehalten, die Gruppengröße liegt meist zwischen 2 und 5 Tieren. Im Laufe zahlloser Generationen sind Männchen entstanden, die auch auf wenig Platz untereinander verträglich sind. Reine Männchengruppen sind bei Hausmeerschweinchen durchaus möglich. Nach Untersuchungen von Norbert Sachser (1994) lernen junge Böcke das adäquate Verhalten gegenüber ihren Geschlechtsgenossen von anderen männlichen Gruppenmitgliedern. Das lässt den Schluss zu, dass Böcke, die ausschließlich in Gesellschaft von Weibchen oder isoliert aufwachsen, später Probleme mit der Verträglichkeit untereinander haben.

Allgemein ist nicht nur die Aggressionsbereitschaft gesunken, sondern das Imponier- und Drohverhalten ist ausdrucksvoller und wird häufiger gezeigt. In gemischtgeschlechtlichen Großgruppen kann sogar ein Zusammenschluss von mehreren Männchen beobachtet werden, die wiederum stärkere Männchen in Schach halten. In der Regel gelingt den heutigen Hausmeerschweinchen ein relativ stressfreies Zusammenleben.

Das Fluchtverhalten hat sich trotz der langen Domestikationszeit voll erhalten, jedoch flüchten Hausmeerschweinchen unkoordinierter als die Wildform. Während Tschudi-Meerschweinchen auf der Flucht über Hindernisse bis 60 Zentimeter Höhe springen, nutzen Hausmeerschweinchen bevorzugt Versteckmöglichkeiten. Sind keine Versteckmöglichkeiten vorhanden, bildet eine in Panik geratene Meerschweinchengruppe ein Knäuel, wobei jedes Tier bestrebt ist, einen Platz unter seinen Gruppengenossen zu ergattern.

Normalerweise wäre zu erwarten, dass im Laufe der Domestikation auch das Fluchtverhalten abnimmt, was aber eher nicht der Fall ist. Die mangelnde Bereitschaft zu springen ist dagegen ein Domestikationsmerkmal, welches bei vielen Haustierarten, wie etwa der Farbmaus, zu beobachten ist. Tiere, die gut springen und flüchten können, entweichen schneller schon als junge Tiere und stehen deshalb der Zucht nicht mehr zur Verfügung. Dies gilt umso mehr, da Hausmeerschweinchen traditionell nur durch ein niedriges Brett oder ein niedriges Mäuerchen am Ausbrechen gehindert werden.

Tschudi-Meerschweinchen-Böcke verteidigen manchmal ihre Gruppe gegen Prädatoren, um den Weibchen und Jungen die Flucht zu ermöglichen. Ist die Gruppe weit genug geflohen, drehen die Böcke um und fliehen ihrerseits. Dieses Verhalten hat sich bis heute bei den Hausmeerschweinchen erhalten. Es kann jedoch nur unter naturnaher Außenhaltung beobachtet werden.

Hausmeerschweinchen haben einen polyphasischen Aktivitätsrhythmus, das heißt Aktivitäts- und Ruhephasen wechseln sich mehrfach ab. Das gilt nicht nur für den Tag, sondern auch für die Nacht. Rund um die Uhr nehmen Hausmeerschweinchen 60 bis 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Daher ist es sehr wichtig, dass den Tieren rund um die Uhr zumindest Wasser und Heu zur Verfügung stehen. Ihre Hauptaktivitätszeiten können die Tiere an Umweltbedingungen oder Gewohnheiten ihrer Besitzer (Fütterungszeiten, Beschäftigung) anpassen.

Zum Komfortverhalten von Meerschweinchen gehört entspanntes Dösen, bei dem die Meerschweinchen mit dem Kopf auf dem Boden und mit lang ausgestrecktem Körper herumliegen. Die Hinterbeine können dabei entweder zu einer Seite zeigen oder seltener zu beiden Seiten. Wenn sie zu beiden Seiten nach hinten weggestreckt werden, liegen die Beine mit dem Innenschenkel auf dem Boden. Die Vorderfüße liegen entweder unter dem Kopf oder frei zur Seite gestreckt. Auch seitliches Liegen kommt vor.

Haben die Meerschweinchen die Möglichkeit zum Sonnen, sieht man sie oft auch entspannt in der Sonne dösen, solange es nicht zu warm dafür ist.

Schlafen und Dösen wird sehr oft mit Strecken des Körpers und der Vorderbeine und Gähnen beendet. Beunruhigte Meerschweinchen dagegen stehen sofort auf, ohne sich zu strecken und zu gähnen.

Kratzen und Knabbern sind meist häufiger zu beobachten als ausgiebiges Putzen. Zudem können diese als Übersprunghandlung (Verlegenheitsgeste) auftreten.

Die Nase wird mit den Vorderpfoten geputzt, wobei die Laufflächen immer zum Boden hin zeigen und die Zehen leicht nach innen zur Vorderpfotenfläche hin gekrümmt sind. Entweder wird die Nase mit beiden Vorderpfoten gleichzeitig geputzt, wobei sich die Pfoten parallel bewegen, oder es wird nur eine Pfote benutzt. Ein Kratzen der Nase mit einer Hinterpfote ist möglich, wobei die Hinterpfote seitwärts am Körper und Vorderpfoten vorbeigeführt wird und der Kopf der Hinterpfote entgegengedreht wird. Die Vorderpfoten stehen dabei fest auf dem Boden.

Spielverhalten ist bei Meerschweinchen nicht so ausgeprägt wie bei anderen Säugetieren. Man sieht junge Meerschweinchen oft Luftsprünge machen, wobei sie wie Pferde mit den Hinterbeinen ausschlagen oder mit rundem Rücken und allen vier Beinen gleichzeitig in die Höhe springen. Je nach Konstitution und Alter der Meerschweinchen können diese Luftsprünge 5 bis 25 cm Höhe erreichen. Unter allgemein üblichen Haltungsbedingungen erhalten sich diese Luftsprünge bis ins hohe Alter und gelten bei den Haltern als ein Zeichen von Wohlbefinden. Auch die gesamte Gruppe kann durch ein einzelnes Tier zum Hüpfen veranlasst werden, was eine gewisse Ähnlichkeit mit Popcorn hat. So wurde von Meerschweinchenhaltern der Begriff „popcornen“ für diese Luftsprünge geprägt. In sehr großen Außenhaltungsgehegen kommen solche Luftsprünge bei ausgewachsenen Meerschweinchen kaum vor.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, die kein tierisches Eiweiß benötigen. Basis ihrer Ernährung sind Heu oder Gras, das sie unregelmäßig über den Tag verteilt zu sich nehmen. Die Tiere brauchen täglich mindestens zehn Prozent des eigenen Körpergewichts an Frischfutter. Die Aufnahme vieler kleiner Mahlzeiten und ausreichend Ballaststoffe sind wichtig für die Darmperistaltik und damit für den Weitertransport des Nahrungsbreis im Magen-Darm-Trakt. Frisches Wasser und Heu sollte immer angeboten werden. Handelsübliches Körnerfutter, Leckerlies und Knabberstangen mit Getreide sowie Brot sind gesundheitsschädlich.

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Normalerweise haben Meerschweinchen ihre festen Futterstellen im Stall und Käfig, zu denen sie nicht weit zu laufen brauchen. Sie laufen also nur aus ihren Hütten, fressen und ziehen sich wieder zurück. Liegt das bevorzugte Futter auf einem zu kleinen Platz, fangen die Meerschweinchen innerhalb der Gruppe an zu streiten, sie versuchen, sich durch Tritte nach hinten und zur Seite Platz zu verschaffen, und sie schnappen nach ihren Fressnachbarn. Die ranghöheren Tiere setzen sich hierbei meist durch und kommen so an das meiste Futter. Rangniedere Tiere akzeptieren ihren niedrigeren Status prinzipiell, trauen sich meist aber trotzdem ans Futter, ohne zu warten, bis die ranghöheren Tiere fressen oder bis diese fertig sind.

Wird das Futter weiträumig verteilt, verteilen sich die Meerschweinchen, so dass Streitereien weit weniger häufig vorkommen. Generell sind Meerschweinchen aber sehr gierig und gefräßig, insbesondere bei Leckerbissen wie Löwenzahn und Obst, und jederzeit bereit, soziale Ränge zu missachten. Werden sie verjagt, quittieren sie das mit viel Geräusch, ziehen sich aber kaum dauerhaft zurück.

Nur in sehr großen, naturnah gestalteten Außengehegen können alle Verhaltensweisen zur Futtersuche beobachtet werden, die noch von der Wildform erhalten geblieben sind. So legen auch Hausmeerschweinchen regelrechte Trampelpfade zu ihren bevorzugten Futterplätzen an. Steht ihnen eine größere Wildwiese zur Verfügung, ist diese schon nach einigen Tagen durchzogen von solchen Trampelpfaden, die meist in buschige Zonen führen.

Innerhalb von Dickichten werden regelrecht Gänge gefressen und getrampelt, die genau dem Körperumfang der Meerschweinchen entsprechen. Die Futterstellen werden bevorzugt über solche nach oben hin geschlossene Gänge aufgesucht, auch wenn das einen großen Umweg bedeutet. Nur selten entfernen sich die Meerschweinchen weit von den Eingängen solcher Dickichtgänge.

Sind schon Weidetiere gleich welcher Art auf einer Wiese, kommen Hausmeerschweinchen schneller aus ihren Deckungen, als wenn keine Weidetiere auf der Wiese sind. Die Weidetierart ist egal, es können Schafe, Rinder, Pferde, Degus, Kaninchen oder andere Arten sein. Meerschweinchen lernen sehr schnell, Nicht-Weidetiere wie Krähen, Katzen und Singvögel von Weidetieren zu unterscheiden. Auch lernen sie sehr schnell, auf Warnsignale anderer Arten zu reagieren – selbst das Warnklopfen von Kaninchen führt innerhalb weniger Tage zur Flucht. Ansonsten richten sie sich nach dem Verhalten der anderen Weidetiere: Grasen diese ruhig, grasen auch die Meerschweinchen; sobald auch nur ein Weidetier aufschreckt oder die anderen Weidetiere das Grasen einstellen, flüchten alle in Sichtweite befindlichen Meerschweinchen.

Nur noch rudimentär erhalten geblieben ist der Zusammenhalt der Gruppe während des Weidens. Während Tschudi-Meerschweinchen recht eng beieinanderbleiben und es vermeiden, einzeln zu grasen, verteilen sich Hausmeerschweinchen großräumig. Auch kommt es vor, dass einige Meerschweinchen grasen, andere schlafen und die nächsten Körperpflege betreiben – bei den Tschudi-Meerschweinchen macht die Gruppe im Gegensatz dazu alles gemeinsam, ob Fressen, Körperpflege oder Dösen.

Tschudi-Meerschweinchen bilden grundsätzlich auf ihren Wanderungen zu den Weidegründen Karawanen. Hausmeerschweinchen zeigen diese Karawanenbildung nicht mehr so ausgeprägt und hauptsächlich in unbekanntem Terrain.

Hausmeerschweinchen legen nur kurze Strecken bis zu ihren Futterwiesen zurück, auch wenn sie beliebig viel Platz zur Verfügung haben.

Den Kontakt halten Meerschweinchen mit leisen Peillauten, die so ähnlich wie „tuc, tuc, tuc“ klingen. Fast jeder Ortswechsel wird durch solche Laute eingeleitet. Bei Erregung werden diese Kontaktlaute lauter. Dieses führt meist zum Sammeln der Gruppe. Wird ein Meerschweinchen von der Gruppe getrennt oder verläuft sich, ruft es mit lautem Quieken nach der Gruppe, die Gruppe antwortet mit lautem Quieken so lange, bis das verloren gegangene Meerschweinchen wieder zurückgefunden hat oder nicht mehr antwortet. Dieses Quieken wird auch gegenüber dem Halter eingesetzt, um nach Futter zu betteln oder den Halter zu begrüßen. Warnpfiffe klingen sehr ähnlich, bei einigen Hausmeerschweinchengruppen wird zwischen Flugalarm und Bodenalarm unterschieden.

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Paarungsgewohnheiten

Da sich Meerschweinchen sehr schnell vermehren, sollte man, wenn man keine Jungen haben will, Männchen und Weibchen getrennt halten oder sterilisieren/kastrieren. Bei der Neuanschaffung von Meerschweinchen sollte man unbedingt vorher das Geschlecht der Tiere überprüfen und bei Unsicherheit einen Tierarzt konsultieren.

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Die Geschlechtsreife bei Meerschweinchen unterliegt großen Schwankungen. Bei Weibchen gibt es die so genannte Frühreife schon ab drei bis vier Wochen. Um gesundheitliche Störungen auszuschließen, sollte ein Weibchen keinesfalls vor Erreichen des fünften Lebensmonats und einem Gewicht von 700 Gramm, solange es sich also noch im Wachstum befindet, gedeckt werden. Im Alter von 6 bis 12 Monaten ist die beste Zeit, ein Weibchen zum ersten Mal zu decken. Passiert die erste Trächtigkeit jedoch in der Zeit davor oder danach, kann es leicht zu Tot- oder Schwergeburten kommen. Bei Böcken liegt die Geschlechtsreife bei etwa vier bis sechs Wochen nach der Geburt beziehungsweise bei etwa 300 Gramm Gewicht. Es gibt allerdings auch Frühentwickler, die schon mit zwei Wochen beziehungsweise 250 Gramm decken konnten.

Das Weibchen ist alle 14 bis 18 Tage für etwa acht bis elf Stunden brünstig. Wenn der Deckakt mit dem Männchen erfolgreich war, putzen sich beide Tiere ausgiebig. Nachdem die Jungen sich in durchschnittlich 68 Tagen voll entwickelt haben (die Tragdauer kann zwischen 59 und 72 Tagen schwanken), bringt sie das Muttertier innerhalb einer Viertelstunde zur Welt, allerdings kann die Geburt manchmal auch mehrere Stunden dauern. So passiert es nicht selten, dass auch nach drei bis vier Stunden noch Jungtiere geboren werden. Die Jungen sind Nestflüchter, wiegen zwischen 60 und 120 Gramm, haben bereits ein Fell (bei langhaarigen Rassen ist es noch kürzer), offene Augen, können laufen und knabbern bereits wenige Stunden nach der Geburt am Heu, an Obst und Gemüse. Wiegen die Jungtiere bei der Geburt unter 50 Gramm, sollten sie einem Tierarzt vorgestellt werden. Stirbt die Mutter bei der Geburt, brauchen die Kleinen dennoch Milch zum Überleben. Man kann sie einer anderen Mutter geben – manchmal säugt sie die fremden Jungen mit. Sonst müssen die Jungen alle zwei Stunden mit Katzenaufzuchtmilch oder aber Babyheilnahrung (HN-Heilnahrung) und einer Spritze (ohne Nadel) gefüttert werden.

Direkt nach der Geburt der Jungen ist die Meerschweinchendame wieder empfangsbereit, weshalb unkastrierte Männchen dann nicht im Käfig sein sollten, um ein sofortiges Nachdecken zu vermeiden. Ein Weibchen kann ein bis sieben Junge werfen, die Regel sind zwei bis vier. Der erste Wurf ist nicht unbedingt kleiner als die nachfolgenden. Die Jungen werden dann drei Wochen von der Mutter gesäugt, bis sie mit vier bis fünf Wochen (und einem Mindestgewicht von 250 g) abgegeben werden können. Sollten die Jungtiere nach dieser Zeit noch bei der Mutter saugen oder sollten sie leichter sein, dürfen sie auf keinen Fall von der Mutter getrennt werden, da dies zu Verhaltensstörungen und Gesundheitsschäden bei den Jungtieren führt.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Viele Erkrankungen von Meerschweinchen hängen mit der Nahrungsverwertung zusammen. Meerschweinchen haben ein relativ komplexes Verdauungssystem mit recht langer Verweildauer der Nahrung im Darm. Da sie keine Wiederkäuer sind, aber in freier Wildbahn hauptsächlich auf das relativ nährstoffarme Gras angewiesen sind, haben sie im Darm eine empfindliche Bakterienflora, die schon bei Nahrungsumstellungen Probleme machen kann. Das Darmklima ist basisch, und da stark zucker- und stärkehaltige Produkte zu einem sauren Darmklima führen können, sind solche Nahrungsmittel für Meerschweinchen schädlich. Blähungen können innerhalb von Stunden zum Tode führen.

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Oft und zum Teil in Verbindung mit der Verdauung treten auch Zahnfehlstellungen auf, so dass die Zähne (Schneidezähne und Backenzähne) regelmäßig gekürzt werden müssen, da das Tier schlimmstenfalls nicht mehr fressen kann (Brückenbildung). Die Zähne wachsen bei Nagern permanent nach und werden normalerweise durch die Abnutzung auf Länge gehalten.

Probleme mit der Nahrung können beim Meerschweinchen schnell lebensbedrohlich werden, weil sie innerhalb weniger Tage schnell an Gewicht verlieren. Weiter ist ihr Körper nicht in der Lage, Vitamin C selbst zu produzieren. Nimmt der Körper nicht genügend Vitamin C auf, kann es zu einer Mangelerscheinung (Hypovitaminose) kommen.

Ähnlich verbreitet sind Krallenfehlstellungen, zum Teil verursacht durch unnatürlich geringes Abwetzen im Käfig. Ungeschnittene, eingerollte Krallen können zu Ballenabszessen führen.

Erkältungen können zur Lungenentzündung führen. Anzeichen von Erkältung sind Niesen, Augen- und Nasenausfluss und Fressunlust, begleitet von Gewichtsabnahme. Akute Zeichen sind Probleme mit dem Gehen (Lähmungserscheinung) oder flache Atmung. Eine Lungenentzündung verläuft ohne Behandlung oft tödlich.

Lähmungserscheinungen haben viele Ursachen, unter anderem Meerschweinchenlähme, Vitaminmangel, Blähungen, Erkältung, Osteodystrophie oder Verletzungen.

Bei Meerschweinchen häufige Parasiten sind Milben (Trixacarus caviae, Erreger der Meerschweinchenräude), Pelzmilben (Chirodiscoides caviae) und Haarlinge (Gyropus ovalis, Gliricola porcelli, Trimenopon hispidum).

  • Katharina Dittmar de la Cruz: Untersuchungen zum Vorkommen von Ektoparasiten bei domestizierten und wildlebenden Meerschweinchen (Cavia spp.) sowie an präinkaischen Meerschweinchenmumien in Peru, Südamerika. Leipzig 2001 (Leipzig, Universität, Dissertation, 2001).

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Populationszahl

Die weltweite Populationsgröße von Hausmeerschweinchen ist nicht bekannt, da sie nur in Gefangenschaft leben.

Domestizierung

Wann genau Meerschweinchen domestiziert (über Generationen hinweg genetisch isoliert von der Wildform gehalten) wurden, ist nicht bekannt. Je nach Autor wird der Domestikationszeitpunkt zwischen 5000 v. Chr. und 2000 v. Chr. vermutet. Ein archäologischer Nachweis ist aufgrund der kleinen Knochen recht schwierig, eine Festlegung des Domestikationszeitpunktes nach molekulargenetischen Untersuchungen ist noch nicht möglich, da die Mutationsgeschwindigkeit in Frage kommender Gensequenzen noch nicht bekannt ist. Einig ist man sich nur, dass Meerschweinchen zuerst in der Altiplano-Region in Südamerika gehalten wurden. In dieser Gegend findet man auch heute noch Tschudi-Meerschweinchen.

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Die ältesten Funde, die eindeutig dem Hausmeerschweinchen zugeordnet werden können, stammen aus dem nördlichen Zentralhochland Perus. Sie werden um 900 v. Chr. datiert. Weitere Funde stammen aus der Küstenebene Ecuadors, datiert um 500 v. Chr., und dem Moche-Tal, datiert um 200 v. Chr. Zu dieser Zeit waren die Hausmeerschweinchen schon voll domestiziert und hatten alle Merkmale heutiger Hausmeerschweinchen. Beschrieben wurde das Hausmeerschweinchen 1554 von Conrad Gessner.

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DOMESTIZIERUNGSSTATUS Domestiziert

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Referenzen

1. Hausmeerschweinchen artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Hausmeerschweinchen

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