Große gelbkopfgeier
Der Große Gelbkopfgeier (Cathartes melambrotus) ist ein Angehöriger der Neuweltgeier (Cathartidae). Er lebt disjunkt im nördlichen und zentralen Südamerika. Es wurde vermutet, dass die Art eine Allospezies des Kleinen Gelbkopfgeiers (Cathartes burrovianus) ist. Beide Arten kommen aber sympatrisch vor.
Der Große Gelbkopfgeier wird 64 bis 76 cm lang und etwa 1650 Gramm schwer. Er erreicht eine Flügelspannweite von 1,66 bis 1,78 Metern, sein Schwanz ist 25 bis 29 cm lang. Männchen erreichen die gleiche Größe wie die Weibchen. Das Gefieder ist samtschwarz und glänzt mehr als das des Kleinen Gelbkopfgeiers. Im Flugbild von unten ist der Vogel schwarz, die Schwingen und der Schwanz braungrau, die inneren Handschwingen sind heller. Ihre Flügel sind breiter als die des Kleinen Gelbkopfgeiers, ihr Schwanz länger. Der Kopf ist nackt und gelb, am Nacken orange. Die Kopfhaut ist faltig. Der Scheitel und die Haut vor den Augen sind blaugrau. Der Schnabel ist weißlich bis rosa. Die Beine sind schmutzig weiß, die Füße dunkler.
Jungvögel sind im Nacken weniger weißlich.
Der Große Gelbkopfgeier lebt in unberührten Regenwäldern im Amazonasgebiet und meidet offene Landschaften und durch Holzeinschlag beeinträchtigte Wälder. Am östlichen Rand der Anden geht er bis in Höhen von 700 Metern. Das Gebiet, in dem er bisher nachgewiesen wurde, ist geteilt. Am unteren Amazonas lebt er nur südlich des Flusses, am mittleren und oberen Amazonas nur nördlich des Stroms. Außerdem kommt er im südwestlichen Kolumbien, im südlichen Venezuela, im Orinokodelta, in Guyana, Surinam und im östlichen Tiefland Perus vor. Ein kleines, eventuell isoliertes Vorkommen liegt auch in der Mitte des bolivianischen Tieflandes.
Große Gelbkopfgeier suchen einzeln, seltener in kleinen Gruppen auf Höhe der Baumwipfel fliegend nach Kadavern toter mittelgroßer Säugetiere wie Affen, Faultiere oder Opossums. Das Aas spüren sie mit ihrem gut entwickelten Geruchssinn auf. Am Kadaver ist er gegenüber dem im gleichen Gebiet lebenden Truthahngeier dominant. Der Flug des Großen Gelbkopfgeiers ist kraftvoller und weniger schaukelnd als der des Kleinen Gelbkopfgeiers. Große Gelbkopfgeier rasten auf freistehenden Ästen großer Bäume, zusammen mit anderen Geiern.
Ihre Fortpflanzungsbiologie ist unbekannt. Ein brütendes Paar wurde noch nie beobachtet, ein kopulierendes im August.
Die Art gilt als nicht gefährdet und ist im kolumbianischen Teil Amazoniens in vom Menschen unberührten Wäldern der häufigste Geier.
Der Große Gelbkopfgeier ist ein Aasfresser und ernährt sich ausschließlich von Aas. Er ernährt sich von überfahrenen Tieren oder anderen Tierkadavern. Er bevorzugt frisches Fleisch, kann aber oft nicht den ersten Schnitt in den Kadaver eines größeren Tieres machen, da sein Schnabel nicht stark genug ist, um die zähe Haut aufzureißen. Nach einigen Tagen wird sich der Große Gelbkopfgeier nicht mehr von einem Stück Aas ernähren, da das Fleisch zu verwesen beginnt und mit mikrobiellen Toxinen kontaminiert wird. Er trinkt Wasser aus einem Tümpel, einem Teich oder einem anderen bereitgestellten Gefäß. Wie andere Geier spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie Aas entsorgen, das andernfalls ein Nährboden für Krankheiten sein könnte.
Der Große Gelbkopfgeier sucht mit seinem scharfen Sehvermögen nach Aas auf dem Boden, nutzt aber auch seinen Geruchssinn, eine Fähigkeit, die in der Vogelwelt ungewöhnlich ist. Er ortet Aas, indem er den Geruch von Ethylmercaptan wahrnimmt, ein Gas, das durch die beginnende Verwesung toter Tiere entsteht. Der Geruchslappen seines Gehirns, der für die Verarbeitung von Gerüchen zuständig ist, ist im Vergleich zu anderen Tieren besonders groß. Diese Eigenschaft der Andenkondoren hat sich der Mensch zunutze gemacht: Ethylmercaptan wird in Pipelines injiziert, und Ingenieure, die nach Lecks suchen, folgen den Geiern.
Königsgeier, denen die Fähigkeit fehlt, Aas zu riechen, folgen den Großen Gelbkopfgeiern zu Kadavern, wo der Königsgeier die Haut des toten Tieres aufreißt. Dies ermöglicht dem kleineren Großen Gelbkopfgeier den Zugang zu Nahrung, da sein Schnabel nicht stark genug ist, um die Haut größerer Tiere zu zerreißen. Dies ist ein Beispiel für die gegenseitige Abhängigkeit der Arten. Er wird im Allgemeinen sowohl von Truthahngeiern als auch von Königsgeiern von den Kadavern verdrängt, da sie größer sind.