Vorderindisches Schuppentier

Vorderindisches Schuppentier

Vorderindische schuppentier, Indien-schuppentier

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Manis crassicaudata
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
13 years
Höchstgeschwindigkeit
5
3
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
5-35
11-77
kglbs
kg lbs 
Länge
45-75
17.7-29.5
cminch
cm inch 

Das Vorderindische Schuppentier oder Indien-Schuppentier (Manis crassicaudata) ist eine Säugetierart aus der Familie der Schuppentiere (Manidae). Es stellt einen großen Vertreter der Schuppentiere dar, dessen Verbreitungsgebiet Südasien („Vorderindien“) umfasst. Dort bewohnt die Schuppentierart dichte Wälder, offene Landschaften und auch teils wüstenartige Gebiete. Sie ist nachtaktiv, einzelgängerisch und bodenlebend, kann aber auch gut in Bäumen klettern. Die Hauptnahrung stellen Ameisen und Termiten dar, über die genaue Lebensweise gibt es aber nur wenige Informationen. Allgemein gilt das Vorderindische Schuppentier als selten und sein Bestand ist durch zunehmende Jagd stark bedroht. Hauptsächlich die Schuppen, aber auch andere Körperteile dienen in lokalen medizinischen Bräuchen als Heilmittel, ebenso gelangen sie häufiger auch auf den internationalen Schwarzmarkt. Ein weiterer Gefährdungsfaktor ist die hohe menschliche Bevölkerungsdichte im Verbreitungsgebiet. Erstmals erwähnt wurde diese Schuppentierart im Jahr 1803.

Aussehen

Das Vorderindische Schuppentier ist ein großer Vertreter der Schuppentiere. Es erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 51 bis 75 cm und eine Schwanzlänge von 33 bis 47 cm. Der Schwanz ist damit deutlich kürzer als der restliche Körper. Das Gewicht schwankt zwischen 10 und 16 kg. Männliche Tiere sind in der Regel größer als weibliche, ein besonders großes Exemplar aus Rajasthan maß insgesamt 170 cm in der Gesamtlänge und wog über 32 kg. Eine Untersuchung von 10 Individuen vom Pothohar-Plateau in Pakistan ergab durchschnittlich etwas größere Körpermaße. So variierten die Körperlängen ausgewachsener Tiere zwischen 76,2 und 84,3 cm, die Schwanzlängen zwischen 53 und 71 cm und das Körpergewicht von 11 bis 20 kg. Charakteristisch ist der bei allen Schuppentieren ausgebildete Schuppenpanzer, der die Oberseite des Kopfes, den Rücken und die Flanken, die Außenseiten der Gliedmaßen sowie den Schwanz bedeckt. Er besteht aus bis zu 294 einzelnen Schuppen, die einheitlich gelbbraun gefärbt und äußerst massiv gestaltet sind. Ihre Größe variiert je nach Körperlage. Die kleinsten Schuppen befinden sich am Kopf und sind nur 2 cm lang. Am größten werden sie am Rumpf und weisen dort eine Länge von 6,5 bis 7,0 cm und eine Breite von bis zu 8 cm auf, wobei sie zwischen 7 und 10 g wiegen. Am Rumpf sind die Schuppen in 13 bis 15 Reihen angeordnet. Die Größe der Schuppen nimmt dabei nach hinten zu. Auf der Rückenlinie des Körpers verläuft vom Kopf bis zur Schwanzspitze eine einzelne Reihe an Schuppen, die Anzahl beträgt insgesamt 46, davon entfallen 14 bis 16 auf den Schwanz. Der Schwanz ist äußerst massiv, an der Wurzel kann er einen Umfang von 30 cm aufweisen. Das Ende des Schwanzes ist vollständig mit Schuppen bedeckt und zeigt keine freie Hautstelle. Zwischen den einzelnen Schuppen sprießen lange, dünne Haare von heller Färbung, die auch auf den unbeschuppten Körperpartien nur spärlich vorhanden sind. Die Haut ist braun gefärbt, nur an der Nase erscheint sie dunkler. Die kleinen Augen besitzen eine dunkle Iris, die Ohren werden durch einen verdickten Knorpelkamm von maximal 2 cm Länge angezeigt. Die Zunge misst bis zu 42,5 cm und erreicht somit mehr als ein Drittel der Gesamtlänge der Tiere. Die Vorderbeine sind geringfügig länger als die Hinterbeine. Die Gliedmaßen enden sowohl vorn als auch hinten in je fünf Strahlen, die gebogene Krallen tragen. Die hinteren Krallen sind kürzer als die vorderen. Am Vorderfuß ist die mittlere zusätzlich verlängert und als Grabkralle ausgebildet.

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Der Schädel besitzt eine Länge von 9 bis 16 cm und ist konisch geformt mit einem relativ langen und kräftigen Rostrum. Der Jochbogen zeigt sich typischerweise nicht geschlossen. Die Wirbelsäule umfasst 7 Hals-, 15 Brust-, 6 Lenden-, 3 Kreuzbein und 26 bis 30 Schwanzwirbel. Die vorderen Lendenwirbel besitzen außerordentlich gut entwickelte Wirbelbögen.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet des Vorderindischen Schuppentiers umfasst das nord- und südöstliche Pakistan, den größten Teil Indiens, das südliche Nepal sowie die Insel Sri Lanka. Ursprünglich kam es auch in Bangladesch (mit Ausnahme der Küstenregion) vor, wo es jedoch höchstwahrscheinlich verschwunden ist. Zweifelhafte Berichte liegen zudem aus Myanmar und China vor. Die Schuppentierart bewohnt eine Reihe von Lebensräumen wie tropische Regenwälder, Sekundärwälder und Grasländer. In Pakistan ist sie auch in Dornbuschsavannen nachgewiesen, so dass sie auch eine gewisse Toleranz für Trockengebiete zeigt. Sofern ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden sind, können die Tiere auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen angetroffen werden. In der Regel bewohnt das Vorderindische Schuppentier Flach- und Hügelländer. Auf Sri Lanka wurde es bis in Höhen von 1100 m beobachtet, in den Nilgiri-Bergen im südlichen Indien bis in Höhen von 2300 m. Allgemein gilt die Schuppentierart als selten, die geringste Populationsdichte wird für die Refugien in den westlichen und östlichen Randbereichen des Verbreitungsgebietes angenommen. Untersuchungen vom pakistanischen Pothohar-Plateau ergaben nur 0,005 bis 0,015 Individuen je Hektar. Das Verhältnis von Männchen zu Weibchen liegt dabei Untersuchungen zufolge bei 1,6:1.

Vorderindisches Schuppentier Lebensraum-Karte
Vorderindisches Schuppentier Lebensraum-Karte
Vorderindisches Schuppentier
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Gewohnheiten und Lebensstil

Das Vorderindische Schuppentier ist einzelgängerisch und hält sich vorwiegend am Boden auf, Tiere in den Regenwäldern Sri Lankas klettern aber auch gelegentlich auf Bäume. Die Lebensweise ist aufgrund seltener Sichtungen weitgehend unerforscht. Die Hauptaktivität findet während der Dämmerung und nachts zwischen 17:00 und 05:00 Uhr statt. Verstärkte Aktivitäten konnten bei Untersuchungen von Tieren in Gefangenschaft zwischen 20:00 und 21:00 sowie zwischen 23:00 und 24:00 Uhr festgestellt werden, wobei die längste Phase rund zwei Stunden dauerte. Die Schuppentierart gräbt ihre eigenen Baue, die sich häufig unter großen Felsen befinden. Dabei lockert ein Tier das Erdreich mit den Vorderfüßen und stößt es mit den Hinterfüßen weg. Bei tieferen Bauen schiebt es die Erde rückwärts kriechend mit den Vorderfüßen raus. Ein einzelner Bau erreicht, abhängig von der Bodenbeschaffenheit, zwischen 1,5 m Länge in Gebieten mit festeren und 6 m in solchen mit lockeren Böden. Die Eingänge sind zwischen 23 und 30 cm groß, sie sind in der Regel mit Schlamm verdeckt. Neben den Schlafbauen, die regelmäßiger aufgesucht werden, können noch kurzfristig gegrabene Fressbaue unterschieden werden. Diese sind weitaus häufiger, mit 20 bis 35 cm Länge deutlich kürzer und zeichnen sich durch eine Anhäufung mit Überresten von Insekten aus. Untersuchungen in Pakistan ergaben, dass das Vorderindische Schuppentier seine Baue gern in der Nähe von Ziziphus- oder Acacia-Sträuchern anlegt. Am Boden bewegt sich die Schuppentierart vierfüßig mit dem Gewicht auf dem äußeren Rand der Krallen des Vorderfußes fort, die zudem nach unten umgeklappt sind und nach hinten zeigen. Weiterhin ist der Rücken durchgebogen und der Schwanz wird parallel zum Boden gehalten. Gelegentlich richtet sie sich auf den Hinterbeinen auf, um die Umgebung zu erkunden. Sie ist zudem ein guter Baumkletterer und sichert sich dabei mit dem Schwanz um den Stamm oder Ast gelegt ab. Bei Gefahr stößt das Vorderindische Schuppentier einen Zischlaut aus und rollt sich meist zu einer Kugel zusammen, mit dem Schwanz über dem Kopf, sodass die scharfen Schuppen die schuppenfreien Körperstellen schützen. Es kann aber auch Schläge mit dem Schwanz ausführen. Am Gesäß befinden sich Duftdrüsen, die ein gelbliches Sekret mit moschusartigem Geruch versprühen, was möglicherweise der Markierung dient.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Nahrung besteht vorwiegend aus Ameisen und Termiten, doch ist das Vorderindische Schuppentier weniger strikt myrmecophag als die anderen asiatischen Schuppentiere. So konsumiert es neben den ausgewachsenen Insekten auch deren Larven und Eier, letztere werden meist bevorzugt. Die Nahrung suchen die Tiere überwiegend am Boden und stöbern sie dort mit ihrem hervorragenden Geruchssinn auf, wobei sie beständig schnüffeln und sich orientieren. Aus Sri Lanka liegen Berichte vor, dass die Schuppentierart auch baumlebende Ameisen frisst, die sie beim Klettern erbeutet. Die Ameisen- und Termitenbauten werden mit den Krallen der Vorderfüße aufgebrochen, bei der Nahrungsaufnahme schnellt die lange, klebrige Zunge in kurzen Abständen aus dem Maul und befördert die Beute dann hinein. Einzelne Individuen des Vorderindischen Schuppentiers gehen sehr selektiv bei der Auswahl der Beute vor und fressen nur bestimmte Ameisen- und Termitenformen, die genauen Arten sind aber in vielen Fällen unbekannt. Analysen von Mageninhalten vom Pothohar-Plateau in Pakistan erbrachten unter anderem Ameisen der Gattung Camponotus und Termiten der Gattung Odontotermis. Ähnliches ergaben Untersuchungen im Yagirala-Waldreservat im südwestlichen Sri Lanka, hier kommen zusätzlich noch die Ameisenvertreter Oecophylla, Anoplolepis und Monomorium hinzu. In beiden Regionen fand sich ein großer Anteil an Bodensubstraten in den Mageninhalten, der mitunter mehr als die Hälfte des Volumens ausmachen kann. Neben staatenbildenden Insekten wurden in einzelnen untersuchten Mageninhalten auch Reste von Käfern und Schaben sowie Häute von Würmern nachgewiesen. Bei Tieren im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu konnte der Verzehr von weichschaligen Landschnecken beobachtet werden. Das Vorderindische Schuppentier trinkt Wasser und setzt dabei ebenfalls die Zunge ein. Tiere in wüstenartig trockenen Regionen kommen längere Zeit ohne Wasser aus.

Paarungsgewohnheiten

Über die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt. Höchstwahrscheinlich pflanzt sich das Vorderindische Schuppentier über das gesamte Jahr hin fort, Geburten wurden von Januar bis August sowie von November bis Dezember registriert. Auf dem Pothohar-Plateau im westlichen Verbreitungsgebiet fanden Sichtungen von Jungtieren verstärkt von Dezember bis April statt. Während der Paarungszeit teilen sich männliche und weibliche Tiere möglicherweise einen Bau und sind zudem teils tagaktiv. Die Tragzeit wird mit 65 bis 80 Tagen angenommen. Meist kommt ein Junges, selten auch zwei zur Welt. Dieses ist rund 30 cm lang, einschließlich eines 12 bis 13 cm langen Schwanzes, und 235 bis 400 g schwer. Neugeborene haben geöffnete Augen und weiche Schuppen mit einzelnen sprießenden Haaren zwischen diesen. Sie können schon von Geburt an krabbeln. Meist trägt die Mutter das Jungtier auf der Schwanzwurzel, bei Gefahr rollt es sich mit diesem zusammen ein, um es so zu schützen. Über die Lebenserwartung der Art in freier Wildbahn ist nichts bekannt. Ein Tier verbrachte über 19 Jahre im Zoo von Oklahoma City.

POPULATION

Populationsgefährdung

Als äußere Parasiten sind vor allem Zecken bekannt. Weiterhin wurde das Vorderindische Schuppentier als Träger des Protozoons Toxoplasma und des Darmegels Echinostoma identifiziert.

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Das Vorderindische Schuppentier wird stark bejagt, zum Teil wegen des Fleisches, das lokal als Nahrungsmittel dient. Die Schuppen und andere Körperteile, etwa das Gehirn oder Körperfett, aus dem beispielsweise Öle gewonnen werden, gelten als Heilmittel oder Aphrodisiakum in örtlichen Traditionen und die Haut wird zur Herstellung von Leder genutzt. Zunehmend ist das Vorderindische Schuppentier aber auch in den internationalen Handel eingebunden, der vor allem die Schuppen betrifft, die in Ostasien für die Traditionelle Chinesische Medizin eingesetzt werden. So wurden auf dem Pothohar-Plateau in Pakistan zwischen Januar 2011 und April 2012 von Behörden allein 118 getötete oder gefangene Tiere sichergestellt. Wie die anderen Arten der Schuppentiere auch ist das Vorderindische Schuppentier seit dem Jahr 2000 durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (CITES) geschützt. Daher ist auch jeglicher Handel mit den Tieren oder deren Körperteilen verboten (zero annual export quota des CITES). Ein Großteil des Verbreitungsgebietes der Schuppentierart gehört darüber hinaus zu den am dichtesten von Menschen besiedelten Gebieten überhaupt. Zwar kann sich das Vorderindische Schuppentier auch an von Menschen beeinflusste Areale anpassen, doch stellt die anhaltende Lebensraumzerstörung eine weitere große Bedrohung für seinen Bestand dar. Untergeordnet werden einzelne Tiere auch Opfer von Verkehrsunfällen. Die IUCN listet die Art daher als „stark gefährdet“ (endangered) und geht von einer stark rückgängigen Populationsgröße aus. Das Vorderindische Schuppentier ist in mehreren Naturschutzgebieten präsent, so im Chitwan-Nationalpark in Nepal und im Gir-Nationalpark in Indien.

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Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Population des Vorderindischen Schuppentiers. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.

Ökologische Nische

Da diese Tiere Insektenfresser sind, können sie die Insektenpopulationen in ihrem Verbreitungsgebiet beeinflussen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Vorderindische Schuppentiere haben starke Krallen, mit denen sie Ameisennester und Termitenhügel angreifen.
  • Das Indische Schuppentier hat viel größere Schuppen als die drei asiatischen Schuppentierarten.
  • Normalerweise ein scheues Tier, sind Vorderindische Schuppentiere dafür bekannt, dass sie in Dörfer eindringen und sich durch Beton in Häuser graben.
  • Die Schuppen eines Schuppentiers bestehen aus Keratin, der gleichen Proteinsubstanz wie unsere Haare und Nägel, die "Zähne" der Bartenwale, die Hörner der Nashörner und die Krallen der Bären (und anderer Krallentiere).
  • Schuppentierbabys werden am Schwanzansatz ihrer Mutter herumgetragen.
  • Schuppentiere fressen Ameisen und Termiten mit ihren langen klebrigen Zungen und verzehren bis zu 70 Millionen im Jahr.

Coloring Pages

Referenzen

1. Vorderindisches Schuppentier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Vorderindisches_Schuppentier
2. Vorderindisches Schuppentier auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/12761/0

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