Der Schildrabe (Corvus albus) ist der in Afrika am weitesten verbreitete Rabenvogel. Seinen deutschen sowie seinen wissenschaftlichen Namen verdankt er der Schild-förmigen weißen (lat. albus) Brust- und Halspartie.
Mit einer Körperlänge von 45–53 cm ist der Schildrabe etwas größer als die Saatkrähe, ein in Europa verbreiteter Rabenvogel. Das Gefieder ist glänzend schwarz bis auf die weiße Brust, die Schultern und das weiße Halsband. Schnabel und Füße sind ebenfalls schwarz. Sein Ruf wird beschrieben als ein heiseres „ar-ar-ar-ar“ oder „karh-karh-karh“.
Der Schildrabe ist vom Senegal, dem Sudan, Nord-Äthiopien und Somalia bis zum Kap verbreitet (mit Ausnahme von Ost-Namibia und Süd-Botswana), weiters auf der Insel Bioko im Golf von Guinea sowie auf einigen Inseln vor der Ostküste Afrikas (Sansibar, Pemba, Komoren, Aldabra, Assomption und Madagaskar). Er ist der einzige Rabenvogel Madagaskars. Das Foto oben rechts entstand im Etosha-Nationalpark in Namibia.
Der Schildrabe zieht offenes Gelände Waldgebieten vor, er ist an den Ufern von Binnengewässern, an Meeresküsten sowie in Kulturlandschaften anzutreffen und sucht oft die Nähe menschlicher Ansiedlungen.
Man trifft ihn in Höhen bis 4500 m an, beispielsweise am Kilimandscharo.
Schildraben sind sehr soziale Vögel, die in der Regel paarweise oder in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche gehen, sich aber auch in großen Schwarmbildenden versammeln, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Sie schlafen in Gemeinschaftsschlafplätzen in städtischen Parks in großen Bäumen mit vielen Hunderten von anderen Vögeln. Dieser Vogel ist dafür bekannt, dass er größere Vögel mobbt: kleine Raubvögel bis hin zu großen Geiern. Er kann selbst von kleineren Vögeln gemobbt werden. Er pirscht sich auch an Meeresvögel heran, um sie zu fressen. Diese Art ist in ihrem großen Verbreitungsgebiet im Allgemeinen sedentär. Je nach Verbreitungsgebiet kommt es zu einigen saisonalen oder lokalen Bewegungen. Nach der Brutzeit wurden Bewegungen beobachtet: Die erwachsenen Vögel sind wahrscheinlich sedentär, während die Jungen in neue Reviere ziehen. Die Schildrabe gibt, wie viele Krähen, den typischen gutturalen "kraaak"-Laut von sich, ein kurzes "krow" oder ein tieferes "rrawrr". Sie gibt auch ein trockenes Rasseln "tarrrrrh" oder "torrrrrh" von sich. Andere Laute sind nasal, kehlig, hohl und flach, und oft wird gleichzeitig mit dem Kopf gewippt und der Schwanz bewegt.
Neben Aas findet der Schildrabe auch seine lebende Beute vorwiegend am Boden: Insekten und andere Wirbellose, kleinere Reptilien und Säugetiere sowie junge Vögel – letztere erbeutet er gelegentlich auch im Flug. Es gibt Berichte, nach denen Schildraben schlafende Flughunde getötet und gefressen haben. Auch Eier aus den Gelegen anderer Vögel stehen auf ihrem Speiseplan.
In menschlichen Siedlungen sucht er nach Abfällen, auf Getreidefeldern macht er sich über die frische Saat oder das reife Getreide her. Den Kontakt zu Menschen meidet er dabei. Regelmäßig werden Schildraben – manchmal in großer Zahl – dabei beobachtet, wie sie die Umgebung von Schlachthäusern nach Verwertbarem absuchen.
Der Schildrabe baut in vorzugsweise hohen, freistehenden Bäumen oder auf Telegrafenmasten ein großes Nest aus natürlichen Materialien wie Reisern oder Gräsern, er verwendet aber auch Lumpen. Die blass-grünlichen, braun gesprenkelten vier bis fünf Eier werden – abhängig vom Breitengrad – in der Zeit von September bis November (Süd-Frühling) abgelegt. Die Brutzeit beträgt 18–19 Tage; die Eier werden mit Nistmaterial bedeckt, wenn das brütende Weibchen das Nest verlässt. Die Nestlingszeit (die Zeit vom Schlüpfen bis zum Flüggewerden der Jungen) beträgt etwa 45 Tage. An der Aufzucht der Jungen sind beide Geschlechter beteiligt.
Die Schildrabe hat ein extrem großes Verbreitungsgebiet und kann lokal sehr häufig vorkommen. Sie ist derzeit nicht bedroht.
Laut IUCN ist die Schildrabe in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet und häufig, aber es gibt keine Schätzung der Gesamtpopulation. Derzeit wird diese Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihre Bestände bleiben stabil.
Schildraben haben sowohl eine positive als auch eine negative Bedeutung. Aufgrund ihrer abwechslungsreichen Ernährung können sie Gärten und landwirtschaftliche Nutzpflanzen beschädigen. Positiv ist, dass sie auch Aas fressen und damit nicht nur den Menschen, sondern dem gesamten Ökosystem, in dem sie leben, helfen.