Die Singdrossel (Turdus philomelos) ist eine Vogelart, die zur Familie der Drosseln (Turdidae) und zur Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes) gehört. Sie ist in der gemäßigten und der borealen Zone der westlichen und zentralen Paläarktis beheimatet und zählt dort zu den häufigen waldbewohnenden Arten. Europäische Vögel überwintern im westlichen Europa oder im Mittelmeerraum. Im Südosten Australiens und in Neuseeland wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts als Neubürger (Neozoon) eingeführt.
Ta
TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
Al
AllesfresserAls Allesfresser, Omnivore oder Pantophage werden Tiere bezeichnet, deren Nahrung sich aus verschiedenartiger Kost aus Pflanzen und Tieren zusammen...
Ba
BaumbewohnerBaumbewohnende Fortbewegung ist die Fortbewegung von Tieren in Bäumen. In Lebensräumen, in denen Bäume vorhanden sind, haben sich die Tiere so entw...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
Ov
OviparieAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Re
RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
An
Ansammlung bildendNe
NesthockerMo
MonogamMonogamie bezeichnet bei Tieren eine lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art. Beim Menschen ist mit dem...
Al
Allgemein solitärAllgemein solitär lebende Tiere sind solche, die ihre Zeit getrennt verbringen, sich aber an Futterplätzen versammeln, am selben Ort schlafen oder ...
Ti
TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
S
beginnt mitDie Singdrossel ist mit 20–22 cm Körperlänge etwas kleiner als eine Amsel und wirkt zudem zierlicher und kurzschwänziger. Die Flügellänge beträgt durchschnittlich 80 mm. Das Durchschnittsgewicht liegt im Winter bei etwa 70 g, das Minimalgewicht zu Ende der Brutzeit bei 60 g. Wenn zur Zugzeit Fettdepots gebildet wurden, kann eine Singdrossel bis zu 90 g wiegen.
Der Oberkopf ist warm graubraun, es ist ein hellerer Überaugenstreif angedeutet, der meist jedoch nur im Bereich der Stirn deutlich abgesetzt wirkt. Die Zügel sind dunkelbraun und zeigen eine helle Sprenkelung. Die Ohrdecken sind hellbraun. Nacken, Halsseiten und vorderer Rücken sind warm braun, die übrige Oberseite ist graubraun bis olivbraun. Das Kinn und die vordere Kehle sind beige bis rahmfarben, die Vorderbrust und die Flanken sind mit einer gelblich braunen Färbung überhaucht, die fließend in das matte Weiß der hinteren Brust und des Bauches übergeht. Die Unterseite ist zudem mit schwarzbraunen Flecken gemustert, die auf Kinn und Kehle länglich und schmal sind und sich zu einem Bartstreif verdichten. Dieser ist durch einen ungemusterten, hellen Rand zum braunen Zügel hin abgesetzt. Zum Bauch hin werden die Flecken größer sowie rundlich fächerförmig und bilden angedeutete Reihen. Im Frühjahr können sie umgekehrt V-förmig beziehungsweise herzförmig aussehen. Zu den Flanken hin werden sie bisweilen heller, auf dem Unterbauch spärlicher. Die Steuer- und Flügelfedern sind zu einem großen Teil braun mit einer rötlich braunen, helleren Außenfahne. Die drei inneren Armschwingen sind oft undeutlich hell gesäumt. Die großen und mittleren Armdecken tragen einen hellen Spitzenfleck. Die Unterflügeldecken sind rostgelb und heben sich im Flug deutlich vom sonst eher graubraun bis grau wirkenden Unterflügel ab.
Das Auge ist dunkelbraun und trägt einen rahmfarbenen Ring. Der Schnabel ist schwarzbraun mit gelblichen Unterschnabelästen. Die Füße sind bei adulten Tieren gelbbraun bis bräunlich rosa, im Jugendkleid rosa-perlmuttfarben.
Ein Sexualdimorphismus ist nicht ausgeprägt. Lediglich die Durchschnittsmaße sind bei Männchen etwas größer.
Im Jugendkleid ist die Oberseite wärmer braun und zeigt eine intensiv zimtgelbe Fleckung auf Schultern und Rücken. Die Unterseite ist gelblicher als bei adulten Tieren, und die Fleckenzeichnung auf der Unterseite weniger kontrastreich.
Die Singdrossel kann mit der Misteldrossel verwechselt werden, die jedoch um ein Fünftel größer ist, eine tropfenförmig-runde, sehr grobe Fleckung der Unterseite aufweist und oberseits eher stumpf graubraun gefärbt ist. Der deutlich länger wirkende Schwanz zeigt an den Außenfedern weiße Spitzen und der Flug ist wellenförmig. Auch die Rotdrossel ist ähnlich, jedoch kleiner, zeigt kräftig fuchsrote Flanken und im Flug ebensolche Unterflügeldecken. Zudem ist die Unterseite eher streifig gefleckt und das Kopfmuster aus hellem Überaugenstreif und hellem Bartstreif sehr viel deutlicher.
Die Singdrossel ist in der West- und Zentralpaläarktis beheimatet, wo sie die gemäßigte und die boreale Zone bewohnt. Sie kommt – mit Ausnahme von Island und den südlichen Mittelmeerregionen – in ganz Europa vor. Im Osten erstreckt sich ihr Vorkommen bis zum Baikalsee. Im westlichen Teil ihrer Verbreitung reicht diese von 40° bis 70° N, im östlichen Teil von 50 bis 65°. Zudem besiedelt sie einen Streifen, der durch die nördliche Türkei nach Transkaukasien und südlich des Kaspischen Meeres bis in den Iran reicht.
Im Südosten Australiens und in Neuseeland wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt und ist in Neuseeland sowie den umliegenden Inseln weitverbreitet. In Australien beschränkt sich ihr Vorkommen trotz weiterer Einbürgerungsversuche auf die Umgegend von Melbourne.
Die Singdrossel besiedelt eine Vielzahl von Waldtypen, zeigt allerdings eine Vorliebe für Nadelbäume, viel und dichten Unterwuchs, Schatten und hohe Feuchtigkeit. Im Gegensatz zu anderen Drosselarten ist sie nicht auf Waldrandhabitate oder freie Flächen zur Nahrungssuche angewiesen. Besonders gern nimmt sie Fichtenjungwuchs als Nistgelegenheit an.
In den Alpen und den Mittelgebirgen ist sie besonders in Waldbeständen mit Fichten und Weißtannen anzutreffen. Dies können reine Nadelwälder aber auch Mischwälder mit Fichteneinstreuungen und -unterwuchs sein. Im reinen Laubwald ist sie meist seltener.
Im Tiefland kommt sie außer in unterholzfreien Buchenalthölzern und ähnlichen Lebensräumen in allen Waldformen vor. Bevorzugt werden aber junge Fichtenaufforstungen und feuchte, unterholzreiche Habitate wie Au- oder Moorwälder. Zudem tritt sie hier auch in kleinteiligeren Habitaten wie Wacholderheiden, Feldgehölzen, Pappelreihen mit Unterwuchs und ähnlichem auf. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts dringt sie auch vermehrt in urbane Lebensräume wie Gartensiedlungen, Parks oder Friedhöfe vor.
Im Norden und in der Höhenverbreitung wird das Vorkommen der Singdrossel durch Fehlen bevorzugter Waldformen begrenzt, so reicht ihr Vorkommen in Fennoskandien bis an die Birkenzone. Im Süden begrenzt die zunehmende Trockenheit der Habitate ihre Verbreitung. Ihre Verbreitung ist dort oft auf Gebirgszüge beschränkt.
Singdrosseln sind in der Regel nicht gesellig, obwohl mehrere Vögel im Winter zusammen übernachten oder in geeigneten Nahrungshabitaten lose miteinander vergesellschaftet sind, vielleicht mit anderen Drosseln wie der Amsel, der Wacholderdrossel, der Rotdrossel und der Schwarzkehldrossel. Während der Tierwanderung ziehen Singdrosseln hauptsächlich nachts mit einem starken und direkten Flugverhalten. Sie fliegen in lockeren Schwärmen, die das Meer auf breiter Front überqueren, anstatt sich an kurzen Kreuzungen zu konzentrieren (wie es bei der Migration großer Segelflüge der Fall ist), und rufen häufig, um den Kontakt zu halten. Die Tierwanderung kann in den östlichsten und nördlichsten Teilen des Verbreitungsgebiets bereits Ende August beginnen, aber die meisten Vögel, die kürzere Strecken zurücklegen müssen, ziehen von September bis Mitte Dezember nach Süden. Die Tierwanderung findet von Mitte Februar bis Mai statt. Singdrosseln ernähren sich tagsüber und finden ihre Beute auf Sicht. Auf offenem Gelände jagen sie im Laufschritt und durchwühlen die Laubstreu auf der Suche nach potenzieller Nahrung. Diese Vögel haben einen kurzen, scharfen 'tsip'-Ruf, der auf der Tierwanderung durch ein dünnes, hohes 'seep' ersetzt wird, und ihr Alarmruf ist ein 'chook-chook'. Der Gesang des Männchens, der von Bäumen, Dächern oder anderen erhöhten Sitzplätzen ertönt, ist eine laute, klare Folge von musikalischen Phrasen, die zwei- bis viermal wiederholt werden: 'filip filip filip codidio codidio quitquiquit tittit tittit tereret tereret tereret', unterbrochen von knirschenden Tönen und Mimikry.
Wie die Amsel jagt die Singdrossel ihre Nahrung auf dem Boden. Sie bewegt sich dabei sehr schnell und bleibt dann ruckartig stehen. Singdrosseln ernähren sich von Regenwürmern, Insekten oder auch Beeren, fressen aber sehr wahrscheinlich nicht die Früchte der Misteln. Des Weiteren stellen Schnecken eine wichtige Nahrungsquelle dar. Hier bevorzugt sie Bänderschnecken, deren Gehäuse sie auf einem Stein – der Drosselschmiede – zerschmettert, um an das Schneckenfleisch zu gelangen.
In der Zeit von April bis Juli werden zwei Bruten von der Singdrossel aufgezogen. Sie brütet in einem stabilen Nest aus Gras und Laub in Astgabeln von Laub- und Nadelbäumen. Die Mulde des Nestes wird aus feuchtem Holzmulm gefertigt. Die Eier der Singdrossel haben eine himmelblaue Färbung. Die Brutdauer beträgt 12 bis 14 Tage.
Obwohl Singdrosseln weltweit nicht bedroht sind, gab es in Teilen Europas ernsthafte Bestandsrückgänge, die möglicherweise auf veränderte landwirtschaftliche Praktiken zurückzuführen sind. Die genauen Gründe für den Rückgang sind nicht bekannt, könnten aber mit dem Verlust von Hecken, der Umstellung auf eine Aussaat im Herbst statt im Frühjahr und möglicherweise dem vermehrten Einsatz von Pestiziden zusammenhängen. Diese Veränderungen könnten die Verfügbarkeit von Nahrung und Nistplätzen verringert haben. In Gärten kann der Einsatz von Giftködern zur Bekämpfung von Schnecken eine Bedrohung darstellen. In städtischen Gebieten werden einige Drosseln getötet, wenn sie die harte Oberfläche von Straßen nutzen, um Schnecken zu zertreten.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Singdrossel auf 75.000.000-119.999.999 ausgewachsene Individuen. In Europa besteht die Brutpopulation aus 24.400.000-38.400.000 Paaren, was 48.800.000-76.800.000 ausgewachsenen Individuen entspricht. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihr Bestand nimmt heute zu.