Tyrrhenische landdeckelschnecke
Tudorella sulcata, ungebräuchlich auch Tyrrhenische Landdeckelschnecke genannt, ist eine auf dem Land lebende Schnecken-Art aus der Familie der Landdeckelschnecken (Pomatiidae) in der Ordnung der Sorbeoconcha. Molekularbiologische Arbeiten zeigten, dass es sich bei der früheren (Groß-)Art um eine Artkomplex von wahrscheinlich sieben Arten handelt.
Die konischen, leicht bauchigen Gehäuse sind 12 bis 18 mm hoch und 10 bis 15 mm breit. Es ist ein leichter Sexualdimorphismus in der Größe vorhanden; die Weibchen sind im Durchschnitt etwas größer als die Männchen. Die Gehäuse haben 5 stark gewölbte Windungen mit einer tiefen Naht. Die letzte Windung nimmt etwa die Hälfte der Gesamthöhe ein und löst sich von der vorigen Windung ab. Der Gehäuseapex ist zugespitzt. Die ersten 2,5 embryonalen Windungen sind glatt. Die Ornamentierung besteht aus feinen Radialstreifen, die in unregelmäßigen Abständen aufeinander folgen sowie ab der 3. Windung aus sehr deutlich ausgebildeten Spirallinien. Die Mündung ist rundlich mit einem leicht winkligen Ende. Sie ist innen orangefarben. Der Mundsaum ist etwas umgebogen, liegt jedoch der vorigen Windung nicht auf.
Die Gehäuse sind weißlich bis orangefarben oder sogar rot mit dunkleren Bändern. Das Operkulum ist sehr fest und hat nur wenige Windungen. Es besteht aus zwei Schichten, der hornigen, nicht verkalkten unteren Lage und der bis auf den eingesenkten und exzentrischen Nucleus verkalkten porigen oberen Lage. Die Außenseite ist konvex gewölbt, mit einem breiten geflügelten Feld (das in die winklige Ecke der Mündung passt), einem kräftigen, schmalen Spindelkallus und einem dickeren Spiralfeld. Die Oberfläche ist mit kleinen, recht kurzen Rippen bedeckt. Der Rand ist aufgeraut. Die hornige Lage ist gelblich und nur wenig weiter als die verkalkte Lage.
Das Verbreitungsgebiet der Art variiert erheblich, je nachdem ob man das Taxon weit fasst oder sehr eng. In der weiten Fassung des Taxon (= Artkomplex) erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von Nordafrika (Tunesien, Algerien, Marokko) nach Südspanien und Südportugal, Südfrankreich bis auf die Mittelmeerinseln Korsika, Sardinien, Sizilien und Malta.
Nach den neueren molekularbiologischen Daten von Pfenninger u. a. (2010) verbergen sich in der bisherigen weiten Fassung des Taxons mindestens fünf Arten. Das Verbreitungsgebiet von Tudorella sulcata s. str. zeigt drei disjunkte Areale, ein kleines Gebiet in Ostalgerien (Constantine, Jijel und Bejaia), Sardinien und Südfrankreich.
Pfenninger u. a. (2010) und Jesse u. a. (2011) schließen aufgrund mitochondrialer Haplotypen darauf, dass der Ursprung der Art in Sardinien war, da hier die höchste Haplotypendiversität beobachtet wurde. Sowohl in Sardinien wie auch in Südfrankreich wurden algerische Haplotypen gefunden. Dagegen hatten die untersuchten Populationen in Sardinien und Südfrankreich keine nur ihnen gemeinsame Haplotypen. Jesse u. a. (2011) erklären diese Haplotypenverteilung damit, dass die Art von neolithischen Seefahrern absichtlich oder unabsichtlich von Sardinien nach Algerien gebracht wurde. Wesentlich später wurde die Art von Algerien nach Südfrankreich verschleppt.
Die Tiere kommen meist in der Nähe der Küsten bis nur wenige Zehnerkilometer landeinwärts und bis 100 m über Meereshöhe vor. Sie leben auf Kalksteingeröllfeldern, die von lichten Pinienwäldern oder Gebüschen bewachsen sind, oder unter Kalkfelsen in sehr trockenen Biotopen.
Die Art gilt in Frankreich durch die rasche Erschließung küstennaher Gebiete als gefährdet. Eine im 19. Jahrhundert beschriebene Population im Département Alpes-Maritimes gilt als ausgestorben.