Der Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) ist die häufigste Hirschart Nordamerikas. Er ist deutlich kleiner und zierlicher als die oft in gleichen Regionen verbreiteten Wapitis.
Te
Temporaler SpezialistAls temporaler Spezialist wird eine Tierart bezeichnet, die in Bezug auf den circadian genannten, vierundzwanzigstündigen Rhythmus von Tag- und Nac...
Pf
PflanzenfresserPflanzenfresser sind als Primärkonsumenten eine der Gruppen, in die die Ökologie die Konsumenten einteilt. Die nächsthöhere trophische Ebene stelle...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
La
LaufEin cursorialer Organismus ist ein Organismus, der speziell an das Laufen angepasst ist. Ein Tier kann als flüchtig gelten, wenn es die Fähigkeit h...
Ve
VerbissAls Verbiss bezeichnet man das Abbeißen von Knospen, Blättern oder Zweigen vor allem an landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich erwünschten Pfl...
We
WeidegängerWeidegang ist eine Fütterungsmethode, bei der ein Pflanzenfresser Pflanzen wie Gräser oder andere mehrzellige Organismen wie Algen frisst. In der L...
Ne
NestflüchterVi
ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
An
Ansammlung bildendPo
PolygyniePolygynie ist ein Paarungssystem, bei dem ein Männchen mit mehreren Weibchen lebt und sich mit ihnen paart, aber jedes Weibchen sich nur mit einem ...
Al
Allgemein solitärAllgemein solitär lebende Tiere sind solche, die ihre Zeit getrennt verbringen, sich aber an Futterplätzen versammeln, am selben Ort schlafen oder ...
Do
DominanzhierarchieTi
TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
W
beginnt mitTi
Tiere der US-StaatenIm Winter ist das Fell fast zinngrau, im Sommer dagegen rötlicher und oben dunkler als unten. Namengebend ist der Schwanz, der oberseits braun ist, unterseits aber weiß. Auf der Flucht wird er aufgerichtet, so dass man ein weißes „Fluchtsignal“ sieht. Nur die Männchen tragen ein Geweih. Es wird jeweils nach der Brunft abgeworfen und danach wieder neu gebildet. Beide Geweihstangen sind halbkreisförmig nach vorne und außen gerichtet und tragen normalerweise sechs oder sieben Sprossen.
Die Größe variiert stark zwischen den Unterarten. Bei den Tieren der nördlichen USA beträgt die Schulterhöhe etwa 1,0 bis 1,1 m und das Gewicht des Männchens zwischen 100 und 150 kg. Weibchen sind geringfügig kleiner und leichter. Nach Süden hin werden die Unterarten kleiner. Auf den Florida Keys leben Weißwedelhirsche mit einer durchschnittlichen Schulterhöhe von 60 cm und einem Gewicht von 35 kg (Inselverzwergung). Die Lebenserwartung beträgt ungefähr zehn Jahre.
In der Regel tragen nur die Männchen ein Geweih. Es gibt jedoch Phänotypen, bei denen auch die Weibchen Geweihe tragen. Ebenso existiert eine geweihlose Morphe von Männchen, die aber offenbar fortpflanzungsfähig sind. Ein weiterer Phänotyp an Männchen verliert die samtartige Haut über den Geweihstangen nicht, die gewöhnlich abgeworfen (gefegt) wird, sobald das Geweih ausgebildet ist. Dieser Phänotyp weist auch einen Körperbau auf, der eher dem der Weibchen entspricht. Sie gelten als unfruchtbar. In einigen Regionen beträgt der Anteil solcher Weißwedelhirsche 10 Prozent an der Gesamtpopulation, kann aber vereinzelt auch deutlich höher sein. Die Biologin Joan Roughgarden argumentiert deshalb, dass der Anteil zu hoch ist, als dass der Anteil als für die Gesamtpopulation als schädlich betrachtet werden kann.
Der Weißwedelhirsch ist von Südkanada bis Peru und Nordbrasilien verbreitet. Er gehört zu den am weitesten verbreiteten Hirscharten überhaupt. Die Tiere sind einer Vielzahl unterschiedlichster Habitate angepasst. Es gibt sie sowohl in den großen Wäldern Neuenglands als auch in der Prärie, in den Sümpfen der Everglades ebenso wie in den Halbwüsten Mexikos und Arizonas. In Südamerika bewohnt der Weißwedelhirsch Galeriewälder, küstennahes Buschland und die Nordhänge der Anden, fehlt aber im Regenwald. In Mittel- und Südamerika sind Weißwedelhirsche generell sehr viel seltener als in Nordamerika (siehe Bedrohung und Schutz).
Weißwedelhirsche wurden auch in anderen Teilen der Welt eingeführt. 1934 brachte man wenige Tiere nach Finnland, wo sie sich inzwischen stark vermehrt und selbsttätig in benachbarte Staaten Skandinaviens ausgebreitet haben. Auch in Tschechien gibt es eine eingeschleppte Population. Außerdem ist der Weißwedelhirsch eine von sieben Hirscharten, die in Neuseeland zu Jagdzwecken eingebürgert wurden.
Generell ist der Weißwedelhirsch eher ein Einzelgänger als ein Herdentier. Dies gilt allerdings nur bedingt, denn vor allem außerhalb der Paarungszeit finden sich Weibchen ebenso wie Männchen immer wieder zu losen Verbänden zusammen. Zur Brunft suchen die Männchen einzelne Weibchen – anders als Wapitis versuchen sie nicht, einen Harem zu unterhalten.
Die Weibchen (Alttiere) bringen nach einer Tragzeit von etwa 200 Tagen ein bis zwei, sehr selten auch drei oder vier Kälber zur Welt. Wie viele junge Hirsche sind die Kälber bei der Geburt mit weißen Flecken überzogen.
Der Weißwedelhirsch lebt von Blättern, Gräsern, Knospen, Beeren und anderen Wildfrüchten sowie von Baumrinden. Er hat eine Vielzahl von Feinden, neben dem Menschen vor allem Wölfe, Pumas, Bären und Kojoten und in Süd- und Mittelamerika auch den Jaguar.
Weißschwänze sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Zweigen, Rinde, Blättern, Sträuchern, den Nüssen und Früchten der meisten Pflanzen, Flechten und anderen Pilzen. Pflanzen wie Yucca, Huajillo-Gestrüpp, Feigenkaktus, Ratama, Comal und eine Reihe von zähen Sträuchern können die Hauptstütze der Ernährung eines Weißschwanzes sein, wenn er in einem Wüstengebiet lebt. Obwohl Weißwedelhirsche fast ausschließlich Pflanzenfresser sind, ernähren sie sich bei Bedarf auch von nistenden Singvögeln, Feldmäusen und in Nebelnetzen gefangenen Vögeln.
Weißschwänze sind polygyn, und die Böcke kämpfen während der Paarungszeit heftig, wobei die Gewinner in der Lage sind, sich mit den Weibchen in der Umgebung zu paaren. Die Saison dauert von Oktober bis Dezember. Die Trächtigkeitsdauer beträgt etwa 6 Monate. Ein Weibchen bringt im ersten Jahr der Zucht in der Regel ein Kitz zur Welt, später werden jedoch 2 Kitze geboren. Die Kitze können sofort nach der Geburt laufen und sind nur wenige Tage später in der Lage, an der Vegetation zu knabbern. Auf der Suche nach Nahrung lassen die Mütter ihre Jungen in der Vegetation versteckt. Im Alter von etwa 4 Wochen beginnt ein Kitz, seiner Mutter auf der Suche nach Nahrung zu folgen. Im Alter von 8 - 10 Monaten werden sie entwöhnt. Im Alter von einem Jahr verlassen junge Männchen ihre Mütter, aber junge Weibchen bleiben oft zwei Jahre lang bei ihnen. Die meisten von ihnen (insbesondere die Männchen) pflanzen sich in ihrem zweiten Jahr fort.
Vor der Ankunft der europäischen Siedler gab es allein in Nordamerika schätzungsweise 40 Millionen Weißwedelhirsche. Sie wurden von den Indianern gejagt, was aber wenig bis keine Auswirkungen auf die Bestandszahlen hatte. Die Kolonisten jagten die Hirsche wegen ihrer Felle und Häute, aber auch zum Vergnügen. Bis 1900 gingen die Populationen rapide zurück, bis es nur noch 500.000 dieser Tiere in Nordamerika gab. Seitdem hat eine Regulierung der Jagd zu einer weitgehenden Verbesserung geführt, aber regional ist die Lage sehr unterschiedlich.
Es gibt Gegenden, wie zum Beispiel das Gebiet der Großen Seen, in denen Weißwedelhirsche wieder so häufig wie einst sind. In den USA gibt es nun wieder 14 Millionen Weißwedelhirsche. In Mexiko, Zentral- und Südamerika gehen die Zahlen aber weiter zurück.
Einige Unterarten sind nahezu ausgestorben und stehen auf der Roten Liste der IUCN. Dies sind:
Laut der Roten Liste der IUCN wird die Population des Weißwedelhirsches in den Vereinigten Staaten auf über 11.000.000 Individuen geschätzt, von denen ein Drittel auf den Bundesstaat Texas entfällt. Die geschätzte Population in Kanada beträgt eine halbe Million Individuen. Insgesamt wird diese Art derzeit auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.
Weißwedelhirsche können durch ihre Weidegänger einen großen Einfluss auf Pflanzengemeinschaften haben, insbesondere dort, wo sie zahlreich vorkommen. Diese Hirsche sind auch ein wichtiges Beutetier für viele große Prädatoren.