Die Geierschildkröte (Macrochelys temminckii) ist eine in den USA beheimatete Schildkröte aus der Familie der Alligatorschildkröten (Chelydridae) und eine von drei Arten aus der Gattung der Geierschildkröten (Macrochelys). Sie gilt als eine der größten Süßwasserschildkröten der Welt.
Der Carapax ist braun, grau oder schwarz. Auf ihm sind, durch die höckerartig nach hinten gezogenen Rückenschilde, drei kräftige Kiele ausgebildet. Der Hinterrand des Carapax ist grob gesägt. Als Besonderheit befindet sich bei der Geierschildkröte eine Reihe von Zwischenschilden (Supramarginale) zwischen Rippen- und Randschilden (Costale und Marginale). Dies ist bei Jungtieren ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur Schnappschildkröte (Chelydra serpentina). Der kreuzförmige Bauchpanzer (Plastron) ist grau bis gelblich-braun.
Der Kopf der Geierschildkröte ist massig und der stark hakige Oberkiefer ist schnabelartig langgezogen, was dieser Schildkröte den deutschen Namen einbrachte. Dabei sind ihre Augen seitwärts gerichtet, können vor dem Zuschnappen aber auch nach vorn gerichtet werden. Kopf und Hals sind mit höckerigen, stachelartigen Tuberkeln überzogen. Der Schwanz ist im Verhältnis zum Panzer sehr lang und besitzt einen Höckerkiel auf seiner Oberseite. Die Weichteile sind grau bis bräunlich und oben dunkler als unten. Zwischen den mit kräftigen Krallen besetzten Zehen befinden sich Schwimmhäute. Eine weitere Besonderheit ist ihre Zunge. Auf ihr sitzt ein rötlicher Fortsatz, der zur Jagd auf Beute eingesetzt wird. Die Männchen sind größer als die Weibchen, außerdem ist bei ihnen der Abstand von Plastronrand bis Kloakenöffnung größer. Sie erreichen eine Größe bis 90 cm. Dabei können große Exemplare bis 80 Kilogramm schwer werden.
Der Lebensraum der Geierschildkröte sind größere Gewässer, Flüsse und Seen mit weichem, schlammigem Bodengrund. Sie fühlt sich auch in Brackwasser wohl. Die Flusssysteme, in denen die Schildkröte vorkommt, münden in den Golf von Mexiko.
Die Geierschildkröte ist stark an das Wasser gebunden und verlässt es eigentlich nur zur Eiablage. Sie liegt mit geöffnetem Maul am Bodengrund im Schlamm versunken und bewegt den rötlichen Zungenfortsatz. Durch diesen werden Fische angelockt, die versuchen den vermeintlichen Wurm zu schnappen. Die Schildkröte wiederum schnappt nach dem Fisch, sobald er in ihr Maul geschwommen ist. Außerdem erbeutet sie Wasservögel, Frösche, Schlangen, kleinere Schildkröten, Schnecken, Würmer und Insekten. In Gefangenschaft wird sie auch mit Mais gefüttert.
Die Tiere paaren sich von Februar bis April. Die 10 bis 50 Eier werden dann im April bis Juni abgelegt. Sie sind ungefähr 35 bis 45 mm groß und benötigen 100 bis 110 Tage zum Schlupf.
Echte Alligatoren-Schnappschildkröten ernähren sich fast ausschließlich von Fleischfressern. Ihre natürliche Ernährung besteht hauptsächlich aus Fischen und Fischkadavern, Mollusken, Aas und Amphibien. Sie fressen auch Schlangen, Krebse, Würmer, Wasservögel, Wasserpflanzen, andere Schildkröten und manchmal sogar Alligatoren.
Echte Alligatoren-Schnappschildkröten sind polygyn (promiskuitiv), was bedeutet, dass sich sowohl Männchen als auch Weibchen mit mehreren Partnern paaren. Ihre Brutzeit findet jedes Jahr statt, im frühen Frühjahr im südlichen Teil ihres gesamten Verbreitungsgebiets und im späteren Frühjahr im Norden. Das Weibchen baut ein Nest und legt etwa zwei Monate später ein Gelege mit 10-50 Eiern ab. Das Geschlecht der Jungtiere hängt von der Temperatur ab, bei der die Eier bebrütet werden. Die Nester werden in der Regel mindestens 50 Meter vom Ufer entfernt gegraben, um zu verhindern, dass sie überflutet werden und ertrinken. Die Brutzeit dauert 100 bis 140 Tage, und die Jungtiere schlüpfen im Frühherbst. Sie sind bei der Geburt unabhängig und brauchen keine elterliche Fürsorge. Junge Echte Alligatoren-Schnappschildkröten erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa 12 Jahren.
Die Geierschildkröte ist in ihrem Bestand gefährdet. Früher war sie in ihrem Lebensraum häufig, wurde aber zur Herstellung von Schildkrötensuppe in den Vereinigten Staaten bis in die 1970er und 80er Jahre in großen Mengen gefangen.
Nach § 3 der Bundesartenschutzverordnung ist es in Deutschland verboten, Geierschildkröten zu besitzen, anzubieten, zur Abgabe vorrätig zu halten, feilzuhalten, an andere abzugeben oder sie zu züchten. Ausgenommen sind nur Tierhaltungen unter zoologisch fachkundiger Leitung, die ganz oder überwiegend juristischen Personen des öffentlichen Rechts gehören.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen enthalten keine Angaben zur Gesamtpopulation der Echten Alligatoren-Schnappschildkröte. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als Gefährdet (VU) eingestuft.
Echte Alligatoren-Schnappschildkröten sind sehr wichtig, denn sie sind die wichtigsten Prädatoren und Aasfresser in ihrer Umgebung. Diese Schildkröten tragen dazu bei, die Populationen ihrer Hauptbeutetiere zu kontrollieren und ihren Lebensraum zu säubern, indem sie sich von Aas ernähren.