Seidenreiher
Reich
Stamm
Klasse
Unterklasse
Teilklasse
Überordnung
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Egretta garzetta
Populationsgrösse
660,000-3.1Mln
Lebensdauer
up to 22 years
Gewicht
350-550
12.3-19.4
goz
g oz 
Länge
55-65
21.7-25.6
cminch
cm inch 
Spannweite
88-106
34.6-41.7
cminch
cm inch 

Der Seidenreiher (Egretta garzetta) gehört zur Familie der Reiher aus der Ordnung Pelecaniformes. Es werden vier Unterarten unterschieden. Die Art hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet. In Mitteleuropa ist der Verbreitungsschwerpunkt in Ungarn, kleine lokale Ansiedelungen gibt es aber auch in allen anderen mitteleuropäischen Ländern.

Aussehen

Der Seidenreiher ist wesentlich kleiner als Graureiher und Silberreiher. Er erreicht eine Körpergröße von 55 bis 65 Zentimeter und wiegt zwischen 280 und 710 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt etwa 90 Zentimeter. Es besteht kein Sexualdimorphismus.

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Das Gefieder ist völlig weiß, der Schnabel und die Beine sind hingegen schwarz. Die Füße sind gelb. Die nackte Haut des Zügels ist grau bis grau-grünlich. Zur Hochbalz ist sie kurzzeitig leuchtend purpurrot. Er fliegt wie alle Reiher mit s-förmig gekrümmtem Hals.

Im Prachtkleid trägt der Seidenreiher einen Schopf von feinen Schmuckfedern, denen er wohl auch seinen Namen verdankt. Vom Silberreiher unterscheiden ihn außer der Größe und dem schwarzen Schnabel seine gelben Füße.

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Verteilung

Erdkunde

Länder
Australien, Österreich, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Volksrepublik China, Tschechien, Guinea-Bissau, Hongkong, Kasachstan, Südkorea, Mehr anzeigen Nordkorea, Republik Moldau, Polen, Slowakei, Syrien, Tansania, Turkmenistan, Uganda, Albanien, Algerien, Angola, Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Benin, Bhutan, Botswana, Brunei, Bulgarien, Burkina Faso, Burundi, Kambodscha, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Kroatien, Republik Zypern, Elfenbeinküste, Dschibuti, Ägypten, Äquatorialguinea, Eritrea, Äthiopien, Frankreich, Gabun, Gambia, Georgien, Deutschland, Ghana, Griechenland, Guinea, Ungarn, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Italien, Japan, Jordanien, Kenia, Kuwait, Laos, Libanon, Lesotho, Liberia, Libyen, Malawi, Malaysia, Mali, Malta, Mauretanien, Montenegro, Marokko, Mosambik, Myanmar, Namibia, Nepal, Neuseeland, Niger, Nigeria, Oman, Pakistan, Palau, Papua-Neuguinea, Philippinen, Katar, Rumänien, Russland, Ruanda, Senegal, Serbien, Seychellen, Sierra Leone, Singapur, Salomonen, Somalia, Südafrika, Südsudan, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Schweiz, Republik China (Taiwan), Thailand, Togo, Tunesien, Ukraine, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigte Staaten, Usbekistan, Vietnam, Westsahara, Jemen, Sambia, Simbabwe, Barbados, Antigua und Barbuda, Irland (Insel), Israel, Niederlande, Nordmazedonien, Portugal, Osttimor, Türkei, Vereinigtes Königreich, Föderierte Staaten von Mikronesien, Saudi-Arabien, Slowenien, Afghanistan, Dänemark, Staat Palästina, Kanada, Dominica, Finnland, Guadeloupe, Guyana, Lettland, Liechtenstein, Luxemburg, Malediven, Mongolei, Norwegen, St. Vincent und die Grenadinen, St. Lucia, St. Kitts und Nevis, Suriname, Schweden, Trinidad und Tobago Weniger anzeigen

Das Verbreitungsgebiet des Seidenreihers reicht von Südeuropa und Nord-, West- und Südafrika sowie Madagaskar über Kleinasien bis nach Japan. Die Art kommt außerdem im Südosten Asiens, auf Neuguinea und Australien sowie in kleiner Zahl auch auf Neuseeland vor.

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In Europa ist der Seidenreiher vor allem in Südeuropa verbreitet, dringt aber in den letzten Jahren immer weiter nach Norden vor. In Deutschland ist er seltener als Silberreiher oder Purpurreiher anzutreffen, jedoch regelmäßig in geringer Zahl zu beobachten.Der Seidenreiher ist je nach geografischer Lage des Vorkommens Kurz- bis Mittelstreckenzieher oder Standvogel. Die meisten europäischen Brutvögel sind Zugvögel, jedoch variiert der Standvogelanteil der Population, wo es das Klima erlaubt. Er überwintert an der Atlantik-Küste Englands, Frankreichs und der Iberischen Halbinsel sowie in Nordafrika und der Türkei. Hier kommt es jedoch in ungewöhnlich kalten Wintern zu Bestandseinbrüchen. Die Vögel ziehen ansonsten bis in die nördlichen Tropen Afrikas. Zu den weitesten nachgewiesenen Zugstrecken gehört der Zug von Brutvögeln der Camargue nach Mali, Gambia und Ghana, von Spanien bis nach Guinea, von Ungarn bis nach Sierra Leone. Nachgewiesen sind auch zwei Überquerungen des Atlantiks. Brutvögel Spaniens wurden dabei auf Trinidad und Martinique nachgewiesen. Europäische Brutvögel ziehen in der Regel nach Süden und Südwesten, der Zug beginnt im August und kann bis zur ersten Dezemberhälfte andauern. Sie kehren im März zurück, so dass Zugvögel der europäischen Brutkolonien ihre Brutplätze etwa ab April besetzen. Da die Art eine Neigung zur Zugprolongation aufweist, finden sich im Frühjahr und Sommer oft einzelne Individuen nördlich des normalen Brutareals.

Der Seidenreiher hält sich besonders gerne an seichten, durchwachsenen kleinen Tümpeln und Teichen auf, die möglichst umbuscht und umwaldet sind. Er benötigt ausgedehnte offene Flachwasserbereiche und naturnahe Überschwemmungsgebiete. Da er seine Nahrung bevorzugt im Seichtwasser sucht, findet man ihn heute häufig in Reisfeldern oder an flachen Fischteichen. Ähnlich wie der Kuhreiher schließt er sich gelegentlich weidenden Großsäugern an.

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Seidenreiher Lebensraum-Karte
Seidenreiher Lebensraum-Karte
Seidenreiher
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Seidenreiher ist ein tagaktiver Vogel, der sowohl am Schlafplatz als auch während der Nahrungssuche gesellig lebt. Seidenreiher setzen eine Reihe unterschiedlicher Taktiken bei der Nahrungssuche ein. Sie sind in der Regel aktive Jäger, die beispielsweise durch vibrierende Fußbewegungen Beutetiere aufscheuchen oder Seichtwasser und Sumpfwiesen rasch durchlaufen. Seidenreiher, die im australischen Kakadu-Nationalpark bei der Nahrungssuche beobachtet wurden, verbrachten 59,8 Prozent ihrer Zeit damit, reglos auf Beutetiere zu warten. Bei der aktiven Nahrungssuche bewegten sie sich langsam durchschnittlich 5,8 Meter nach vorne, versuchten mehr als zwei Mal pro Minute Beutetiere zu greifen und waren dabei in mehr als 54 Prozent der Fälle erfolgreich. Der Erfolg bei der Nahrungssuche ist dabei bei einer Gruppenjagd höher als bei der einzelnen Nahrungssuche. Sie fressen kleine Fische, Frösche, Eidechsen, Würmer, Mollusken und Wasserinsekten.

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Seidenreiher erreichen ihre Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Vermutlich führen sie eine monogame Saisonehe. Das Nest wird bevorzugt in gemischten Reiherkolonien angelegt. Der Nestabstand beträgt häufig weniger als zwei Meter. Das Männchen verteidigt ein kleines Territorium erst nach der Anpaarung mit einem Weibchen.

Das Männchen trägt das Nistmaterial ein, das vom Weibchen verbaut wird. Der Legebeginn ist in Europa ab Mitte/Ende April. In Ungarn kommt es vereinzelt sogar noch zu Gelegen im August. Das Gelege umfasst drei bis fünf Eier. Der Legeabstand beträgt ein bis zwei Tage. Die Eier sind langoval und grünlichblau, sie bleichen während der Brutzeit etwas aus. Die Brutzeit dauert 21 bis 22 Tage und beginnt mit der Ablage des ersten Eis. Beide Elternvögel sind an der Brut beteiligt. Die Nestlinge werden von beiden Elternvögeln gefüttert. Jungvögel verlassen nach dreißig Tagen das Nest und weichen auf benachbarte Äste aus. Mit 40 bis 45 Lebenstagen sind die Jungvögel flügge. Der älteste bislang gefundene Ringvogel erreichte ein Alter von 22 Jahren und vier Monaten.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Seidenreiher sind Fleischfresser (piscivorous) Vögel. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Fischen, aber sie fressen auch Amphibien, kleine Reptilien, Säugetiere und Vögel sowie Krebstiere, Weichtiere, Insekten, Spinnen und Würmer.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Seidenreiher sind monogam. Das bedeutet, dass sich Männchen und Weibchen nur mit einem Partner paaren. Sie nisten in Kolonien, oft zusammen mit anderen Watvögeln. Bei den Nestern handelt es sich in der Regel um Plattformen aus Stöcken, die in Bäumen oder Sträuchern oder in Schilfgürteln oder Bambushainen gebaut werden. An einigen Orten, wie den Kapverdischen Inseln, nisten diese Vögel auf Klippen. Paare verteidigen ein kleines Revier, das sich in der Regel etwa 3 bis 4 m vom Nest entfernt befindet. Das Weibchen legt 3 bis 5 Eier, die von beiden Elternteilen 21 bis 25 Tage lang bebrütet werden. Die Eier sind oval und haben eine blasse, nicht glänzende, blaugrüne Schalenfarbe. Nach dem Schlüpfen sind die Küken mit weißen Daunenfedern bedeckt und werden von beiden Elternteilen gepflegt. Etwa 3 Wochen nach dem Schlüpfen beginnen die Küken, sich im Nest zu bewegen und in die nahen Äste zu klettern. Sie werden nach 40 bis 45 Tagen flügge und können den Erwachsenen folgen, um zu lernen, wie sie sich selbst ernähren.

POPULATION

Populationsgefährdung

Früher wurden Seidenreiher wegen ihrer Federn für die Dekoration von Hüten gejagt. Heute sind diese schönen Vögel durch den Verlust ihres Lebensraums, die Zerstörung von Feuchtgebieten, Umweltverschmutzung und den Wettbewerb um Nistbäume bedroht.

Populationszahl

Der Seidenreiher wurde im 19. Jahrhundert stark bejagt, da seine Federn in der Modeindustrie verarbeitet wurden. Diese Verfolgung hatte zum Teil einen dramatischen Rückgang zur Folge. Erst nach 1910 setzte eine Erholung ein, in deren Folge Ungarn 1928 und Frankreich 1931 wieder von Seidenreiher besiedelt wurde. Seit den 1950er Jahren kam es zu deutlichen Zunahmen und einer Ausbreitung in allen Brutgebieten Europas. Diese Bestandserholung hat auch dazu geführt, dass sich Seidenreiher außerhalb des geschlossenen Verbreitungsareals angesiedelt haben. So kam es in Tschechien 1963 und 1988 zu Einzelbruten und seit 1997 brütet er dort regelmäßig. Ähnliches gilt für die Slowakei, wo der Seidenreiher seit 1989 zum regelmäßigen Brutvogelbestand zählt. In den Niederlanden und in Belgien ist der Seidenreiher seit 1995 ein regelmäßiger Brutvogel, in Deutschland gab es mehrfach vereinzelte Bruten. Prognosen zur Bestandsentwicklung, die auf Klimamodellen beruhen, gehen davon aus, dass sich das Verbreitungsgebiet des Seidenreihers weiter nach Norden verschieben wird und er sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem in Mitteleuropa regelmäßigen Brutvogel entwickeln wird.

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Der europäische Gesamtbestand betrug zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen 68.000 und 94.000 Brutpaare. Mehr als 10.000 Brutpaare kamen jeweils in Italien, Spanien und Frankreich vor. Der mitteleuropäische Verbreitungsschwerpunkt ist Ungarn, wo zwischen 600 und 1.000 Brutpaare brüten. Alle anderen mitteleuropäischen Länder weisen einen Brutvogelbestand auf, der deutlich unter fünfzig Brutpaaren liegt.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Bei der Jagd im Wasser kann der Seidenreiher einen oder beide Flügel ausbreiten, um das Wasser zu beschatten und eine bessere Sicht auf die Beute zu haben.
  • Während der Brutzeit hat der erwachsene Seidenreiher zwei lange Federn im Nacken, die einen Kamm bilden. Diese Federn sind etwa 150 mm (6 Zoll) lang, spitz und sehr schmal.
  • Einst waren die Federn des Seidenreihers sehr begehrt, um Hüte zu schmücken; im 19. Jahrhundert wurden die Federn wertvoller als Gold.
  • Obwohl der Flug des Seidenreihers langsam ist, ist er sehr stark und kann auf der Tierwanderung weite Strecken zurücklegen.

Referenzen

1. Seidenreiher artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Seidenreiher
2. Seidenreiher auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/62774969/86473701
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/705915

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