Die West-Kreischeule (Megascops kennicottii) ist eine Art aus der Familie der Eigentlichen Eulen. Sie kommt in acht Unterarten ausschließlich in Nord- und Zentralamerika vor. Gemeinsam mit der Ost-Kreischeule kommt sie innerhalb der Gattung der Kreischeulen am weitesten nördlich vor.
Mit einer Körpergröße von etwa 23 Zentimetern ist die West-Kreischeule innerhalb ihrer Gattung eine mittelgroße Art. Sie kommt in einer grauen und – deutlich seltener – in einer braunen Farbmorphe vor. Sie hat kurze, spitz zulaufende Federohren und einen graubraunen Gesichtsschleier. Die Körperunterseite ist etwas heller als die Oberseite und weist dunkle, breite Längsstreifen sowie einige Querstreifen auf. Die Läufe sind bis zu den Zehen befiedert. Der Schnabel ist schwärzlich.
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen unter anderem mit der Ost-Kreischeule, die allerdings einen grünlichen Schnabel hat und bei der die rotbraune Farbmorphe deutlich häufiger ist. Die Flecken-Kreischeule, mit deren Verbreitungsgebiet es in Mexiko Überschneidungen gibt, ist deutlich kleiner.
Das Verbreitungsgebiet der West-Kreischeule verläuft westlich der Rocky Mountains von Nord-Kanada und Alaska bis nach Zentral-Mexiko. Die östliche Verbreitungsgrenze steht nicht ganz fest. Möglicherweise überlappt sich im Osten ihr Verbreitungsgebiet mit dem der Ost-Kreischeule. Im Norden ihres Verbreitungsgebietes ist sie ein Teilzieher, der im Winterhalbjahr weiter nach Süden zieht. Die meisten West-Kreischeulen der Population sind jedoch Standvögel.
Ihr Lebensraum sind aride bis semi-humide Waldgebiete. Sie präferiert insbesondere Kiefern-Eichenwälder. Sie kommt auch in Regionen vor, die nur einen lockeren Baumbestand aufweisen, und besiedelt auch Halbwüsten mit großen Kakteen. Sie hat sich auch den menschlichen Siedlungsraum erschlossen und kommt in den Gärten und Parks von Vorstädten vor.
Die West-Kreischeule ist eine nachtaktive Eulenart. Sie wird normalerweise zwanzig bis dreißig Minuten nach Sonnenuntergang aktiv. Ihr Nahrungsspektrum sind überwiegend Insekten, aber auch kleine Wirbeltiere wie Säuger, Vögel, Frösche und Reptilien. Gelegentlich übertrifft die Beute die Eule in der Körpergröße. Insbesondere im Winter spielen Kleinsäuger eine große Rolle in der Ernährung der West-Kreischeule. Während dieser Zeit legt sie auch Nahrungsdepots an.
Die Fortpflanzungszeit beginnt bereits im späten Februar, wenn die Männchen ihren Gesang bei Einbruch der Dämmerung hören lassen. Als Nistgelegenheit werden in der Regel Baumhöhlen gewählt. Das Gelege besteht aus drei bis sieben Eiern. Es brütet allein das Weibchen, das das Brutgeschäft mit der Ablage des ersten Eis aufnimmt. Die Jungen schlüpfen entsprechend asynchron. Sie verlassen das Nest etwa in einem Alter von vier Wochen, werden aber von den Elternvögeln für weitere fünf bis sechs Wochen betreut.
West-Kreischeulen sind Fleischfresser. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus kleinen Säugetieren wie Mäusen oder Ratten, Vögeln und großen Insekten. Sie sind jedoch opportunistische Prädatoren und können nachts sogar kleine Forellen erbeuten. Es ist auch bekannt, dass sie gelegentlich Stockenten und Baumwollschwanzkaninchen jagen.
West-Kreischeulen sind monogam und bilden Paare; beide Partner können sich jedoch manchmal auch außerhalb des Paares paaren. Die Brutzeit beginnt im Februar oder März und dauert bis Mitte Mai. Während dieser Zeit werden West-Kreischeulen sehr lautstark und als Teil der Balz führen sie Duette auf und striegeln sich gegenseitig. Die Paare nisten oft in Löchern in Bäumen oder Kakteen, die von Spechten geöffnet wurden. Das Weibchen legt 2 bis 5 weiße Eier und brütet sie etwa 26 Tage lang allein aus, während das Männchen sie mit Nahrung versorgt und ein kleines Revier um den Neststandort verteidigt. Die Eulen werden blind und hilflos geboren. Sie werden etwa 28 Tage nach dem Schlüpfen flügge und sind 5 oder 6 Wochen später völlig unabhängig von ihren Eltern.
West-Kreischeulen sind in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet. In einigen Gebieten leiden sie jedoch unter dem Verlust von Lebensraum, Störungen während des Nistens und auch unter Kollisionen mit Fahrzeugen und Stromleitungen.
Laut der Ressource All About Birds beläuft sich die Gesamtbrutpopulation der West-Kreischeule auf etwa 400.000 Brutvögel. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihre Zahl ist heute abnehmend.