Kormoran
Reich
Stamm
Klasse
Unterklasse
Teilklasse
Überordnung
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Phalacrocorax carbo
Populationsgrösse
1.4-2.1 Mln
Lebensdauer
23 years
Höchstgeschwindigkeit
93
58
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
2600-3700
91.7-130.5
goz
g oz 
Länge
70-102
27.6-40.2
cminch
cm inch 
Spannweite
121-160
47.6-63
cminch
cm inch 

Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist eine Vogelart aus der Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae). Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst große Teile Europas, Asiens und Afrikas, außerdem Australien und Neuseeland sowie Grönland und die Ostküste Nordamerikas. Die Nahrung besteht wie bei allen Vertretern der Gattung Phalacrocorax fast ausschließlich aus Fisch. Kormorane sind zu allen Jahreszeiten gesellig, die Brutkolonien liegen an Küsten oder größeren Gewässern. Bestand und Verbreitung der Art wurden in Europa durch menschliche Bejagung stark beeinflusst, im mitteleuropäischen Binnenland war die Art zeitweise fast ausgerottet. In den letzten Jahrzehnten ist eine deutliche Bestandserholung zu verzeichnen. Der Kormoran war in Deutschland und Österreich Vogel des Jahres 2010.

Aussehen

Kormorane sind knapp gänsegroß, sie haben eine Körperlänge von 77 bis 94 cm und eine Flügelspannweite von 121 bis 149 cm. Männchen sind etwas größer und schwerer als Weibchen. Die Gewichte von Männchen schwanken zwischen 1975 und 3180 g, Weibchen erreichen 1673–2555 g. Männliche Brutvögel auf Rügen hatten Flügellängen von 334 bis 382 mm, im Mittel 358,5 mm, Weibchen erreichten dort 321 bis 357 mm, im Mittel 335,0 mm. Der relativ große Schnabel ist wie bei allen Arten der Gattung am Ende hakenförmig.

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Im Prachtkleid ist das Gefieder der auch in Mitteleuropa verbreiteten Unterart P. c. sinensis überwiegend schwarz, bei Sonnenschein glänzen die Federn metallisch grün oder bläulich. Die Deckfedern des Oberflügels schimmern bronzefarben und sind glänzend schwarz gerandet, der Oberflügel wirkt daher geschuppt. Scheitel und Nacken sind mit feinen weißen Federn durchsetzt. Am Hinterkopf befindet sich ein Schopf, der durch etwa 4 cm lange, abstehende Federn entsteht. Am Schnabelgrund befindet sich eine nackte, gelbe Hautpartie, die breit weiß gerandet ist, außerdem zeigt der äußere Schenkelansatz einen weißen Fleck. Die Geschlechter unterscheiden sich bezüglich der Färbung nicht.

Im Schlichtkleid fehlen die weiße Befiederung an Scheitel und Hals sowie der weiße Schenkelfleck. Die weiße Partie am Schnabelgrund ist breiter, schmutzig weiß und weniger scharf vom ansonsten schwarzen Hals- und Kopfgefieder abgesetzt. Der Schopf ist nur angedeutet.

Vögel der Unterart P. c. sinensis sind im Jugendkleid überwiegend braun bis schwarzbraun, die Oberseite zeigt einen schwachen Metallschimmer. Die Schulterfedern und die Flügeldecken sind braun mit glänzend schwarzbraunen Säumen. Die Halsseiten sind weiß gestrichelt, die Federn an Kehle und Vorderbrust sind weißlich gerandet. Schwanzfedern und Schwingen sind schwarzbraun mit hellen Spitzen, die Armschwingen zeigen weniger Stahlglanz als die adulter Vögel. Die Unterseite des Rumpfes ist sehr variabel und in sehr unterschiedlicher Ausdehnung bräunlich oder schmutzig weiß, nur selten rein weiß. Kopf, Hals und Schenkelansatz zeigen zahlreiche weiße Haarfederchen, die am Ende einen feinen Pinsel tragen. Die Tiere sind nach vier Jahren ausgefärbt.

Das Gefieder des Kormorans nimmt aufgrund seiner Struktur Wasser auf, was den Auftrieb verringert, so dass der Vogel sehr tief im Wasser liegt. Wenn ein Kormoran das Wasser verlässt, schüttelt er zunächst sein Gefieder aus. Dann breitet er die Flügel aus, damit seine nassen Gefiederteile schneller trocknen.

Bei adulten Vögeln ist die Iris smaragdgrün, bei jüngeren Vögeln graubraun oder graugrün. Der Oberschnabel ist bleigrau mit schwärzlichem First; der Unterschnabel ist horngelb, an der Spitze grau. Die Beine und die Füße sind in allen Altersgruppen schwarz.

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Verteilung

Erdkunde

Länder
Albanien, Algerien, Angola, Armenien, Australien, Österreich, Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Belarus, Mehr anzeigen Belgien, Bhutan, Bosnien und Herzegowina, Botswana, Brunei, Bulgarien, Burkina Faso, Burundi, Kambodscha, Kamerun, Kanada, Tschad, Volksrepublik China, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Elfenbeinküste, Kroatien, Republik Zypern, Tschechien, Dänemark, Ägypten, Eritrea, Estland, Äthiopien, Färöer, Finnland, Frankreich, Gabun, Gambia, Georgien, Deutschland, Ghana, Griechenland, Guinea, Guinea-Bissau, Hongkong, Ungarn, Island, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Irland (Insel), Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kasachstan, Kenia, Nordkorea, Südkorea, Kuwait, Kirgisistan, Laos, Lettland, Libanon, Lesotho, Libyen, Litauen, Luxemburg, Nordmazedonien, Malawi, Malaysia, Malta, Mauretanien, Republik Moldau, Mongolei, Montenegro, Marokko, Mosambik, Myanmar, Namibia, Nepal, Niederlande, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Oman, Pakistan, Staat Palästina, Philippinen, Polen, Portugal, Katar, Rumänien, Russland, Ruanda, Saudi-Arabien, Senegal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Salomonen, Somalia, Südafrika, Südsudan, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Eswatini, Schweden, Schweiz, Syrien, Republik China (Taiwan), Tadschikistan, Tansania, Thailand, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, Usbekistan, Vietnam, Westsahara, Jemen, Sambia, Simbabwe, Kap Verde, Liberia, Liechtenstein, Föderierte Staaten von Mikronesien, Papua-Neuguinea, Seychellen, Afghanistan Weniger anzeigen
Regionen

Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst große Teile von Europa, Mittel- und Südasien, Ostafrika, Australien, Neuseeland sowie die Ostküste Nordamerikas und die Westküsten Nordafrikas und Grönlands.Kormorane sind an Wasser gebunden, die Brutkolonien liegen sowohl an Meeresküsten als auch an den Ufern größerer Flüsse und Seen.

Kormoran Lebensraum-Karte
Kormoran Lebensraum-Karte
Kormoran
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Kormorane sind tagsüber aktiv und soziale Vögel, die ihren Schlafplatz in der Regel früh am Morgen verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen und innerhalb einer Stunde zurückkehren. Sie verbringen nur wenig Zeit am Tag mit der Nahrungssuche, obwohl Elterntiere mit Jungen dazu neigen, länger auf Nahrungssuche zu gehen. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie damit, sich in der Nähe der Futterplätze oder an den Schlafplätzen auszuruhen und sich zu putzen. Kormorane sind im Allgemeinen nicht aggressiv gegeneinander, außer an den Nistplätzen, wo sie ein Revierverhalten an den Tag legen. Es kann zu Dominanzhierarchien kommen. Außerhalb der Brutsaison versammeln sie sich normalerweise in alters- und geschlechtsgemischten Gruppen.

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Die Jagd auf Fische erfolgt tauchend, Tauchgänge werden meist mit einem kleinen Sprung eingeleitet. Die normale Tauchdauer beträgt 15–60 s in Tiefen von üblicherweise 1–3 m, bis 16 m sind jedoch nachgewiesen. Die Fortbewegung unter Wasser erfolgt mit den Füßen, Fische werden mit dem Hakenschnabel hinter den Kiemen gepackt.

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Bei der in Zentral- und Südeuropa verbreiteten Unterart P. c. sinensis schwankten in den 1990er-Jahren die Angaben zum täglichen Nahrungsbedarf von 240 g bis 588 g. Bei einer Studie von 2019 schwankte die Fischbiomasse zwischen 455 g und 787 g.Bei der Unterart P. c. carbo wurde im Jahr 2003 ein täglicher Nahrungsbedarf bis 672 g berechnet.

Die Schwankungen ergeben sich vor allem aus dem unterschiedlichen Energieverbrauch, je nachdem ob ein Tier eher (ungestört) ruht oder viel fliegt. Weiteren Einfluss haben die klimatischen Bedingungen und ob Brutzeit ist.Der Stoffwechsel der Kormorane ist dabei mit dem anderer carnivorer Vogelarten vergleichbar.

Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen See- und Süßwasserfischen, diese werden lebend erbeutet. Seltene Zufalls- oder Gelegenheitsbeute sind andere an Wasser gebundene Tiere wie Krabben und große Garnelen, sehr selten wurden Bisamratten und Küken der Brandente als Beute nachgewiesen.

Kormorane jagen opportunistisch diejenigen Fische, die häufig und am leichtesten verfügbar sind; die Zusammensetzung der Nahrung schwankt daher je nach lokalen Bedingungen und Jahreszeit sehr. In den deutschen Binnenseen werden überwiegend die häufig in großen Schwärmen auftretenden Weißfische erbeutet. An Fließgewässern mit höherer Strömungsgeschwindigkeit können neben Karpfenfischen auch Äschen und andere Salmoniden einen größeren Teil der Nahrung bilden.

In Bayern wurde die Winterernährung des Kormorans in natürlichen Voralpenseen (Ammersee, Chiemsee), an künstlichen Gewässern (Altmühlsee, Ochsenanger, Unterer Inn) sowie an Flussabschnitten (Donau, Alz) untersucht. Der überwiegende Teil der erbeuteten Fische war 9 bis 28 Zentimeter lang. An allen Gewässern bildeten unbestimmte Karpfenfische (Cyprinidae) den Hauptteil der Nahrung, je nach Gewässer mit 37,3–65,8 % aller Beutefische. Weitere wichtige Arten waren Flussbarsch mit 4,2 bis 20,9 Prozent und Rotauge mit 1,0 bis 10,5 Prozent. In den Voralpenseen spielten auch Renken (Coregonus sp.) mit 9,5 Prozent eine wichtigere Rolle. Auch in der noch bedingt naturnahen Alz waren unbestimmte Karpfenfische mit 52,9 Prozent die mit Abstand häufigste Beute, hier folgten die Äsche mit 12,6 Prozent und unbestimmte Salmoniden mit 11,0 Prozent aller Beutefische.In Schleswig-Holstein gehören auch Dorsche zur Nahrung der Kormorane.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Kormorane brüten in Kolonien, diese können an geeigneten Standorten mehrere Tausend Brutpaare umfassen. Die Nester werden an der Küste je nach Gegebenheiten auf Klippen oder auf dem Boden angelegt, im Binnenland überwiegend auf hohen Bäumen an Gewässern. Kormorane brüten meist erstmals im Alter von 3 oder 4 Jahren, selten bereits mit 2 Jahren. Die Brutpaare leben wohl überwiegend in einer monogamen Saisonehe. Beide Partner bauen das Nest aus Ästen, die abgebrochen oder aus dem Wasser geholt werden. Die Nestmulde wird mit feinerem Material ausgepolstert, an der Küste häufig mit Seetang.

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Das Gelege besteht in der Regel aus 3 bis 4, selten aus 5 und extrem selten aus 6 Eiern. Die Eier sind länglich oval und einfarbig hellblau, etwa 94 × 39 mm groß (sehr variabel). Die hellblaue Farbe ist durch einen kalkigweißen Überzug kaum sichtbar. Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa überwiegend von Ende April bis Juni. Beide Partner brüten, die Brutzeit beträgt 23–30 Tage. Die Jungvögel werden von beiden Partnern mit hochgewürgten Fischen gefüttert. Die Nestlingszeit beträgt etwa 50 Tage, mit 60 Tagen sind die Jungvögel voll flugfähig. Nach dem Ausfliegen wird der Nachwuchs noch 11–13 Wochen lang von den Eltern mit Nahrung versorgt.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Regionsabhängig werden einzelne Kormorankolonien durch unterschiedliche Fressfeinde in unterschiedlicher Intensität bejagt. Als Prädatoren wurden Waschbär, Marderhund (bei Bodennestern), Mink, Rotfuchs (bei Bodennestern und niedrigen Büschen), Habicht, Seeadler, Steinadler, Uhu, Silbermöwe und Nebelkrähe ermittelt.

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Einzelne Kolonien, unter anderem in Brandenburg und Hessen, wurden durch Angriffe von Waschbären teils stark dezimiert oder gänzlich vertrieben.

Auch bei Bejagung durch Seeadler und Uhu wurde festgestellt, dass sich Kolonien verlagerten bzw. dass sich Teile abspalteten. Kleinere Kolonien verschwanden bei Angriffen durch den Seeadler auch ganz. Seeadler töten sowohl Alt- und Jungvögel, teilweise holen sie auch Jungvögel aus Nestern. Die Angriffe gehen meist von immaturen, also nicht ausgewachsenen, Adlern aus. Meist werden von Seeadlern aber Scheinangriffe geflogen, welche die Kormorane zum Auswürgen von Fisch veranlassen. Diesen ausgewürgten Fisch fressen dann die Seeadler. In der Kolonie Polder Wehrland/Waschow siedelten sich Kormorane um einen Seeadlerhorst an und brüteten schließlich sogar im gleichen Baum wie die Seeadler. Angriffe dieser Brutadler auf die Brutnachbarn gab es nicht. Auch Uhus brüten in Einzelfällen in Kolonien, z. B. Naturschutzgebiet Haseldorf, ohne dass es dabei zu Konflikten kommt. Die einzige Kolonie der USA auf einer Küsteninsel im Bundesstaat Maine wird von Weißkopfseeadlern bejagt.

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Populationszahl

Ebenso wie andere Fischfresser wie Fischadler, Graureiher, Fischotter oder Eisvogel wurde der Kormoran als vermeintlicher Nahrungskonkurrent des Menschen in Europa gejagt und Bestand und Verbreitung daher stark durch den Menschen beeinflusst. Im mitteleuropäischen Binnenland war die Art um 1920 praktisch ausgerottet.

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In den letzten Jahrzehnten ist in Europa auf Grund von Schutzbestimmungen eine deutliche Bestandszunahme zu verzeichnen. In Deutschland leben rund 24.000 Brutpaare, in Westeuropa gibt es derzeit ca. 450.000 Brutvögel. Der Weltbestand wurde von Birdlife International im Jahr 2009 auf 1,4 bis 2,9 Mio. Individuen geschätzt.

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Lustige Fakten für Kinder

  • 'Kormoran' kommt vom lateinischen 'corvus marinus', was 'Seekrähe' bedeutet.
  • Kormorane wurden dabei beobachtet, wie sie kleine Kieselsteine verschluckten, um leichter tauchen zu können, die sie nach dem Fressen wieder auswürgen.
  • An Land sind Kormorane schwerfällig, aber beim Schwimmen sind sie schnell und wendig. Ein Individuum ruht auf seinen Fußsohlen, wobei der Hals entspannt S-förmig geknickt ist.
  • Aufgrund ihres feuchtigkeitsempfindlichen Gefieders verbringen Kormorane viel Zeit mit dem Trocknen und Putzen, manchmal bis zu 30 Minuten lang. Sie müssen ihr Gefieder in einer bestimmten Haltung trocknen, mit ausgebreiteten Flügeln, während sie auf einem Ast hocken, was auch die Verdauung fördern kann.
  • Diese Vögel bebrüten ihre Eier mit ihren großen Schwimmfüßen. Die Eier werden auf die Oberseite der Füße gelegt, wo sie zwischen den Füßen und dem Körper gewärmt werden.
  • Diese Vögel fressen 400 bis 700 Gramm Fisch pro Tag.

Referenzen

1. Kormoran artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Kormoran_(Art)
2. Kormoran auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22696792/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/703758

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