Bunthörnchen
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Sciurus variegatoides
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
8-23 years
Gewicht
500
18
goz
g oz 
Länge
260
10
mminch
mm inch 

Das Bunthörnchen (Sciurus variegatoides) ist eine mittelamerikanische Art der Nagetiere aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae); darin wird es der Gattung der Eichhörnchen zugeordnet. Die Art wurde 1839 von William Ogilby als eine der ersten Säugetierarten Mittelamerikas wissenschaftlich beschrieben. Die Tiere stammten aus einer Sammlung von Captain Edward Belcher, die dieser auf seiner Reise entlang der Pazifikküste Süd- und Mittelamerikas angelegt hatte.

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Das Bunthörnchen zeichnet sich durch einen sehr großen Variantenreichtum mit unterschiedlicher Fellfarbe aus. Wie andere Baumhörnchen ist auch das Bunthörnchen tagaktiv und lebt in Waldgebieten. Es ernährt sich vor allem von Samen und Früchten verschiedener Bäume, hinzu kommen gelegentlich Insekten und andere tierische Nahrung wie Vogeleier und Jungvögel. Obwohl die Tiere häufig beobachtet werden, liegen über ihr Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten nur sehr wenige Informationen vor.

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Aussehen

Das Bunthörnchen ist ein vergleichsweise großes Baumhörnchen mit langem Schwanz. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 22 bis 34, in der Regel 25 bis 26,5 Zentimetern und einer Schwanzlänge von 23 bis 33, meist 26 bis 28, Zentimetern ist das Bunthörnchen etwas größer als das Eurasische Eichhörnchen. Das Gewicht beträgt etwa 430 bis 900 Gramm. Ein Sexualdimorphismus zwischen den beiden Geschlechtern in Färbung und Größe besteht nicht, allerdings kann es zu starken Größenunterschieden innerhalb regionaler Populationen sowie zwischen den einzelnen Populationen und Unterarten kommen.

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Die verschiedenen Unterarten des Bunthörnchens weisen eine sehr hohe Variabilität bei Farbe und Musterung auf, die ansonsten nur beim asiatischen Finlayson-Hörnchen (Callosciurus finlaysonii) und teilweise beim nordamerikanischen Fuchshörnchen (Sciurus niger) in dieser Vielfalt auftaucht. Bei der Nominatform sind alle Rückenbereiche und der Schwanzansatz gelblich grau, die Bauchseite und die Füße sind matt ockerfarben. Die Rückseite der Ohren ist blass rostrot und besitzt einen sandfarbenen Basalfleck. Die Oberseite des Schwanzes ist schwarz mit weißen Einwaschungen, die Unterseite entspricht in ihrer Färbung der Rückenfärbung und ist schwarz umrandet und weißlich-grau gegen die Oberseite abgegrenzt. Bei den anderen Unterarten kann die Tönung des Rückenfells von fast schwarz oder stahlgrau über rotbraun, gelbgrau bis hin zu weiß variieren. Teilweise weisen die Tiere zudem einen großen hellen oder dunklen Rückenfleck auf, der sich von der Farbe der Körperseiten und des Kopfes unterscheidet. Auch Tiere mit einem rostroten Nacken, Körperseiten und Beinen kommen vor. Der Schwanz kann schwarz mit einzelnen weißspitzigen Haaren oder vollständig weißen Haaren sein. Bei einigen Formen kommt ein Fellwechsel vor, der im April bis Mai beginnt und bis zum Oktober abgeschlossen ist. Nach diesem erscheinen die Tiere in der Regel heller und intensiver gefärbt, bei schwarzrückigen Tieren kann sich die Farbe in ein Schokoladenbraun ändern.

Die Unterarten mit den intensivsten und dunkelsten Farbtönen (S. v. belti, S. v. managuensis und S. v. thomasi) kommen zugleich in den Regionen mit den stärksten Regenfällen in dichten Waldlebensräumen vom tropischen Flachland der karibischen Küste bis zu den östlichen Ausläufern der zentralen Gebirgsregionen vor. Das ebenfalls sehr dunkle S. v. atrirufus lebt in regenreichen Gebieten in Costa Rica. Im trockeneren und weniger dicht bewaldeten pazifischen Küstenbereich finden sich dagegen einige hellere Formen (S. v. bangsi, S. v. dorsalis, S. v. helveolus und S. v. goldmani) mit weißen Ohrflecken und weißlicher Bauchseite.

Die Messungen an Schädeln ausgewachsener Tiere zeigen eine Gesamtlänge von 54,2 bis 55,9 Millimetern und eine Breite im Bereich der Jochbögen von 34,3 bis 35,4 Millimetern, dabei variieren die Größe der Tiere und damit auch die Schädelmaße je nach Unterart und Region. Die Art besitzt im Oberkiefer pro Hälfte einen zu einem Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn (Incisivus), dem eine Zahnlücke (Diastema) folgt. Hierauf folgen zwei Prämolare und drei Molare. Die Zähne im Unterkiefer entsprechen denen im Oberkiefer, allerdings nur mit einem Prämolaren. Insgesamt verfügen die Tiere damit über ein Gebiss aus 22 Zähnen. Wie bei den Körpergrößen liegen auch bei den Ausmaßen des Schädels starke Variabilitäten innerhalb der Tiere vor, die vor allem die Größe der Einzelknochen und ihr Verhältnis zueinander betreffen. Besonders betroffen sind die Größe der Nasenbeine sowie die Krümmung der knöchernen Schnauze und der Stirn.

Der Penisknochen (Baculum), der bei den Hörnchen ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung der Arten ist, entspricht in seiner Form und Länge dem verschiedener anderer verwandter Arten wie dem Rotbauchhörnchen, dem Collie-Hörnchen und dem Yucatan-Hörnchen. Er ist etwa 11,5 bis 12,5 Millimeter lang und an der breiten Basis im Querschnitt fast rund, von dort verjüngt er sich zur Spitze bis zur schmalsten Stelle und biegt dann dorsal nach oben. Hier verbreitert er sich in eine runde Scheibe mit konkaver rechter und konvexer linker Seite. Ventral befindet sich eine Rinne, in der die Harnröhre liegt. Der Klitorisknochen (Baubellum) der Weibchen ist ebenfalls arttypisch. Er ist etwa 4 Millimeter lang mit einer Scheibe am Ende, die einen Durchmesser von 2 Millimetern hat.

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Verteilung

Erdkunde

Das Bunthörnchen lebt in trockenen bis feuchten Wäldern Mittelamerikas und im Süden Mexikos. Das Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Teil des mexikanischen Bundesstaats Chiapas über Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica bis in die südwestliche Hälfte Panamas.

Bunthörnchen Lebensraum-Karte

Klimazonen

Bunthörnchen Lebensraum-Karte
Bunthörnchen
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Bunthörnchen kommen in verschiedenen Waldlebensräumen des tropischen Mittelamerikas vor, von trockenen Küstenwäldern bis zu den feuchten Regenwaldgebieten des Inlands. Die Habitate beherbergen in der Regel verschiedene Baum- und Gebüscharten mit Anteilen immergrüner Laubvegetation in Höhen von gewöhnlich weniger als 1800 Metern. In einigen Regionen Costa Ricas kommen die Tiere jedoch auch in Höhenlagen bis 2600 Meter vor. Häufig sind die Tiere an Eichen- und Kiefernwälder gebunden, in Mexiko und Guatemala leben sie in Flachlandwäldern und auch in Obstbaumanpflanzungen und kommen seltener auch in Sonnenblumenfeldern mit vereinzelten Bäumen, Parks und Gärten vor. Vor allem in Costa Rica können die Tiere auch in landwirtschaftlichen Plantagen vorkommen, vor allem in Kakao-Anpflanzungen.

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Die Tiere sind tagaktiv und leben als Einzelgänger (solitär) auf Bäumen, verlassen diese jedoch zur Nahrungssuche auch regelmäßig. Das Aktivitätsmaximum liegt am frühen Morgen, den Rest der Zeit verbringen sie vor allem in ihren Nestern, die sie nahe der Stämme in das Geäst der Bäume bauen, oder in verfügbaren Baumhöhlen. Die Tiere ernähren sich wie andere Eichhörnchen generalistisch und vor allem herbivor, fressen also vor allem Pflanzenteile. Der Hauptanteil der Nahrung besteht bei ihnen aus Samen, Nüssen und Früchten, wobei erstere in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes die wichtigste Nahrungsquelle darstellen. Sie meiden vor allem besonders hartschalige Samen und Nüsse, wobei Eicheln allerdings regelmäßig konsumiert werden. Hinzu kommen als ergänzende Nahrung gelegentlich Insekten und andere tierische Nahrung wie Vogeleier und Jungvögel. Wahrscheinlich legen die Tiere Lager aus Samen an, entsprechende Beobachtungen fehlen allerdings. Für Mexiko sind vor allem Früchte und Blüten der Mangos (Mangifera indica), Guaven (Psidium guajava) und die Gelbe Mombinpflaume (Spondias mombin) als Nahrungsquelle dokumentiert, wobei sie die Frucht ohne den Samen fressen. Wahrscheinlich kommunizieren die Tiere durch tiefe Laute miteinander, die als Alarmrufe gedeutet werden.

Über die Fortpflanzung der Bunthörnchen liegen so gut wie keine Informationen vor, obwohl die Tiere häufig vorkommen und beobachtet werden können. Für Panama wird eine saisonale Fortpflanzungszeit von April bis Mai angenommen, die Anzahl der Jungtiere in einem Wurf beträgt wahrscheinlich etwa vier bis sechs Tiere.

Bunthörnchen kommen in ihren Lebensräumen sympatrisch mit anderen Hörnchen vor und treten mit diesen in Konkurrenz um verfügbare Habitate und Nahrung. In Gebieten, in denen sie gemeinsam mit dem Rotschwanzhörnchen (S. granatensis) leben, weichen sie in trockenere Gebiete aus und werden anspruchsloser an ihre Habitate. Auch mit dem Rotbauchhörnchen (S. aureogaster), Deppes Hörnchen (S. deppei) und Richmonds Hörnchen (S. richmondi) kommt das Bunthörnchen zumindest in Teilen des Verbreitungsgebietes sympatrisch vor. Weitere Hörnchen anderer Gattungen, mit denen es gemeinsam vorkommen kann, sind das Mittelamerikanische Berghörnchen (Syntheosciurus brochus) und das Zentralamerikanische Zwerghörnchen (Microsciurus alfari).

Wie andere Hörnchen werden auch die Bunthörnchen von verschiedenen Raubtieren, Greifvögeln und Schlangen erbeutet. Zu den regelmäßigen Fressfeinden der Bunthörnchen gehört zudem der Panama-Kapuzineraffe (Cebus imitator), der in Gruppen jagt und neben anderen kleinen Wirbeltieren auch die Hörnchen erbeutet. Nach Untersuchungen in Costa Rica stellen Bunthörnchen dabei etwa 25 % der Beutetiere der Affen dar, weitere 25 % sind junge Weißrüssel-Nasenbären (Nasua narica) und etwa 40 % Eier und Jungvögel.

Als Ektoparasiten sind bislang nur die Zecke Microtrombicula nicaraguae und die Tierlaus Enderleinellus hondurensis dokumentiert. Bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren wurde zudem ein Bornavirus mit der Bezeichnung Bunthörnchen-Bornavirus 1 (Variegated Squirrel 1 Bornavirus, VSBV-1) entdeckt, das als Zoonose eine potenziell tödlich verlaufende Enzephalitis beim Menschen auslösen kann.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Bunthörnchen sind Pflanzenfresser (Körnerfresser, Fruchtfresser). Sie sind in erster Linie Samenfresser, fressen aber auch Früchte, einige Insekten und Nestlinge. Sie versuchen, hartschalige Samen zu vermeiden, fressen aber auch Eicheln.

Paarungsgewohnheiten

Über die Paarungsgewohnheiten der Bunthörnchen ist wenig bekannt. Die Brutzeit findet im April-Mai statt. Die Weibchen bauen Nester hoch oben in den Bäumen, wo sie 2-8 Jungtiere zur Welt bringen. Die Trächtigkeitsdauer beträgt etwa 33-46 Tage. Die Jungtiere werden blind und nackt geboren. Das Fell beginnt nach 2 Wochen zu wachsen und nach 30-32 Tagen öffnen die Jungtiere ihre Augen. Die Jungtiere bleiben innerhalb von 6 Wochen im Nest und werden 10 Wochen nach der Geburt entwöhnt. Nach 15 Wochen sind sie unabhängig und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 12 bis 15 Wochen.

POPULATION

Populationsgefährdung

Das Bunthörnchen wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet (Least Concern, LC) eingeordnet. Begründet wird dies durch das große Verbreitungsgebiet sowie das häufige Vorkommen der Art in ihrem Verbreitungsgebiet. Die Art ist zudem sehr anpassungsfähig an verschiedene Habitate und Habitatveränderungen und kommt in mehreren Naturschutzgebieten vor. Potenzielle Gefährdungen für den Gesamtbestand sind nicht vorhanden, mittel- bis langfristig könnte eine starke Entwaldung der Lebensräume und ihre Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen als Gefahr eingestuft werden. In Mexiko wird die Art über das Secretaría de Medio Ambiente y Recursos Naturales (SEMARNAT) als besonders geschützt betrachtet, allerdings besteht auch hier keine besondere Gefährdung.

Populationszahl

Laut IUCN ist das Bunthörnchen in seinem gesamten Verbreitungsgebiet lokal häufig und weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.

Referenzen

1. Bunthörnchen artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Bunth%C3%B6rnchen
2. Bunthörnchen auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/20024/22246448

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