Alpenmurmeltier
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Marmota marmota
Populationsgrösse
over 100,000
Lebensdauer
15-18 years
Gewicht
2.8-8
6.2-17.6
kglbs
kg lbs 
Höhe
18
7
cminch
cm inch 
Länge
42-54
16.5-21.3
cminch
cm inch 

Das Alpenmurmeltier (Marmota marmota), süddeutsch und österreichisch auch Mankei oder Murmel, in der Schweiz auch Mungg, ist ein besonders in den Alpen verbreitetes Nagetier. Es ist nach dem Biber und dem Stachelschwein das drittgrößte in Europa vorkommende Nagetier. Jungtiere des Alpenmurmeltieres erreichen in der Regel im dritten Jahr ihre Geschlechtsreife und verlassen frühestens dann ihren Familienverband. Bedingt durch diese späte Abwanderung der Jungtiere leben Murmeltiere sozial in Gruppen zusammen, die bis zu 20 Individuen umfassen können.

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Alpenmurmeltiere sind typische Vertreter einer eiszeitlichen Tierwelt, die während des Pleistozäns auch im europäischen Tiefland zu finden waren. Ein sechs bis sieben Monate währender Winterschlaf ermöglichte ihnen das Überleben in diesem Habitat. Während des Winterschlafes leben sie ausschließlich von körpereigenen Fettreserven, im Darm lebende Parasiten werden abgestoßen.Heute sind Murmeltiere als sogenanntes Eiszeitrelikt in ihrer Verbreitung auf Gebirgshöhenlagen begrenzt, da sie nur hier geeignete Umweltbedingungen finden. Bei dieser Besiedelung der Hochalpen hat das Alpenmurmeltier durch einen Flaschenhalseffekt den Großteil seiner genetischen Vielfalt verloren und konnte diesen durch seine an die Eiszeit angepasste Lebensweise auch nicht wieder aufbauen. Das Alpenmurmeltier gilt damit als eines der Tiere mit der geringsten genetischen Vielfalt überhaupt.

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Aussehen

Zwischen weiblichen und männlichen Alpenmurmeltieren besteht kein auffälliger Unterschied, der es bei Feldbeobachtungen erlaubt, die Geschlechter voneinander zu unterscheiden. Männchen sind tendenziell etwas größer und schwerer.

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Die Tiere haben eine Kopfrumpflänge von etwa vierzig bis fünfzig Zentimeter. Die Schwanzlänge beträgt zehn bis zwanzig Zentimeter. Das Gewicht schwankt innerhalb des Jahresablaufes. Gesunde, ausgewachsene Männchen wiegen mindestens drei Kilogramm. Das Gewicht der Weibchen liegt etwas darunter.

Der Kopf ist schwärzlich und grau mit heller Schnauze. Die Ohren sind klein und behaart. Das Fell besteht aus dichten, kräftigen Grannenhaaren und einer Unterwolle aus kürzeren, etwas gewellten Haaren. Die Fellfarbe ist grundsätzlich sehr variabel. Der Rücken kann schiefergrau, hellbraun oder rötlichbraun sein, die Körperunterseite ist meist mehr gelblich gefärbt. Vereinzelt treten auch Individuen mit einem schwärzlich wirkenden Fell auf. Das Fell wird einmal jährlich gewechselt. Bei den meisten Individuen findet dieser Fellwechsel im Juni statt.

Auffallend am Körperbau des Alpenmurmeltieres sind der muskulöse und kräftige Schultergürtel und die ausgeprägten Grabpfoten. Die Vorderbeine sind ein wenig kürzer als die Hinterbeine. Die Vorderfüße haben vier Zehen, die Hinterfüße fünf. Alpenmurmeltiere sind Sohlengänger, ihre Fußsohlen weisen gut ausgebildete Ballen auf und sind unbehaart.

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Verteilung

Erdkunde

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Alpenmurmeltiers umfasst die Alpen, die Karpaten und die Hohe Tatra, wobei das Murmeltier nirgendwo flächendeckend vertreten ist. Der Mensch hat das Alpenmurmeltier außerdem an verschiedenen Stellen angesiedelt. Zu den Gebieten, deren Murmeltierpopulationen auf Aussetzungen beruhen, zählen unter anderem bestimmte Regionen der Ostalpen und die Pyrenäen. Es gibt sogar eine kleine Kolonie im Schwarzwald.

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Die Höhenlagen, in denen sich die meisten Vorkommen der Alpenmurmeltiere finden, reichen von der jeweiligen lokalen Baumgrenze bis etwa 200 Höhenmeter darüber. Murmeltiere nutzen auch Rodungsflächen unterhalb der Baumgrenze, die vom Menschen dauerhaft baumfrei gehalten werden. Sie unterschreiten jedoch bestimmte Höhenlagen nicht und sind grundsätzlich erst ab einer Höhe von mindestens 800 Meter zu beobachten. In guten Murmeltiergebieten leben auf einem Quadratkilometer 40 bis 80 Murmeltiere.

Alpenmurmeltiere sind in der Lage mit extremen alpinen Bedingungen zurechtzukommen und besiedeln alpine Matten bis an den Fuß von Gletschern. Dabei erreichen sie gelegentlich Höhenlagen von 3000 Metern. Ein geeigneter Lebensraum muss alpinen Rasen aufweisen, da sie nur hier ausreichend Nahrungspflanzen finden. Er muss außerdem einen tiefgründigen Boden bieten, der es den Murmeltieren ermöglicht, ihre ausgedehnten Baue anzulegen. Sie bevorzugen südlich exponierte Hanglagen, da diese im Frühjahr am ehesten schneefrei sind. An solchen Hängen setzt die Vegetationsperiode zudem früher ein und dauert länger an.

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Alpenmurmeltier Lebensraum-Karte
Alpenmurmeltier Lebensraum-Karte
Alpenmurmeltier
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Alpenmurmeltiere sind tagaktiv und leben in Familiengruppen mit einem Elternpaar und normalerweise 10-20 Nachkommen. Junge Murmeltiere sind sehr verspielt, und Individuen jeden Alters pflegen sich gegenseitig, indem sie sich striegeln und sich von Nase zu Nase begrüßen. Alpenmurmeltiere sind freundlich gegenüber ihren Familienmitgliedern, aber feindselig gegenüber Fremden, die ihr Revier betreten. Die Weibchen sind besonders wild, wenn sie ihr Revier bewachen. Sie markieren es, indem sie Sekrete aus den Wangendrüsen auf Bäume und Felsen schmieren. Ihre unterirdischen Behausungen werden von Generation zu Generation in einer Familie weitergegeben. Die Behausungen bestehen aus 8-10 Fuß langen Tunneln, die zu einem großen Raum führen, der Höhle genannt wird und in dem die ganze Familie im Winterschlaf liegt. Um Oktober herum betreten sie die Behausung und verschließen den Eingang mit Gras und Heu. Etwa alle 10 Tage wachen sie für eine kurze Zeit auf, was ihre Temperatur erhöht und sie vor dem Erfrieren schützt.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Als Nahrung dienen im zeitigen Frühjahr noch Wurzeln, später Blätter und Blüten einer Reihe von Kräutern und Gräsern. Alpenmurmeltiere leiden während der Sommermonate nur äußerst selten an Nahrungsmangel. Sie nutzen nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Nahrung und profitieren sogar davon, wenn die alpinen Matten, auf denen sie sich aufhalten, durch Rinder beweidet werden, da dies den frischen Pflanzennachwuchs fördert. Die Nahrungsaufnahme wird dagegen durch andere Faktoren begrenzt: Murmeltiere leiden schnell an Überhitzung und verbringen deshalb an warmen Tagen einen großen Teil der Tageszeit im kühleren Bau. Auch wiederholte Störungen durch Fressfeinde oder Menschen limitiert die Zeit, die sie mit Fressen verbringen können.

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Alpenmurmeltiere bevorzugen als Nahrung zellulosearme junge Triebe und Blüten. Unmittelbar nach dem Winterschlaf fressen sie ohne spezifische Selektion alle verfügbaren frischen Triebe. Mit Zunahme des Nahrungsangebotes spezialisieren sie sich jedoch auf bestimmte Pflanzen. Zu diesen zählen der Alpenklee, mehrere Arten des Tragant, Labkraut, Mutterwurz, Alpen- und Berg-Wegerich. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese bevorzugten Pflanzen besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Inhaltsstoffe können vom Säugetierorganismus nicht selbständig generiert werden. Eine höhere Konzentration von essentiellen Fettsäuren im weißen Fettgewebe von Winterschläfern befähigt sie aber, während des Winterschlafes auch tiefere Körpertemperaturen zu überstehen.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Paarungszeit setzt nach der Überwinterung im April/Mai ein und dauert etwa zwei Wochen. Nur das ranghöchste Weibchen des Familienverbandes kommt zur Fortpflanzung. Subdominante Weibchen werden zwar ebenfalls trächtig, Rangkämpfe mit dem dominanten Weibchen, die insbesondere in den ersten drei Wochen der Trächtigkeitsphase stattfinden, lassen jedoch die Konzentration an Glucocorticoiden in ihrem Blut so ansteigen, dass sie die Embryonen entweder resorbieren oder abortieren.

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Das ranghöchste Weibchen verpaart sich nicht nur mit dem ranghöchsten Männchen, sondern auch mit subdominanten Männchen. Untersuchungen weisen darauf hin, dass das dominante Männchen bei bis zu 25 % der Jungtiere nicht der Vater ist. Bei den subdominanten Männchen handelt es sich allerdings häufig um Söhne des dominanten Männchens. In vielen Fällen sind sie auch Nachkommen des ranghöchsten Weibchens, so dass der Inzuchtgrad innerhalb einer Familiengruppe sehr hoch sein kann.

Die Möglichkeit für ein subdominantes Männchen, sich fortzupflanzen, trägt vermutlich dazu bei, dass es länger im Familienverband verbleibt. Subdominante weibliche Tiere wandern im Schnitt im Alter von 2,8 Jahren aus einem Familienverband ab. Männchen sind durchschnittlich 3,2 Jahre alt, wenn sie ihre Geburtsgruppe verlassen. Vom Verbleib der männlichen Jungtiere profitiert das dominante Männchen, da die Jungtiere im Winter von den männlichen Tieren eines Familienverbandes gewärmt werden. Je mehr männliche Tiere da sind, desto größer ist die Chance, dass die Jungtiere, die zum überwiegenden Teil vom dominanten Männchen abstammen, den Winter überleben. Rangniedrigere Männchen haben in der Zeit, die sie im Familienverband verbleiben, zwar eine geringe Anzahl direkter Nachkommen, als „Helfer“ geben sie aufgrund eines engen Verwandtschaftsverhältnisses ihre Gene jedoch auch indirekt weiter.

Untersuchungen haben mittlerweile gezeigt, dass es auch in Familienverbänden ohne subdominante Männchen etwa fünf Prozent Jungtiere gibt, deren Erzeuger nicht das ranghöchste Männchen ist. Vermutet wird, dass sich das ranghöchste Weibchen auch mit Männchen aus benachbarten Territorien beziehungsweise mit wandernden Murmeltiermännchen paart. Bei dem Olympmurmeltier, einer nordamerikanischen Murmeltierart, konnte dies auch beobachtet werden.

Murmeltierweibchen pflanzen sich nicht jedes Jahr fort, sondern pausieren zwischen zwei Schwangerschaften mitunter bis zu 4 Jahre. Ob sie nach dem Winterschlaf trächtig werden, ist im Wesentlichen von ihrem Körpergewicht beeinflusst. Weibliche Alpenmurmeltiere zehren bis in die Säugezeit von den Fettreserven, die sie im Vorjahr angelegt haben. Sie sind daher nur in der Lage, sich fortzupflanzen, wenn ihr Körpergewicht ein Mindestgewicht überschreitet.

Nach etwa fünf Wochen Tragzeit werden zwei bis sechs nackte, blinde, taube und zahnlose Junge gesetzt. Zum Zeitpunkt ihrer Geburt wiegen sie etwa 30 Gramm. Der durchschnittliche Wurf besteht aus vier Tieren. Ist das Weibchen allerdings nur unzureichend genährt, dann trägt es in der Regel nur ein Jungtier aus.

Die Paarung findet unmittelbar nach dem Winterschlaf statt. Die frühe Paarung stellt sicher, dass den Jungtieren ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um hinreichende Fettreserven für den Winterschlaf aufbauen zu können. Die Fettreserven liegen jedoch deutlich unterhalb der Reserven von erwachsenen Murmeltieren.

Die Jungtiere öffnen nach ungefähr 24 Tagen die Augen und werden von der Mutter bis zum Verlassen des Baues (nach etwa sechs Wochen) gesäugt. Sie verlassen das erste Mal den Bau, wenn sie etwa 40 Lebenstage alt sind und etwa 240 Gramm wiegen. Sie sind zu diesem Zeitpunkt bereits in der Lage sich überwiegend von Grünfutter zu ernähren und werden nur noch gelegentlich gesäugt.

Die Jungtiere werden frühestens nach der zweiten Überwinterung geschlechtsreif, sind jedoch in der Regel erst nach der dritten Überwinterung erwachsen. Grundsätzlich lassen die kurzen Sommermonate nur eine sehr kurze Wachstumsphase zu, was das Eintreten der Geschlechtsreife verzögert: In Regionen, die den Murmeltieren wenig vorteilhafte Umweltbedingungen bieten, sind die Jungtiere erst nach ihrem vierten Winterschlaf fortpflanzungsfähig. Sie bleiben in jedem Fall bis zum Erreichen der Geschlechtsreife in dem Familienverband, in dem sie geboren sind.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Adler, Füchse und der Mensch sind die Hauptbedrohungen für die Alpenmurmeltiere. Durch die extensive Jagd könnten sie vom Aussterben bedroht sein. Allein in der Schweiz und in Österreich werden jedes Jahr 6.000 dieser Tiere als Trophäen getötet. Es gibt eine sehr kleine Population in Rodna (Transsilvanien, Rumänien), die durch Wilderei bedroht ist. Die Populationen in Österreich, die unterhalb der Baumgrenze leben, sind durch den Verlust offener Lebensräume bedroht, da die Weidegänger in den Höhenlagen nicht mehr gehalten werden. Es gibt zwei Unterarten des Alpenmurmeltiers, und die Hybridisierung mit eingeschleppten Unterarten stellt eine Bedrohung für die verbleibenden reinrassigen Gruppen in der Hohen Tatra der Alpen dar.

Populationszahl

Nach Angaben des Alpenmurmeltier-Projekts wird die Gesamtpopulation dieser Tiere auf über 100.000 Individuen geschätzt. Laut der Roten Liste der IUCN kommen in den rumänischen Karpaten 1.500 Individuen vor. Insgesamt ist das Alpenmurmeltier zumindest in Teilen seines Kerngebiets in den Alpen weit verbreitet, seine Bestände sind heute stabil und es wird in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der Daumen des Alpenmurmeltiers hat einen Nagel, der auf das Graben spezialisiert ist, während alle anderen Zehen Krallen haben.
  • Diese Murmeltiere haben ein soziales System, bei dem ein Individuum sitzt und Wache hält und einen hohen Pfiff abgibt, wenn es Feinde sieht.
  • Während des Winterschlafs sinkt die Temperatur des Alpenmurmeltiers von 97 Grad auf 5 Grad F und seine Atmung verlangsamt sich auf 2-3 Atemzüge pro Minute. Da die Erwachsenen wärmer sind als die Jungtiere, kuscheln sich die Eltern und die älteren Jungtiere eng an die Jüngsten, um ihre Temperatur zu kontrollieren.
  • Alpenmurmeltiere können wie viele andere Nagetiere Pflanzen fressen, die für andere Säugetiere giftig sind.
  • Murmeltierfett oder "Manis-Fett" gilt seit langem als Mittel gegen arthritische Schmerzen. Seit etwa 100 Jahren reiben sich die Menschen zu diesem Zweck mit Murmeltierfett ein.

Referenzen

1. Alpenmurmeltier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Alpenmurmeltier
2. Alpenmurmeltier auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/12835/0

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