Schwarzmilan
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Milvus migrans
Populationsgrösse
4-5.7 Mlnlnn
Lebensdauer
24-28 years
Gewicht
630-940
22.2-33.2
goz
g oz 
Länge
55-60
21.7-23.6
cminch
cm inch 
Spannweite
140-150
55.1-59.1
cminch
cm inch 

Der Schwarzmilan oder Schwarze Milan (Milvus migrans) ist ein etwa mäusebussard­großer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Im Gegensatz zum nahe verwandten Rotmilan (Milvus milvus), dessen Brutgebiet sich im Wesentlichen auf Europa beschränkt, hat der Schwarzmilan ein riesiges Verbreitungsgebiet, das neben großen Teilen der Paläarktis weite Bereiche des indomalaiischen Faunengebietes sowie Australasien einschließt. Entsprechend dieser weiträumigen Verbreitung werden bis zu zwölf Unterarten beschrieben, von denen sieben als allgemein anerkannt gelten.

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Unklar ist die Stellung der beiden gelbschnabeligen, in Afrika beheimateten Milane Milvus migrans aegyptius und Milvus migrans parasitus; sie werden sowohl als eigenständige Art Milvus aegyptius (mit der Unterart Milvus aegyptius parasitus) als auch weiter als Unterart von Milvus migrans geführt.

Obwohl der Schwarzmilan auch in ausgesprochen trockenen Gebieten vorkommt, bevorzugt er meist feuchtere Gebiete oder sucht die Nähe von Wasserflächen. Er ist ein Nahrungsgeneralist, dessen Nahrungsspektrum äußerst breit ist und neben Aas und Abfällen eine Vielfalt eher kleiner Tiere umfasst, die er selbst erbeutet. Die Art zählt zu den am weitesten verbreiteten Greifvögeln und ist gebietsweise die häufigste Greifvogelart. Obwohl regional Bestandsrückgänge zu verzeichnen sind, gilt sie weltweit als ungefährdet.

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Ta

Tagaktiv

Fl

Fleischfresser

Aa

Aasfresser

Ba

Baumbewohner

Pr

Prädator

Gl

Gleitflug

Ne

Nesthocker

Te

Terrestrisch

Re

Revier

An

Ansammlung bildend

Ov

Oviparie

Se

Segelflug

Mo

Monogam

So

Sozial

Sc

Schwarmbildend

Te

Teilzieher

B

beginnt mit

Aussehen

Schwarzmilane sind wenig kontrastreiche, ziemlich einheitlich dunkelbraun gefärbte, mittelgroße Greifvögel, bei denen sich nur die helleren Kopf-, Kehl- und Nackenpartien sowie ein helles Band auf dem Oberflügel deutlich von der übrigen Gefiederfärbung absetzen.

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Schwarzmilane sind frühestens im fünften Lebensjahr ausgefärbt. Kopf- und Halspartien sind dann hellgrau, zuweilen, insbesondere bei Vögeln im letzten Übergangskleid, auch leicht gelblich überhaucht. Deutlich ist eine dunkle Strichelung des Kopfgefieders zu erkennen, die sich im Hals- und oberen Brustbereich verstärkt. Der Rücken ist einheitlich matt dunkelbraun. Das Brust- und Bauchgefieder ist etwas heller, häufig auch deutlich rostbraun gefärbt. Die Steuerfedern sind oberseits graubraun und unterseits bräunlich bis zimtfarben.

Der Schwanz ist nur schwach gegabelt, ausgefächert wirkt er dreieckig. Eine dunkle Bänderung ist nur angedeutet und lediglich aus der Nähe zu erkennen. Die großen und kleinen Armdecken weisen meist die Färbung des Brustgefieders auf und kontrastieren recht deutlich mit den dunklen, fast schwarzen Arm- und Handschwingen. Die Beine ausgefärbter Vögel sind gelb, die Krallen schwarz. Der Oberschnabel ist ebenfalls schwarz, der Unterschnabel gelblich. Die Wachshaut ist leuchtend gelb. Frühestens mit sieben Jahren wechselt die Irisfarbe der Schwarzmilane von Braun ins alterstypische Gelb.

Die langen und schmalen, im Carpalgelenk auffällig gewinkelten Flügel enden in sechs (bei manchen Jungvögeln fünf) deutlich erkennbaren, tief gefingerten Handschwingen. Eine dunkle Zeichnung im Bereich des Carpalgelenks ist bei einigen Unterarten recht deutlich vorhanden, fehlt bei anderen aber fast völlig.Der Schwarzmilan fliegt sehr elegant mit flachen, relativ schnellen Flügelschlägen. Er segelt und gleitet oft, wobei die Flügel im Gegensatz zu denen des Rotmilans in derselben Flugposition nicht über der Horizontalen geknickt, sondern leicht abwärts gerundet sind. Auffällig ist auch das andauernde Verwinden, Fächern und Falten des Schwanzes, das nur beim Rotmilan noch stärker ins Auge fällt.

Frisch ausgeflogene Jungvögel weisen zwar wie ausgefärbte einen deutlich helleren Kopf- und Brustbereich auf, doch überwiegen bei Jungvögeln helle Zimt- oder Beigetöne im Gegensatz zu der weißgrauen Färbung dieser Körperpartien bei den Altvögeln. Die Iris ist noch mittelbraun, die Krallen sind schiefergrau. Insgesamt ist das Jugendgefieder etwas heller und vor allem auf der Körperoberseite kontrastreicher gefärbt.

Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht. Auch der bei vielen Greifvögeln deutliche reverse Geschlechtsdimorphismus ist nur schwach ausgeprägt. Weibchen sind maximal 6 % größer und bis zu 17 % schwerer als Männchen.

Die Körperlänge ausgewachsener Vögel variiert je nach Unterart und Geschlecht zwischen 46 und 66 Zentimetern, die Spannweite zwischen 120 und 153 Zentimetern. Männchen der kleinsten und auch leichtesten Unterart M. m. affinis wiegen etwa 500 Gramm, die der größten Unterart M. m. lineatus etwa 850 Gramm. Die schwersten Lineatus-Weibchen können über 1000 Gramm wiegen.

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Verteilung

Erdkunde

Länder
Angola, Armenien, Australien, Aserbaidschan, Bangladesch, Benin, Bhutan, Botswana, Brunei, Bulgarien, Mehr anzeigen Burkina Faso, Burundi, Kambodscha, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Volksrepublik China, Komoren, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Elfenbeinküste, Dschibuti, Ägypten, Äquatorialguinea, Eritrea, Äthiopien, Frankreich, Gabun, Gambia, Georgien, Deutschland, Ghana, Griechenland, Guinea, Guinea-Bissau, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Italien, Japan, Kenia, Südkorea, Nordkorea, Laos, Lesotho, Liberia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Malaysia, Mali, Mauretanien, Republik Moldau, Marokko, Mosambik, Myanmar, Namibia, Nepal, Niger, Nigeria, Pakistan, Papua-Neuguinea, Philippinen, Rumänien, Ruanda, Senegal, Sierra Leone, Singapur, Somalia, São Tomé und Príncipe, Südafrika, Südsudan, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Republik China (Taiwan), Tansania, Thailand, Osttimor, Togo, Türkei, Uganda, Ukraine, Vietnam, Westsahara, Sambia, Simbabwe, Afghanistan, Albanien, Österreich, Belarus, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Tschechien, Estland, Finnland, Ungarn, Israel, Kasachstan, Kirgisistan, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Mongolei, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Polen, Portugal, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Schweden, Schweiz, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan, Usbekistan, Jemen, Dänemark, Jordanien, Malta, Staat Palästina, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Kuwait, Libanon, Oman, Algerien, Palau, Island, Irland (Insel), Norwegen, Seychellen, Vereinigtes Königreich Weniger anzeigen

Der Schwarzmilan gilt, wie seine deutschsprachigen Trivialnamen Wassermilan oder Seemilan belegen, als stark wassergebundene Art. Die Bevorzugung von Lebensräumen in Wassernähe, insbesondere von baumbestandenen Seeuferabschnitten, von Aulandschaften oder von Baumreihen entlang langsam fließender Flüsse, ist jedoch nur bei Vögeln, die in der nördlichen Paläarktis brüten, stark ausgeprägt. Die Nominatform erreicht in solchen Habitaten die größten Bestandsdichten und die prozentual höchste Vermehrungsrate. Doch auch in diesen Regionen kann der Schwarzmilan wasserferne, sogar ausgesprochen trockene Regionen besiedeln, sofern ein ausreichendes Angebot an potentiellen Beutetieren sowie Baumgruppen als Niststandorte zur Verfügung stehen.

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. Die bei M. m. migrans grauweißen Kopf- und Halspartien sind bei dieser Unterart hellbraun, der Schwanz ist leicht rostbraun. Auffallend ist ein schwarzer Fleck im Ohrbereich, nach dem diese Unterart im Deutschen auch „Schwarzohrmilan“ genannt wird. Im Bereich des Carpalgelenks ist ein deutlicher heller, fast weißer Fleck erkennbar. Die Färbung der Iris scheint von Braun im höheren Alter nicht nach Gelb zu wechseln. Diese Unterart ist dem Rotmilan am ähnlichsten. Neueste molekulargenetische Untersuchungen zeigen eine relativ große genetische Distanz zu anderen Unterarten und legen für M. m. lineatus Artrang nahe.

  • M. m. govinda Sykes, 1832: Diese Unterart ist kleiner als die Nominatform und insgesamt kontrastarm graubraun, manchmal auch schmutzig sandfarben gefärbt. Das Kopfgefieder hat einen rötlichbraunen Anflug, die schwarzen Schaftzeichnungen sind meistens deutlich erkennbar. Auch die Weißzeichnung der Flügelunterseite im Bereich der Handschwingenbasen ist markant.
  • M. m. formosanus Kuroda, 1920: Kleine Inselrasse auf Hainan und Taiwan. Sehr ähnlich M. m. govinda. Im Brutgebiet weitgehend Standvogel. Die Validität dieser Unterart wird in Frage gestellt.
  • M. m. affinis Gould, 1838: Die kleinste Unterart weist ein relativ einheitliches dunkelbraunes Erscheinungsbild auf. Im Schulterbereich ist die Gefiederfärbung heller, sodass sich auf der Flügeloberseite ein deutlicher Diagonalstreifen abzeichnet.
  • M. m. aegyptius (Syn.M. aegyptius) (Gmelin, 1788): Die Vögel dieser Subspezies sind etwas kleiner als europäische Exemplare der Nominatform. Das Gefieder ist rötlichbraun, auf dem zimtfarbenen Schwanz können sich einige schmale hellere Binden abzeichnen. Das weiße Flügelfeld im Bereich des Handgelenks ist relativ deutlich. Der Schnabel der unterseits gefleckten Jungvögel ist bis zum dritten Lebensjahr schwarz und wechselt dann in das für die beiden afrikanischen Unterarten typische Gelb.
  • M. m. parasitus (Syn.M. aegyptius parasitus) (Daudin, 1800): Diese Unterart ist etwas kleiner als die zuvor beschriebene und relativ kontrastarm mattbraun gefärbt. Die Unterseite ist heller und weist einen dunklen Zimtton auf. Der Schwanz ist deutlich gebändert, der Schnabel adulter Vögel ist immer leuchtend gelb. Die Unterart ist südlich der Sahara über ganz Afrika verbreitet und brütet auch auf den Komoren und auf Madagaskar. Neueste molekulargenetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass M. m. parasitus weder als Unterart von Milvus migrans noch von Milvus aegyptius zu betrachten ist, sondern eine eigenständige Art darstellt.

Der Schwarzmilan gilt, wie seine deutschsprachigen Trivialnamen Wassermilan oder Seemilan belegen, als stark wassergebundene Art. Die Bevorzugung von Lebensräumen in Wassernähe, insbesondere von baumbestandenen Seeuferabschnitten, von Aulandschaften oder von Baumreihen entlang langsam fließender Flüsse, ist jedoch nur bei Vögeln, die in der nördlichen Paläarktis brüten, stark ausgeprägt. Die Nominatform erreicht in solchen Habitaten die größten Bestandsdichten und die prozentual höchste Vermehrungsrate. Doch auch in diesen Regionen kann der Schwarzmilan wasserferne, sogar ausgesprochen trockene Regionen besiedeln, sofern ein ausreichendes Angebot an potentiellen Beutetieren sowie Baumgruppen als Niststandorte zur Verfügung stehen.

Bei den anderen Unterarten ist eine latente Affinität zu wasserreichen Lebensräumen weniger deutlich oder gar nicht erkennbar. Allein Nahrungsangebot und geeignete Brutmöglichkeiten scheinen für eine erfolgreiche Ansiedlung ausschlaggebend zu sein. Entsprechend vielfältig können die besiedelten Lebensräume sein: Mangrovensümpfe an Flussmündungen werden ebenso genutzt wie Kulturlandschaften oder hochgelegene trockene Gebirgssteppen wie etwa im Altai. Einige Unterarten, insbesondere die beiden in Afrika vorkommenden, zeigen eine nahrungsökologisch enge Bindung an den Menschen. Der Schwarzmilan siedelt dort am Rande von Städten und ist zusammen mit einer Reihe von Vogelarten, zum Beispiel dem Kappengeier (Necrosyrtes monachus), ein Nutzer menschlicher Abfälle. Ein weitgehend nomadisierendes Leben mit unregelmäßigen Brutzyklen in den unterschiedlichsten Lebensräumen, die auch Randgebiete von Wüsten mit einschließen, führt die australasiatische Unterart M. m. affinis.

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Schwarzmilan Lebensraum-Karte
Schwarzmilan Lebensraum-Karte
Schwarzmilan
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Gewohnheiten und Lebensstil

Schwarzmilane sind tagaktiv. Die ersten Beuteflüge beginnen kurz vor Sonnenaufgang. Meist schon vor Sonnenuntergang suchen sie ihre Ruheplätze auf. Nur bei besonders günstigem Nahrungsangebot, zum Beispiel bei Massenauftreten des Maikäfers, bleiben sie bis in die späte Dämmerung aktiv. Die Mittagsstunden werden meist zur Gefiederpflege genutzt oder dösend verbracht. Während der Brutzeit übernachtet das Weibchen am Horst und das Männchen in dessen Nähe. Außerhalb der Brutsaison suchen die Milane Schlafbäume auf, wo sich Gesellschaften bis zu mehreren hundert Vögeln versammeln können. Schwarzmilane sind weitgehend gesellig und verteidigen nur die nähere Horstumgebung. Im Winterquartier sind die Zieher in der Regel nicht mit den dort residenten Unterarten vergesellschaftet, sondern bilden eigene Trupps, die weiträumig umherstreifen.

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Die europäischen, zentral- und nordasiatischen Vögel verhalten sich gegenüber Menschen äußerst scheu und vorsichtig. Schon bei geringen Störungen streichen sie vom Horst ab und kreisen in größerer Entfernung von ihm. Süd-, südostasiatische und afrikanische Milane, die nahrungsökologisch eng an den Menschen gebunden sind, haben dort, wo sie nicht verfolgt werden, ihre Fluchtdistanzen vor Menschen bis auf wenige Meter reduziert und nisten, brüten und schlafen in seiner unmittelbaren Umgebung. Verschiedene geschichtliche Quellen berichten von stadtbrütenden Greifvögeln in europäischen Städten. Es könnte sich dabei um Schwarzmilane gehandelt haben. Heute besteht nur mehr eine Stadtkolonie der Nominatform in Istanbul.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Schwarzmilan hat als Nahrungsgeneralist und Nahrungsopportunist ein weitgefächertes Nahrungsspektrum. Er jagt lebende Beutetiere, ernährt sich jedoch ebenso von Aas und verschiedenen Abfällen, wie sie etwa in Schlachthäusern oder Fischfabriken anfallen. Auch Mülldeponien werden nach verwertbaren Resten abgesucht. Er kann lebende Beute bis zur Größe eines kleinen Hasen und lebende Fische fast bis zu seinem Eigengewicht erbeuten und davontragen, meistens sind seine Beutetiere jedoch kleiner. Die Zusammensetzung der Beute hängt vom Lebensraum der Unterart ab.

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In Wassernähe brütende Schwarzmilane erbeuten vor allem lebende und tote Fische. In Mittel- und Osteuropa überwiegen dabei sehr auffällig die Plötze (Rutilus rutilus) und die Brachse (Abramis brama). Fischnahrung kann in solchen Populationen 80 % des Gesamtnahrungsgewichtes erreichen. Daneben werden verschiedene Vögel bis zur Rebhuhn­größe und Säugetiere, wie Kaninchen, kleine Hasen, Ratten und Mäuse, erbeutet. In Trockengebieten erbeutet die Art an Lebendbeute vor allem Vögel, Reptilien, Amphibien und kleinere Säugetiere (wie zum Beispiel Igel (Erinaceidae) und Springmäuse (Dipodidae)). Tauben (Columbidae) und Krähen (Corvidae) können in Trockenhabitaten einen großen Anteil der Beutetiere ausmachen. Aber auch verschiedene Großinsekten, Regenwürmer und Schnecken werden regelmäßig verzehrt. Vegetarische Nahrung wird im Zuge der Nutzung menschlicher Abfälle aufgenommen. In West- und Zentralafrika bilden die Fruchtgehäuse der Ölpalme (Elaeis guineensis) für die überwinternden europäischen Schwarzmilane ebenso wie für die dort residenten Milane der Unterart M. m. parasitus eine wichtige vegetarische Beikost.

Schwarzmilane sind Suchflugjäger. In einem langsamen, meist recht niedrigen Suchflug werden Beutetiere oder Aas erspäht und oft im Darüberfliegen mitgenommen. Lebende oder tote Fische werden so von der Wasseroberfläche aufgenommen und an einem geeigneten Ort gekröpft. Auch Vögel wie Krähen, Wachteln oder Rebhühner überrascht der Schwarzmilan meistens am Boden und trägt sie davon. Ähnlich verhält es sich bei Reptilien und Amphibien. Erfolgreiche Flugjagden auf Vögel wurden nur selten beobachtet, kommen aber vor.

Am Aas erscheint der Schwarzmilan oft als erste Vogelart. Er verwertet sowohl überfahrene Kleintiere auf Straßen und Autobahnen als auch gemeinsam mit großen Greifvögeln große Kadaver. M. m. parasitus und M. m. govinda haben sich zum Teil stark auf die Nutzung menschlicher Abfälle spezialisiert und erscheinen in großer Zahl auf Mülldeponien, auf Marktplätzen, in der Nähe von Schlachthäusern oder Fischfabriken, also überall dort, wo nutzbarer Abfall zur Verfügung steht. Auch Fischerboote im Küstenbereich werden von Schwarzmilanschwärmen verfolgt. Nicht selten werden Fleischstücke oder Fische von Marktständen weggetragen, es wurde sogar beobachtet, dass Schwarzmilane Menschen das Sandwich aus der Hand raubten oder sich Grillfleisch vom Grill griffen.

Wie andere Greifvögel folgen Schwarzmilane den Brandfronten von Wald- und Steppenbränden, um die fliehenden oder bereits verendeten Tiere aufzusammeln. Gelegentlich transportieren sie sogar brennende Zweige, die sie später fallen lassen, um durch die Verbreitung der Brände Beute machen zu können. Auch hinter Schwärmen wandernder Feldheuschrecken werden Schwarzmilane beobachtet.

Häufig versuchen Schwarzmilane, anderen Vögeln ihre Beutetiere abzujagen. Insbesondere betroffen davon sind Möwen und Bussarde. Möwen, Reiher, Ibisse, Störche und große Eisvögel werden zuweilen so lange belästigt, bis sie bereits verschluckte Nahrung wieder auswürgen.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Schwarzmilane brüten frühestens im vierten Lebensjahr zum ersten Mal. Gelegentlich wurden bei jüngeren Milanen Kopulationen und Nestbauaktivitäten festgestellt, erfolgreiche Bruten wurden bisher nicht bekannt. Die Dauer der Paarbindung ist nicht erschöpfend erforscht, jedenfalls kommen sowohl Brutsaisonehen wie langjährige Paarbindungen vor. Ob die letzteren durch die große Brutortstreue der Art bedingt sind oder ob ein Paarzusammenhalt auch im Winterquartier besteht, ist noch Gegenstand der Forschung. Offensichtlich kehren einzelne Vögel bereits verpaart aus dem Winterquartier zurück. Während der Balz bis zur frühen Jungenaufzucht werden in die unmittelbare Nestumgebung einfliegende Artgenossen konsequent, meist durch Rufreihen, oft auch durch Entgegenfliegen vertrieben. Körperliche Auseinandersetzungen wurden jedoch bislang nicht beobachtet. Artfremde Greifvögel sowie potentielle Nesträuber wie Krähen oder Marder, in einigen Verbreitungsgebieten auch Schlangen, werden sofort und heftig angegriffen. Territoriale Verhaltensweisen koloniebrütender Schwarzmilane sind bislang wenig erforscht. Koloniebrütende Paare verteidigen nur die unmittelbare Nestumgebung, die Nahrungsreviere werden offenbar konfliktfrei mit Artgenossen geteilt.

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Sofort nach Ankunft am Niststandort beginnt der zuerst ankommende Vogel (häufiger das Männchen als das Weibchen) mit dem Horstbau oder mit Instandsetzungsarbeiten an einem alten Horst. Die Horstgröße und auch sein Aufbau sind äußerst variabel, sodass von einem typischen Schwarzmilanhorst nicht gesprochen werden kann. Schwarzmilanhorste können auffallend kleine, eher schlampig zusammengefügte Gebilde von Krähennestgröße, aber auch stattliche, solide Bauten von einem Meter Durchmesser und mehr sein. Die Grundstruktur wird aus Ästen und Zweigen gebildet, für die Innenauspolsterung werden die verschiedensten Materialien, sehr häufig auch Abfälle, daneben aber auch Gräser, Moose, Laub, Tierhaare und Vogelfedern verwendet. Immer tragen Schwarzmilane relativ große Erd- oder Lehmklumpen zur Horstauskleidung ein. Als problematisch für die Jungenaufzucht hat sich die Neigung des Schwarzmilans, Plastikmaterialien zur Horstauskleidung zu verwenden, erwiesen, da sich dadurch im Horst Pfützen bilden können, die zur Unterkühlung sowohl des Geleges als auch der Küken führen. Am Horstbau beteiligen sich beide Partner, das Männchen allerdings wesentlich intensiver als das Weibchen.

Die Baumart scheint nur eine untergeordnete Rolle für die Wahl des Horststandortes zu spielen, wichtiger ist ein von oben ungehinderter Anflug. Häufig werden deshalb Überhälter oder Randbäume als Horstbäume gewählt. Meist befinden sich die Horste im Kronenbereich in einer starken Astgabelung, seltener in Gabelungen von starken Seitenästen, gelegentlich einige Meter vom Stamm entfernt. Neben Baumhorsten wurden auch Horste auf Gittermasten und in Felsnischen festgestellt. Einige Populationen, zum Beispiel im Atlasgebirge und auf den Kapverden, sind reine Felsbrüter. Äußerst selten wurden Bodenbruten festgestellt. Horststandorte auf Gebäuden hingegen sind für die afrikanischen Unterarten durchaus gewöhnlich.

Schwarzmilane übernehmen gelegentlich Horste anderer Vogelarten, wie die von Kormoranen, Krähen, Rotmilanen und verschiedenen anderen Greifvögeln, wie umgekehrt auch Schwarzmilanhorste von anderen Greifvogelarten benutzt werden.

Innerhalb der eigenen Art können die Horstabstände nur wenige Meter betragen. Nicht selten werden Horste auch weniger als 100 Meter von anderen beflogenen Greifvogelhorsten entfernt errichtet, gelegentlich auch mitten in Reiher- oder Kormorankolonien.

Schon während des Horstbaus kommt es zu Begattungen, zu denen das Weibchen durch die greifvogeltypische waagrechte Körperhaltung und durch ein leises Wimmern auffordert. Zwei Begattungen können in wenigen Minuten aufeinander folgen. Bei schönem Wetter zeigen Schwarzmilane Schauflüge über ihrem Horstgebiet, in die eindrucksvolle Flugakrobatik, wie Girlandenflüge (rhythmisches steiles Ansteigen und Abstürzen), Abtrudeln mit gegenseitigem Verhaken oder Fliegen mit dem Rücken zum Boden, eingebettet sein können. Mit der Entwicklung des ersten Eies hören diese Aktivitäten auf. Das Weibchen stellt zu diesem Zeitpunkt auch das selbstständige Jagen ein und wird während der Brutzeit und der ersten Aufzuchtphase der Küken vom Männchen versorgt.

Schwarzmilane beginnen relativ spät im Jahr mit der Brut, die frühesten Eiablagen in Mitteleuropa erfolgen Anfang April, die Hauptbrutzeit beginnt erst in der letzten Aprildekade. Bei frühem Gelegeverlust kann es zu einem Nachgelege kommen.

Die Gelege bestehen meist aus zwei bis drei, seltener aus vier und in Ausnahmefällen aus fünf Eiern. Nachgelege umfassen auch oft nur ein Ei. Die glanzlosen Eier sind in der Regel kurzoval, seltener langoval und weisen auf blassweißem, isabellfarbigem oder grünlichem Grund oft sepiafarbene Flecken auf, die sie von den insgesamt sehr ähnlichen Eiern des Mäusebussards mit rötlichtonigen Flecken unterscheidet. Sie entsprechen in Größe, Form und Masse etwa mittelgroßen Hühnereiern.

Die Eier werden in Abstand von zwei bis drei Tagen gelegt, und sofort, in der Regel aber noch nicht fest, bebrütet. Die meiste Zeit verbringt das Weibchen auf dem Gelege, nur gelegentlich wird es kurz vom Männchen abgelöst. Nach einer Brutdauer von etwa 32 Tagen schlüpfen die Jungen, zwischen denen, entsprechend der Eiablage, beträchtliche Entwicklungsunterschiede bestehen können. Die älteren Geschwister drängen häufig das jüngste von der Beute ab, manchmal attackieren sie es auch direkt. Häufig werden verendete Küken zerteilt und verfüttert. In den ersten beiden Wochen schafft das Männchen allein die Nahrung heran, die das am Horst weilende Weibchen übernimmt, zerteilt und an die Jungen verfüttert. Nestlingsnahrung besteht zum Großteil aus Lebendbeute, vornehmlich aus Kleinsäugern und Vögeln. Fische werden während der ersten beiden Wochen nicht verfüttert. Wenn die Jungen nicht mehr dauernd gehudert oder beschattet werden müssen, beteiligt sich auch das Weibchen an den Beuteflügen. Gelegentlich wurden nichtbrütende Schwarzmilane, ganz selten auch Rotmilane als Bruthelfer beobachtet.

Mit etwa 32 Tagen beginnen die Jungvögel mit den ersten Flugübungen und können sich mit 40 Tagen schon etwas vom Horst entfernen. Insgesamt ist die Entwicklungsdauer von Nestlingen individuell aber sehr verschieden. Bis zum Ausfliegen können mehr als 50 Tage vergehen. Es wurden aber auch schon flügge Jungvögel mit weniger als 45 Tagen beobachtet.

Auch nach dem Ausfliegen der Jungvögel bleibt der Horst noch für mindestens drei bis vier Wochen Zentrum der Schwarzmilanfamilie. Auf ihm wird die von den Eltern herangetragene Beute übergeben, zu ihm oder in dessen unmittelbare Nähe kehren die Jungen zum Schlafen zurück. Junge Schwarzmilane werden relativ spät im Alter von 80 bis 90 Tagen selbstständig. Etwa sechs Wochen nach dem Ausfliegen haben sie das selbstständige Schlagen von Beute erlernt und verlassen nach und nach das Elternrevier.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Der Schwarzmilan gilt als die weltweit häufigste Greifvogelart. Seine Bestände sind nach Einschätzung der IUCN gegenwärtig nicht bedroht, obwohl es Hinweise für einen leichten Bestandsrückgang gibt. Die Populationen in Europa werden auf 130.000 bis 200.000 Tiere geschätzt. Genaue Zahlen über Populationsgrößen und exakte Einschätzungen der Bestandstrends außerhalb Europas liegen jedoch nur für Teilgebiete des riesigen Verbreitungsraumes vor, die für einige Populationen des asiatischen Russlands stark negative Bestandsentwicklungen befürchten lassen.In Europa hingegen wird die Art mit VU (= vulnerable) eingestuft. Dafür sind vor allem die Bestandsrückgänge in Spanien und in großen Teilen Ost- und Südosteuropas verantwortlich. In Mitteleuropa blieben die Bestände während der letzten zehn Jahre weitgehend stabil oder nahmen leicht, in Zentral- und Südostfrankreich sogar erheblich zu. Uneinheitlich waren bis gegen Ende der 1990er Jahre die Bestandsverhältnisse auch in Deutschland: starken und mäßig starken Zunahmen in Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen standen zum Teil nicht unbeträchtliche Bestands- und Arealeinbußen in Schleswig-Holstein, Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gegenüber. In den letzten Jahren zeigt sich jedoch in fast allen Bundesländern ein durchgehend positiver Trend. In einigen deutschen Bundesländern waren sogar erhebliche Bestandszunahmen und Arealausweitungen zu verzeichnen.

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In der Schweiz, die mit bis zu 1500 Brutpaaren – verglichen mit der Landesgröße – eine große Anzahl von Schwarzmilanen beherbergt, ist die Bestandsentwicklung unklar. Kolonieartiges Brüten an einigen großen Schweizer Seen, wie am Neuenburgersee, am Bielersee oder am Ostteil des Genfersees, ist stark zurückgegangen oder hat bereits aufgehört. Dafür wanderte die Art verstärkt in Viehzuchtgebiete ein und brütet jetzt dort auch in Höhen von 1000 m ü. NN und mehr. In Ostösterreich nehmen die ohnehin kleinen Bestände des Schwarzmilans kontinuierlich ab. Hauptursache der Bestandsrückgänge sind nach wie vor Biotopzerstörung, insbesondere Trockenlegungen von Feuchtgebieten, Umwandlung von Mischwäldern in reine Fichtenkulturen sowie Flussregulierungen und die damit einhergehende Vernichtung von Auwaldgebieten. Auch die direkte Verfolgung durch Abschuss und Vergiftung spielt für die negative Bestandsentwicklung eine große Rolle. Besonders an den Engstellen der Zugstraßen, wie an einigen Pyrenäenpässen, auf Malta, im Libanon und entlang des Niltals, werden jährlich Tausende Milane erlegt. Ähnliche topografische Fallen mit gewaltigem Jagddruck bestehen für asiatische Südwestzieher im Kaukasus. Ungünstig auf die Bestände scheint sich auch die zurückgehende Eutrophierung vieler (mittel)europäischer Seen sowie das häufig frühzeitigere Abdecken von Mülldeponien auszuwirken.

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Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Schwarzmilans auf etwa 4.000.000-5.700.000 geschlechtsreife Individuen. Die Brutpopulation in Europa wird auf 186.000-254.000 Brutpaare geschätzt, was 372.000-507.000 geschlechtsreifen Individuen entspricht. Insgesamt wird der Schwarzmilan derzeit auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und sein Bestand ist heute stabil.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der Schwarzmilan gilt als die am häufigsten vorkommende Greifvogelart der Welt.
  • Schwarzmilane werden von Rauch und Bränden angezogen, wo sie nach flüchtender Beute suchen. Nach dem Glauben der australischen Ureinwohner verbreiten Schwarzmilane Feuer, indem sie brennende Zweige aufpicken und fallen lassen, um ihre Beute aufzuscheuchen.
  • Schwarzmilane schützen ihr Nest aggressiv vor Eindringlingen; die Vögel erkennen Menschen, die in das Nest eindringen, und greifen sie im Sturzflug an.
  • In Australien versammeln sich Schwarzmilane bei einer Heuschreckenplage gewöhnlich in Schwärmen, um Heuschrecken zu fressen.

Referenzen

1. Schwarzmilan artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzmilan
2. Schwarzmilan auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22734972/155599376
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/643685

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