Europäischer Braunbär

Europäischer Braunbär

Europäische braunbär, Eurasische braunbär

UNTERART VON

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Ursus arctos arctos

Der Europäische Braunbär oder Eurasische Braunbär (Ursus arctos arctos) ist eine Unterart des Braunbären (Ursus arctos) aus der Familie der Bären (Ursidae). Er ist die Nominatform der Art.

Aussehen

Auch über die Anzahl und Abgrenzung der Unterarten Eurasiens nach morphologischen Merkmalen gibt es keine Einigkeit. Die folgende Darstellung beruht im Wesentlichen auf der Bearbeitung durch Heptner et al. für die frühere Sowjetunion.

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Ursus arctos arctos ist dieser Auffassung zufolge ein Braunbär mittlerer Größe. Er erreicht ein Maximalgewicht von 320 bis 350 Kilogramm. Die Fellfarbe ist im Allgemeinen eher dunkel, sie variiert von dunklem Schwarzbraun mit rostgrauen Reflexen, vor allem im Westen der Verbreitung, zu Hellbraun-Strohfarben mit dunkler rotbraunem Unterfell, überwiegend in den östlichen Abschnitten. Beide Felltypen gehen in der dazwischen liegenden Region lückenlos ineinander über. Die Beinfarbe ist immer dunkler als die des Rumpfs, bei hellen Tieren ist auch die Schnauze dunkler. Eine schmale und unvollständige Halsringzeichnung kann vorhanden sein.

Die Unterart wäre verbreitet in ganz Europa, dem europäischen Russland, dem Ural und Westsibirien, östlich, ohne klare Grenze, etwa bis zum Jenissei und Altai. Nordgrenze der Verbreitung ist die nördliche Grenze der Taiga zur Tundra. Nach Osten, in Ostsibirien würde anschließen die Unterart Ursus arctos yeniseensis Ognev, 1924, eine Übergangsform zu den ostasiatischen Unterarten, die aber von den meisten anderen Taxonomen nicht als eigenständig anerkannt wird. In den meisten neueren Arbeiten wird sie der Nominatform, d. h. dem Eurasischen Braunbären, zugeschlagen. Sie umfasst ungefähr 38.000 Individuen. Östlich benachbart wäre dann der Kamtschatka-Braunbär Ursus arctos piscator Pucheran, 1855 (Synonym beringianus), eine deutlich größere Unterart, die die Küstenregionen und die meisten vorgelagerten Inseln entlang der Beringstraße bewohnt (etwa 9.000 Individuen), und, südlich an diesen anschließend, der Ussuri-Braunbär Ursus arctos lasiotus Gray, 1867, der die Region am Ussuri, Sachalin und die Kurilen besiedeln würde. Teilweise wird die Population am Ussuri noch als eigene Unterart abgetrennt.

Seit historischer Zeit waren die Braunbären des Kaukasus und der zentralasiatischen Gebirge durch eine Verbreitungslücke von der Verbreitung des Eurasischen Braunbären getrennt, diese geht aber vermutlich auf menschlichen Einfluss zurück. Dadurch besitzen die dort verbreiteten Populationen keinen Kontakt mehr zum Eurasischen Braunbären. Heptner et al. verorten hier den Kaukasus-Braunbären Ursus arctos meridionalis Middendorff, 1851 im Kaukasus, eine sehr umstrittene Unterart, da andere Forscher hier bis zu vier Unterarten differenzieren wollen, andere aber alle Tiere, wie auch die der weiter östlichen Regionen, dem Syrischen Braunbären Ursus arctos syriacus Hemprich et Ehrenberg, 1828, zuschlagen. Östlich davon wäre des Verbreitungsgebiet des Isabellbären (auch Tien-Shan-Braunbär oder Himalaya-Braunbär genannt), Ursus arctos isabellinus Horsfield, 1826.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Braunbären waren einst in fast ganz Eurasien zu finden, während ihr Verbreitungsgebiet heute kleiner ist.

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Obwohl der Braunbär auf der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN aus dem Jahr 2006 als am wenigsten gefährdet eingestuft wird (was sich auf die globale Art bezieht, nicht auf den Europäischen Braunbären im Speziellen), werden die lokalen Populationen immer seltener. Und wie die IUCN selbst hinzufügt:

Der Braunbär ist in Irland, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden und Belgien seit langem ausgestorben, aber er existiert noch in Nordeuropa und in Russland.

Weltweit ist die größte Population östlich des Uralgebirges in den großen sibirischen Wäldern zu finden; Braunbären gibt es auch in kleinerer Zahl in Teilen Zentralasiens (ehemalige Sowjetstaaten).

Die größte Braunbärenpopulation in Europa befindet sich in Russland, wo sie sich inzwischen von einem durch intensive Bejagung verursachten Tiefstand erholt hat. Die Populationen in Baltoskandien nehmen ebenfalls, wenn auch langsam, zu. Dazu gehören fast 3.000 Bären in Schweden, 2.000 in Finnland, 1.000 in Estland und etwa 100 in Norwegen.

Große Populationen gibt es auch in Rumänien (etwa 6.000), der Slowakei (etwa 1.200), Bosnien und Herzegowina, Kroatien (1.200), Slowenien (500-700), Nordmazedonien, Bulgarien, Polen, der Türkei und Georgien.

Kleine, aber immer noch bedeutende Populationen gibt es auch in Albanien, Griechenland, Serbien und Montenegro. In der Ukraine gab es 2005 schätzungsweise 200 Exemplare. Diese Populationen gehören zu zwei verschiedenen Metapopulationen: der Karpatenpopulation mit über 5000 Individuen und der Dinarischen-Pindos-Population (Balkan) mit etwa 3000 Individuen.

In den Pyrenäen, an der Grenze zwischen Spanien und Frankreich, gibt es eine kleine, aber wachsende Population (mindestens 70 Bären), die einst vom Aussterben bedroht war, sowie zwei Teilpopulationen im Kantabrischen Gebirge in Spanien (mit insgesamt etwa 250 Individuen). Auch in den italienischen Regionen Abruzzen, Südtirol und Trentino gibt es Populationen von insgesamt etwa 100 Bären.

Außerhalb Europas und Russlands bzw. der GUS gibt es Kladen des Braunbären in kleinen, isolierten und größtenteils stark bedrohten Populationen im Iran, in Afghanistan, Pakistan, in Teilen Nordwestindiens und Zentralchinas sowie auf der Insel Hokkaido in Japan.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

POPULATION

Populationszahl

Der Braunbär ist eine phylogenomisch sehr gut untersuchte Art. Dies liegt vor allem daran, dass Artenschützer, die Projekte zur Wiederansiedlung oder zur Stützung kleiner Lokalpopulationen planten, wissen wollten, ob sie nicht versehentlich die falschen Braunbären in ihrem Gebiet aussetzen. Vorteil der genetischen Methoden gegenüber den morphologischen ist, dass auch Proben aus Haaren, Fäzes oder ausgegrabene, subfossile Überreste analysiert werden können. Dadurch ist die Datenbasis der Bearbeitungen breiter.

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Als Ergebnis der Untersuchungen zeigte sich, dass die europäischen Braunbären zwei stark getrennten genetischen Linien angehören. Eine davon („Klade I“) umfasst die Bären Westeuropas, darunter diejenigen Spaniens und der Pyrenäen, Italiens, des nordwestlichen Balkans und Teilen Rumäniens und des westlichen Skandinavien (außerdem subfossile Reste von Bären Nordafrikas und der Levante). Die andere („Klade IIIa“) umfasst die Bären Osteuropas, des Balkan, Nordskandinaviens, der größten Teile des Nahen Ostens, fast des gesamten nördlichen Asiens und des nordwestlichsten Nordamerikas (vor allem West-Alaska). Die Bären der Klade IIIa sind näher verwandt mit den Bären Nordkanadas und des östlichen Alaska (Klade IIIb) als mit denjenigen Westeuropas. Diese Resultate beruhen vor allem auf der Analyse der mtDNA, d. h. der weiblichen, mütterlichen Erblinie. Werden auch (in beiden Geschlechtern vererbte) Kerngene in die Analyse mit einbezogen, zeigt sich, dass es zwischen den verschiedenen Populationen durchaus zu Genfluss kommt, der aber vor allem auf der väterlichen Linie aufbaut. Dies liegt wohl daran, dass die Braunbären-Männchen erheblich vagiler als die Weibchen sind und größere Strecken zurücklegen. In jedem Falle sind aber die konventionellen Unterarten nach den genetischen Daten nicht reproduzierbar. Die westliche und die östliche Linie sind aber nur in zwei Regionen im Kontakt miteinander. Während sie in Rumänien tatsächlich sympatrisch vorkommen, sind in Skandinavien beide Populationen in ihrer Verbreitung mindestens 130 Kilometer voneinander getrennt.

Nach Abschätzungen nach der Methode der molekularen Uhr haben sich die Bären der Klade I und IIIa schon vor etwa 850.000 Jahren getrennt. Die westliche Linie ist in zwei Gruppen getrennt, eine in Spanien, Frankreich und dem Süden Skandinaviens, eine in Italien, auf dem Westbalkan und in Rumänien. Dies wird mit der Wiederbesiedlung aus zwei eiszeitlichen Refugien (Iberische und Italienische Halbinsel) in Verbindung gebracht. Für die östliche Linie wird über ein Refugium auf der Balkanhalbinsel spekuliert., aber auch ein Refugium viel weiter östlich, in Nordostasien, erscheint möglich. Die westliche Linie umfasst nur noch ca. 2.500 bis 3.000 lebende Tiere, während der Bestand der östlichen Linie immer noch in die Hunderttausende geht.

Der ehemals kontinuierlich über nahezu ganz Europa verbreitete Braunbär ist heute auf einige voneinander durch große unbesiedelte Bereiche getrennte Populationen aufgespalten, die in der Regel keinen Individuenaustausch, und damit keinen genetischen Kontakt zueinander, ermöglichen. Die folgenden Populationsschätzungen basieren im Wesentlichen auf den Daten der IUCN/SSC Bear Specialist Group (Rauer et al. 1999)

  • Kantabrisches Gebirge, Nordspanien: bis zu 140, z. T. als eigene Unterart Kantabrischer Braunbär (Ursus arctos pyrenaicus) benannt.
  • Pyrenäen: ca. 10
  • Südskandinavien: ca. 150 bis 200
  • Abruzzen, Mittelitalien: etwa 70 bis 100, z. T. als eigene Unterart Marsischer Braunbär (Ursus arctos marsicanus) benannt.
  • Norditalien/Österreich (Alpen): etwa 15 bis 30
  • Westbalkan: etwa 550 bis 800
  • Karpaten: etwa 6600 in Rumänien, mit Randvorkommen bis Polen: ca. 70
  • Gebirge Bulgariens: ca. 500 und Nordgriechenlands: gut 100
  • europäisches Russland westlich des Ural: etwa 26.000 bis 27.000, mit Randvorkommen in Skandinavien (Finnland ca. 430 bis 600)

Seither hat die Anzahl der Braunbären in einigen Regionen Europas wieder deutlich zugenommen. So wird die Anzahl der Bären heute allein im Westbalkanstaat Slowenien auf bis zu 1.500 Tiere geschätzt.

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Erhaltung

Die kleinen Populationen stehen in vielen Ländern unter unterschiedlich starkem gesetzlichen Schutz. International werden die Populationen Asiens im Anhang I (totales Handelsverbot), die übrigen in Anhang II (eingeschränkter Handel) geführt. In einigen Ländern genießt diese Art eine ganzjährige oder mehrmonatige Schonzeit. Des Weiteren werden mehrstufige Managementpläne zum Schutz der Bären und der Nutztiere durchgeführt. In anderen Ländern besteht für diese Unterart kein oder nur geringer gesetzlicher Schutz. In der europäischen Artenschutzverordnung ist er je nach Population im Anhang I (totales Handelsverbot) und Anhang II (eingeschränkter Handel) geführt. Im östlichen Verbreitungsgebiet (Russland) ist eine eingeschränkte Jagd erlaubt.

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Des Weiteren wird diese Unterart in vielen zoologischen Anlagen in ganz Europa gehalten. Während es sich bei vielen Tieren um Unterart-Hybriden handelt, werden ansonsten hauptsächlich Europäische Braunbären (Ursus arctos arctos) gehalten. Auch Syrische Braunbären (Ursus arctos syriacus) und Kamtschatkabären (Ursus arctos beringianus) sind in einigen zoologischen Einrichtungen vertreten.

Daneben gibt es mehrere Bärenschutz-Einrichtungen, die sich eine artgerechte Haltung ehemaliger Tanz-, Zirkus- und Zoo-Bären zur Aufgabe gemacht haben.

Aus Artenschutzgründen wurden wenige Bären im französischen Zentralmassiv (wo sie 1990 ausgestorben waren, Herkunft: Pyrenäen) und in den italienischen und den österreichischen Alpen ausgesetzt (Herkunft: Slowenien). Einige ausgesetzte Bären fielen dabei der Wilderei lokaler Jäger zum Opfer.

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Referenzen

1. Europäischer Braunbär artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ischer_Braunb%C3%A4r

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