Wanderbaumelster
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Dendrocitta vagabunda
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
6-8 years
Gewicht
90-130
3.2-4.6
goz
g oz 
Länge
46-50
18.1-19.7
cminch
cm inch 

Die Wanderbaumelster (Dendrocitta vagabunda) ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Ihr Verbreitungsgebiet sind der indische Subkontinent, Hinterindien und große Teile des subtropischen Asiens. Typische Habitate dieser Baumelster sind Wälder und Parkland, gelegentlich aber auch urbane Lebensräume.Sie ist ein großer Vertreter der Baumelstern (Dendrocitta) und hat schwarz-weiß-braunes Gefieder und einem kurzen, kräftigen Schnabel.

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Wanderbaumelstern ernähren sich vorwiegend von Früchten, Kleintieren und Aas. Sie bilden Familienverbände bis hin zu kleinen Schwärmen, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Je nach geographischer Breite brüten sie zwischen Februar und Juni zwei bis sechs Eier aus. Der Nachwuchs wird von beiden Eltern gefüttert. Für die Wanderbaumelster werden neun Unterarten anerkannt, die Übergänge zwischen diesen sind jedoch fließend. Der Weltbestand der Art ist nicht bekannt, mit Ausnahme von Vietnam gilt sie jedoch in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet als häufiger Vogel. Von BirdLife International wird sie als nicht gefährdet (least concern) eingestuft.

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Aussehen

Die Wanderbaumelster ist ein relativ großer und kräftiger Singvogel mit gedrungenem Körperbau, relativ kurzen Beinen und Flügeln, einem robusten, gekrümmten Schnabel und langem Schwanz. Die Körperlänge liegt zwischen 46 und 50 cm. Beide Geschlechter erreichen ungefähr die gleiche Körpergröße, das Männchen hat aber meist einen längeren Schwanz. Vögel nördlicher Populationen werden größer als solche aus dem Süden des Verbreitungsgebiets.

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Wanderbaumelstern wiegen 90–130 g. Die Flügellänge beträgt 144–173 mm, der Laufknochen hat eine Länge von 32–37 mm. Der kurze, gekrümmte und kräftige Schnabel misst vom Ansatz bis zur Spitze 30–37 mm. Der Schwanz wird zwischen 189 und 363 mm lang. Dabei unterscheiden sich die Unterarten teilweise sehr stark: Während die Schwanzfedern bei der südwestindischen Unterart D. vagabunda parvula 189–239 mm lang werden, beträgt ihre Länge bei der pakistanischen Form D. vagabunda bristoli 265–363 mm.

Auch die Färbung ist im Verbreitungsgebiet variabel, folgt aber stets dem gleichen Grundmuster. Die kurzen, steifen Nasalfedern und das Kopfgefieder bis hinunter zur Brust und zum Nacken sind schwarz bis grau gefärbt. Rücken und Schulterfedern zeigen ein rötliches Sandbraun, das zum Schwanz hin heller wird. Die Flügeldecken und die Schirmfedern sind hell grau bis weiß gefärbt, ebenso wie die Außenfahnen der inneren drei und in geringerem Maß die der nächsten drei Armschwingen. Der Rest des Flügels ist einheitlich schwarz, das Remicle ist gut entwickelt. Das Bauchgefieder ist heller sandbraun als die Körperoberseite und wird zu den Unterschwanzdecken hin heller. Bei einigen Unterarten kann die Körperunterseite auch ins Cremefarbene tendieren. Die Steuerfedern sind stark gestuft und an der Basis schmutzig grau. Sie werden von einer hellgrauen Subterminalbinde und einer schwarzen Endbinde geziert, wobei die Schwarzfärbung von innen nach außen einen immer größeren Anteil der Federn einnimmt. Das mittlere Federpaar, das weit über den Rest der Schwanzfedern hinausragt, hat lediglich schwarze Spitzen, während das äußerste Paar zu mehr als der Hälfte schwarz gefärbt ist. Jungvögel haben schmalere mittlere Steuerfedern und sind insgesamt heller und verwaschener gefärbt, sodass die schwarzen Gefiederanteile eher dunkelbraun und die Bauchfedern intensiver gelb erscheinen. Zudem besitzen die Schwanzfedern – mit Ausnahme des Mittelpaares – sandfarbene Spitzen, an denen die Vögel während des ersten Lebensjahres deutlich zu erkennen sind.

Schnabel und Wachshaut der Wanderbaumelster sind schiefergrau gefärbt, wobei die Schnabelbasis meist heller als die Spitze ist. Das Schnabelinnere und der Schnabelwinkel sind bei Jungvögeln rosa. Die Iris ist unabhängig vom Alter dunkel rotbraun, die Beine sind dunkel hornfarben bis schiefergrau.

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Verteilung

Erdkunde

Die Wanderbaumelster kommt fast im gesamten Kontinentalasien südlich des Himalayas vor. Ihr Artareal wird weitgehend von den Gebirgszügen des südlichen Asiens und den Vegetationsräumen bestimmt. Die westliche Grenze des Verbreitungsgebiets verläuft in Südwest-Richtung entlang der pakistanischen Hindukusch-Ausläufer.

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Im Westen des Indus existiert mit dem Rann von Kachchh und der Thar eine Verbreitungslücke. Davon abgesehen ist aber fast ganz Indien und Bangladesch von der Wanderbaumelster besiedelt, lediglich der Himalaya und seine Ausläufer bilden eine Verbreitungsgrenze. In Südostasien reicht das Verbreitungsgebiet bis auf die nördliche Malaiische Halbinsel und die Indochinesische Halbinsel, spart aber den Osten Thailands und die Westküste Vietnams aus. Auf Sri Lanka fehlt die Wanderbaumelster trotz geeigneter Habitate, dort existiert auch keine andere Art der Gattung. Im Nordosten schließt entlang des Himalayas und in China das Verbreitungsgebiet der Graubrustbaumelster (Dendrocitta formosae) an; im Goldenen Dreieck und in Orissa überschneiden sich die beiden Artareale. In Singapur wurde die Wanderbaumelster eingeführt.

Die Wanderbaumelster ist, anders als ihr Name nahelegt, kein Zugvogel. Einige Populationen unternehmen aber saisonale Höhenwanderungen. So wandern Brutpaare vom Tiefland oft ins Hügelland und verlassen im Winter die höheren Lagen. Das gilt insbesondere für die Populationen am Südrand des Himalayas.

Ausreichender Baumbestand ist wesentlich für die Habitatwahl der Wanderbaumelster. Zwar werden von lichten Wäldern bis hin zu landwirtschaftlichen Flächen sehr verschiedene Lebensräume von ihr besiedelt, ausschlaggebend sind jedoch die Brut- und Schlafmöglichkeiten. Dabei nutzt die Wanderbaumelster vorwiegend Laubbäume und Lebensräume im Tief- und Hügelland. Sie ist dort sowohl in trockenen wie auch in feuchten, offenen und halboffenen Wäldern anzutreffen, aber auch auf Feldern mit Baumbestand, in Buschsteppen und Plantagen. Dichte Wälder werden gemieden. Als einzige Art der Baumelstern dringt die Wanderbaumelster auch in urbane Habitate vor. In den Städten und Dörfern des südlichen Asiens ist sie ein häufiger Vogel, der Gärten, Parks und ähnliche anthropogene Lebensräume bewohnt.

Die vertikale Verbreitung der Wanderbaumelster reicht vom Tief- bis ins Hügelland. In der Regel werden Lagen bis zu einer Höhe von 1000 m besiedelt. Örtlich, etwa am Südrand des Himalayas, ist die Art auch bis auf 2100 m anzutreffen. Voraussetzung dabei ist das zumindest vereinzelte Vorhandensein von Bäumen oder Gehölzpflanzen entlang der Hänge oder in den Tälern. In Regionen, in denen sich das Verbreitungsgebiet mit dem der Graubrustbaumelster (D. formosae) überschneidet, weicht die Wanderbaumelster in tiefere Lagen oder in anthropogene Habitate aus.

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Klimazonen

Gewohnheiten und Lebensstil

Verglichen mit anderen Rabenvögeln sind Wanderbaumelstern moderat sozial. Sie bilden Paare oder lockere, vier- bis fünfköpfige Familienverbände, die gemeinsam auf Nahrungssuche gehen oder durchs Geäst wandern. Bei gutem Nahrungsaufkommen können sich zeitweilig aber auch bis zu 20 Tiere zusammenschließen. Diese Gruppen schließen sich wiederum auch zu gemischten Schwärmen mit anderen Vogelarten zusammen.

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Wanderbaumelstern nutzen ein breites Spektrum an Nahrungsquellen. Sie fressen vor allem Früchte, Beeren, Samen und Wirbellose. Aufgrund ihrer Vorliebe für fleischige Früchte wird die Art mancherorts als Schädling verfolgt, teilweise aber auch als Fressfeind des Sagowurms geschätzt. Sie frisst Früchte aller Größen, von den Beeren des Zedrachbaumes (Melia azedarach) bis hin zu Papayas und den Kürbisfrüchten von Trichosanthes tricuspidata. Am häufigsten werden allerdings die Früchte verschiedener Feigenarten (Ficus spp.) gefressen. Daneben finden sich auch kleine Wirbeltiere (Eidechsen, Vögel und Nagetiere), Aas und menschliche Abfälle in ihrer Nahrung. Eier werden wahrscheinlich weniger häufig gefressen als landläufig angenommen.

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Die Bindung der Wanderbaumelster an Bäume gilt auch für die Ernährung. Der Großteil der Nahrung wird im Geäst oder im Gebüsch erbeutet, gesammelt und gefressen. Wanderbaumelstern kommen eher selten auf den Boden, etwa wenn sie von ergiebigen Futterquellen angelockt werden oder trinken und baden möchten. Bei der Nahrungssuche agieren sie – je nach Situation – sehr scheu oder überaus neugierig und ohne Anzeichen von Furcht. Häufig schließen sie sich anderen Vogelarten an und streifen zusammen mit Koels, Flaggendrongos und Grüntauben durch das Geäst und fangen von ihnen aufgescheuchte Insekten. Zusammen mit Kuhreihern picken sie Parasiten aus dem Fell von Sambars (Rusa unicolor), die den Vögeln befallene Körperstellen bereitwillig anbieten. Wie auch andere Rabenvögel versteckt die Wanderbaumelster wahrscheinlich überschüssige Nahrung. Es ist allerdings unbekannt, auf welche Weise und an welchen Orten sie dies tut. Gefressenes Aas stammt meist von Kadavern größerer Säugetiere. Dort drängeln sich Wanderbaumelstern in der Rangordnung vor, was sie aufgrund ihrer Wendigkeit auch meist unbeschadet überstehen. Auch abseits von Kadavern können Wanderbaumelstern sehr forsch auftreten: In Tourismusgebieten fressen wilde Vögel Besuchern aus der Hand; in Städten und Dörfern dringen sie teils auch in Häuser ein, um dort Insekten, Fledermäuse und Geckos zu fangen.

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Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Wie viele andere Rabenvögel bilden Wanderbaumelstern häufig lebenslange Brutpaare. Während der Balz sitzen beide Partner ein paar Zentimeter voneinander entfernt auf einer Sitzwarte, bewegen den Kopf ruckartig in Richtung des anderen, strecken den Hals, bis sich ihre Schnäbel fast berühren und geben glucksende und krähende Laute von sich. Beide Geschlechter beteiligen sich am Bau des Nests, der Bebrütung der Eier und der Fütterung der Jungen.

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Wanderbaumelstern brüten zwischen Februar und Juli. Die Hauptbrutzeit liegt bei den südlichsten Unterarten zwischen März und April und verschiebt sich mit zunehmender geographischer Breite immer weiter nach hinten. Das Nest entspricht der für die Familie Corvidae typischen Form: Eine unordentliche, lockere Konstruktion in Form einer tiefen Schüssel, die auf einer Plattform aus dickeren Zweigen liegt. Oft verwebt die Wanderbaumelster für das Nest Dornzweige mit feineren, unbedornten Zweigen und feinen Wurzeln. Für die Größe der Art ist es vergleichsmäßig klein und unauffällig. Die Vögel platzieren es in 6–8 m Höhe in großen, tendenziell freistehenden und entlaubten Bäumen, beispielsweise Sheesham (Dalbergia sissoo), Indischem Weihrauch (Boswellia serrata) oder der Akazie Acacia concinna. Das Gelege besteht aus 2–6 Eiern, im Durchschnitt sind es zwischen 4 und 5. Nördliche Populationen legen größere Gelege als südliche. Die Eier sind durchschnittlich 29,0 × 21,5 mm groß und sehr variabel geformt und gefärbt. Meist haben sie eine rosig-weiße Grundfarbe und sind mit rotbraunen und grauen Tüpfeln überzogen, vor allem am stumpfen Ende. Brut- und Nestlingsdauer sind unbekannt, die Jungen verbleiben mehrere Monate oder Jahre bei den Elternvögeln.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Endoparasiten der Wanderbaumelster sind unter anderem das Trypanosom Trypanosoma corvi und der Saugwurm Haplorchis vagabundi. Wie auch bei vielen anderen Corviden sind die Nestlinge anfällig für eine durch Babesia frugilegica ausgelöste Babesiose. Im Gefieder der Art gefundene Ektoparasiten umfassen die Kieferläuse Bruelia meinertzhageni und Philopterus vagabunda, deren Typwirt die Wanderbaumelster ist, sowie die Lausfliege Ornithophila metallica.

Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtpopulationsgröße des Wanderbaumelsters. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihre Zahl ist heute abnehmend.

Referenzen

1. Wanderbaumelster artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Wanderbaumelster
2. Wanderbaumelster auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22705836/130381668
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/683048

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