Der Goldschakal (Canis aureus) ist eine eng mit dem Wolf verwandte Art der Hunde. Er ist der einzige Schakal, der in Europa verbreitet ist. Bis 2015 wurde ein naher afrikanischer Verwandter, der in Ägypten und Libyen heimisch ist, als Unterart Canis aureus lupaster geführt, inzwischen wird er jedoch als eigene Art mit dem deutschen Namen Afrikanischer Goldwolf (Canis anthus) betrachtet.
Der Goldschakal ist zwischen 80 und 95 cm lang; seine Schwanzlänge beträgt 20 bis 30 cm und die Schulterhöhe etwa 35 bis 50 cm. Er wiegt ungefähr 8 bis 10 kg. Das Fell ist normalerweise goldgelb gefärbt, doch gibt es hier regionale Unterschiede. In den Bergen lebende Goldschakale haben ein eher graues Fell.
Als Habitat bevorzugt der Goldschakal offene Landschaften. Die Tiere bewohnen die Savanne ebenso wie Halbwüsten und felsige Gegenden, sie fehlen in dichten Wäldern. In manchen Gegenden scheuen sie auch die Nähe menschlicher Siedlungen nicht. Besonders häufig ist er im Nahen Osten, in Indien und in einigen weiteren Regionen Asiens.
Neben dem Wolf ist der Goldschakal der einzige Vertreter der Gattung Canis, der als Wildtier auf dem europäischen Kontinent lebt. Sein Kernverbreitungsgebiet in Europa ist der Balkan. Man findet Populationen im Norden Griechenlands, in Albanien, Rumänien, Bulgarien sowie in Serbien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina und Kroatien.
Der Goldschakal breitet sich momentan nach Norden und Westen aus. Er wird immer öfter in Gegenden gesichtet, in denen er zuvor nicht heimisch war, so beispielsweise seit dem späteren 20. Jahrhundert in der Gegend von Triest in Italien und in Ungarn, wo die Populationsgröße schnell zunahm. Ungarische Wildschützer gehen davon aus, dass mittlerweile (Stand Februar 2016) einige Hundert Goldschakale in den Wäldern um Budapest leben. In Österreich wurde er 1987 in der Steiermark erstmals gesichtet, der erste Nachwuchs wurde im Neusiedler-See-Gebiet 2007 nachgewiesen. Inzwischen ist der Goldschakal in Oberösterreich und in Nordostitalien (bis in das Val di Non und den Vinschgau) heimisch.
In Deutschland (ab 1998) und in der Schweiz (ab 2011) wurden Tiere ebenfalls gesichtet (Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Vorpommern, Sachsen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen; in den Kantonen Bern, Waadt, Freiburg, Graubünden, Schwyz Tessin und St. Gallen). Im Schwarzwald wurde 2021 erstmals die Fortpflanzung von Goldschakalen in Deutschland nachgewiesen. Sichtungen gab es auch in den Niederlanden. Die am weitesten nördlich liegenden Beobachtungsorte lagen 2015 in Estland und Dänemark. Im Juli 2019 wurde der Schakal zum ersten Mal auch in Finnland gesichtet.
Bis Januar 2021 wurden allein aus Deutschland 80 Einzelnachweise erbracht, davon 60 nicht älter als ein Jahr. Im Schwarzwald-Baar-Kreis wurde im Spätherbst 2021 erstmals in Deutschland eine Reproduktion des Goldschakals festgestellt. Die Familiengruppe mit einem Vater und mindestens zwei Welpen wurde per genetischer Untersuchung von Kotproben nachgewiesen, zudem nahm eine Wildkamera einen Welpen auf.
Frühere Meldungen aus dem Gebiet des Neusiedler Sees in Österreich, worin die Art als „Rohrwolf“ bezeichnet wurde, wurden mitunter als historischer Nachweis einer nördlichen autochthonen Population gewertet. Nach neueren Erkenntnissen erscheint aber ein historisches Vorkommen hier unwahrscheinlich und die alten Angaben beruhen vermutlich auf Fehlbestimmungen und Verwechslungen.
Der Bestand in Europa wird von der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) auf 97.000 bis 117.000 Tiere geschätzt.
Der Goldschakal jagt oft allein, gelegentlich als Paar, aber nur selten im Rudel. Typischerweise wird ein Gebiet in gemäßigtem Tempo durchstreift. Hat der Schakal ein Beutetier entdeckt, schleicht er sich geduckt an und versucht, die Beute in einem kurzen Sprint zu erreichen. Die Tiere leben einzelgängerisch oder in Paaren, wobei sich letzteren oft Jungtiere aus dem letzten Wurf anschließen, wodurch ein kleines Familienrudel entsteht. Sie leben ortsansässig und haben ein festes Revier, das je nach Nahrungsangebot zwischen einem und 20 km² groß ist und von allen Gruppenmitgliedern mit Urin markiert wird. Allerdings gibt es kaum Kämpfe zwischen fremden Tieren, da die meisten Auseinandersetzungen durch Drohgebärden beigelegt werden.
Schakale verständigen sich untereinander mit einer ganzen Reihe von Winsel-, Heul- und Belllauten.
Die Lebenserwartung beträgt in freier Wildbahn acht Jahre, in Gefangenschaft bis zu 14 Jahre.
Goldschakale haben ein typisch geselliges Jagdverhalten. Sie jagen als Paar oder im Trupp, und zwar meistens nachts. Bei Einzelangreifern scheitern 80 Prozent aller Erstangriffe; bei Paaren sinkt diese Quote auf 30 Prozent. Sie fressen kaum Aas, vielmehr erbeuten sie den größten Teil ihrer Nahrung dank ihres guten Gehörs und ihrer Schnelligkeit. Die Art, wie ein Schakal ein Opfer erbeutet, ähnelt der des heimischen Rotfuchses. Wie dieser stellt er seine Ohren auf, macht einen Katzenbuckel, hebt seinen Schwanz, macht einen Satz und landet mit den Vorderpfoten auf der Beute, die er mit einem kräftigen Biss oder durch Schütteln tötet. Große Beutetiere werden bis zur Erschöpfung gehetzt, bis sie niedergerissen werden können. Dazu verbeißt sich der Schakal in den Bauch seines Opfers.
Zur Nahrung des Goldschakals zählen Insekten, Nagetiere, Vögel, Amphibien und junge Gazellen. Wenn er sein Fressen nicht vollständig verzehren kann, schleppt er es unter Büsche oder vergräbt es für schlechtere Zeiten. In Europa hat das Angebot an Nahrung durch den Menschen (tierische Abfälle) große Bedeutung. Der Goldschakal wiederum hat einen hohen ökologischen Nutzen dadurch, dass er diese Abfälle beseitigt.
Goldschakale haben eine Art „feste Ehe“. Die Fortpflanzung findet im Oktober während der Trockenzeit statt. Nach einer 60 Tage langen Trächtigkeitsdauer sucht sich das Weibchen eine geeignete Höhle für ihren Nachwuchs und gebiert einen Wurf mit sechs bis neun Welpen. Diese sind von Geburt an behaart, allerdings in den ersten drei Tagen völlig blind.
Während der ersten drei Wochen werden sie ausschließlich von Muttermilch ernährt. In der darauffolgenden Regenzeit ist normalerweise genug Nahrung vorhanden, um die Jungen mit fester Nahrung zu versorgen. Die Elterntiere transportieren die Nahrung in ihren Mägen und würgen sie in der Höhle wieder hervor. Bis die Welpen von der Muttermilch entwöhnt sind, vergehen meistens noch fünf Wochen. Viele junge Schakale ertrinken infolge von Überschwemmungen der Höhlen während der Regenzeit.
Erst nach fünf bis sechs Monaten sind die Jungtiere nicht mehr auf ihre Eltern angewiesen. Allerdings bleiben manchmal ein oder zwei Junge bei ihren Eltern, um bei der Aufzucht des nächsten Wurfes zu helfen. Diese wechseln sich dann mit den Eltern beim Bewachen der Höhle und Heranschaffen der Nahrung ab. Voll geschlechtsreif werden Schakale erst nach 20 Monaten.
Eines der größten Probleme für ihre Population sind Krankheiten. Tollwut und Staupe zum Beispiel verursachen gelegentlich eine hohe Sterblichkeitsrate bei diesen Tieren. Andererseits werden sie als Prädatoren und Schädlinge im Viehbestand gejagt und verfolgt. Die größte Bedrohung ist jedoch die Veränderung der traditionellen Landnutzungspraktiken. Einige Teile ihres Lebensraums werden derzeit in Industriegebiete und landwirtschaftliche Flächen umgewandelt, was zu einer Verringerung der Deckung und zu Nahrungsknappheit führt.
Goldschakale sind weit verbreitet und kommen in großer Zahl in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet vor. Die Gesamtzahl ihrer Population ist derzeit unbekannt, nimmt aber zu. In Indien zum Beispiel wird der Bestand an Goldschakalen auf etwa 80.000 Individuen geschätzt. Auf der Roten Liste der IUCN wird die Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
Goldschakale sind wichtige Aasfresser in ihrem Verbreitungsgebiet. Sie verzehren Müll und Aas in der Umgebung von Dörfern und Städten. Außerdem kontrollieren sie die Anzahl der Beutepopulationen. So profitieren sie von der Landwirtschaft, da sie sich von Nagetieren und Hasentieren ernähren.