Kleiner Schwertwal

Kleiner Schwertwal

Kleine schwertwal, Unechter, Schwarzer schwertwal

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Teilordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Pseudorca crassidens
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
60 years
Höchstgeschwindigkeit
29
18
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
1.3-1.4
2866-3086.5
tlbs
t lbs 
Länge
5-6
16.4-19.7
mft
m ft 

Der Kleine Schwertwal (Pseudorca crassidens), auch bekannt als Unechter oder Schwarzer Schwertwal, ist eine Art der Delfine (Delphinidae) und der einzige rezente Vertreter der Gattung Pseudorca. Er ähnelt dem Orca in Form und Proportionen, ist aber einfarbig schwarz und mit einer Maximallänge von etwa sechs Metern deutlich kleiner. Kleine Schwertwale bilden Schulen von durchschnittlich zehn bis fünfzig Tieren, wobei sie sich auch mit anderen Delfinen vergesellschaften und sich meistens abseits der Küsten aufhalten. Sie sind in allen Ozeanen gemäßigter, subtropischer und tropischer Breiten beheimatet, sind jedoch vor allem in wärmeren Jahreszeiten auch bis in die gemäßigte bis subpolare Zone südlich der Südspitze Südamerikas, vor Nordeuropa und bis vor Kanada anzutreffen.

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Wie andere Delfine ist der Kleine Schwertwal ein aktiver Jäger und ernährt sich vor allem von größeren Fischen und Kopffüßern, kann jedoch vereinzelt auch kleinere Delfine oder auch Großwale attackieren. Im Vergleich zum Großen Schwertwal (Orcinus orca) sowie einigen anderen Delfinarten ist er nur wenig erforscht und Sichtungen sind vergleichsweise selten. Strandungen kommen vor, teilweise auch als Massenstrandungen mit mehreren Hundert Tieren, sind jedoch weniger häufig als bei den bekannteren Arten.

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Aussehen

Der Kleine Schwertwal ist, abseits vom Großen Schwertwal, eine der größten Arten innerhalb der Delfine. Die Männchen des Kleinen Schwertwals erreichen Körperlängen von bis zu 6,10 Metern und ein Maximalgewicht von 2200 Kilogramm, die Weibchen bleiben mit maximal 5,10 Metern und einem Gewicht von maximal 1200 Kilogramm deutlich kleiner. Die neugeborenen Jungtiere haben eine Länge von 1,5 bis 2,0 Metern und wiegen etwa 80 Kilogramm. Der Körper der Tiere ist auf der Rückenseite und den Flanken sowie am Bauch vollständig dunkelgrau bis schwarz gefärbt und auch die Rückenflossen, die Flipper und die Schwanzflosse (Fluke) entsprechen der Körperfärbung. Bei guten Lichtverhältnissen ist erkennbar, dass der Rücken von der Rückenflosse nach hinten umhangartig dunkler gefärbt ist als davor, die dunkelste Pigmentierung befindet sich dabei im Bereich des Ansatzes der Fluke. Zwischen den Brustflossen befindet sich häufig ein gräulicher bis fast weißer ankerförmiger Fleck, der bei manchen Individuen an der Kehle beginnen und in eine Linie auslaufen kann, die sich bis zum Genital zieht. In einigen Fällen besitzen die Tiere zusätzlich einen hellen grauen Fleck an den Kopfseiten. Die typische dunkle Färbung ist bereits bei den Jungtieren vorhanden und konnte auch vorgeburtlich bei einem etwa 70 Zentimeter langen Embryo nachgewiesen werden. Narben aus innerartlichen und externen Interaktionen bilden, anders als etwa bei dem nahe verwandten Rundkopfdelfin (Grampus griseus), neue Pigmente aus und werden damit erneut schwarz; der Körper kann jedoch lokal sternförmige Narben verheilter Bisse von Zigarrenhaien (Isistius) aufweisen.

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Der Körper der Wale ist relativ schlank und der Kopf im Verhältnis zur Gesamtlänge nur kurz. Die Stirnpartie (Melone) ist langgezogen und ein wenig vorgewölbt; einen abgesetzten Schnabel gibt es nicht. Bei den ausgewachsenen Männchen ist die Melone weiter vorgewölbt als bei den Weibchen und bei den jugendlichen Walen. Der Bereich um das Blasloch ist ein wenig eingewölbt. Etwa in der Mitte des Körpers befindet sich die sichelförmige Rückenflosse; die relativ kurzen Brustflossen (Flipper) setzen weit vorne am Körper an und haben eine arttypische Form mit vorderem S-förmigen Rand und einer spitz zulaufenden, abgerundeten Flossenspitze. Die Schwanzflosse (Fluke) ist ebenfalls kurz; die Einbuchtung in der Mitte ist nicht sehr ausgeprägt.

Der Schädel des Kleinen Schwertwals ist kräftig mit einer kurzen und breiten Schnauzenregion. Diese ist mindestens 1,5 Mal so lang wie breit und verbreitert sich mit dem Alter der Tiere. Die Gesamtlänge des Schädels eines ausgewachsenen Tieres beträgt etwas mehr als 50 Zentimeter. Der Wal hat sehr kräftige, konisch geformte und gebogene Zähne. Im Oberkiefer sitzen sieben bis elf, im Unterkiefer acht bis zwölf Zähne pro Kieferhälfte, wobei bei sehr vielen Tieren die Anzahl der Zähne im rechten Unter- und Oberkiefer nicht der im linken entspricht (bilaterale Asymmetrie). Die gleichförmige oder homodonte Bezahnung dieser Art, bei der es keine unterschiedlichen Zahntypen wie bei anderen Säugetieren gibt, ist typisch für die gesamte Unterordnung der Zahnwale und stellt eine Anpassung an ihre bevorzugte Nahrung aus schwierig zu fixierenden, stromlinienförmigen und glatten Beutetieren wie Fischen und Kopffüßern dar.

Vom Schädel des Großen Schwertwals lässt sich der des Kleinen Schwertwals durch die Proportionen der Knochen zueinander unterscheiden: Beim Großen Schwertwal entspricht die Breite des Zwischenkieferbeins (Prämaxillare) direkt vor den antorbitalen Kerben, also den Kerben vor den Augen, mehr als 50 % der Gesamtbreite des Gesichtsschädels, beim Kleinen Schwertwal weniger als 50 %. Zudem ist der Seitenrand der Zwischenkieferbeine in der Aufsicht bei letzterem stärker S-förmig geformt und im vorderen Bereich breiter. Die Paukenhöhlen erreichen eine Länge von 47,7 bis 50,5 Millimeter, sie besitzen einen atrophierten Kiel und sind nicht seitlich abgeflacht.

Die Wirbelsäule besteht aus 7 Halswirbeln, 9 bis 11 Brustwirbeln, 9 bis 13 Lendenwirbeln und 16 bis 26 Schwanzwirbeln, dabei liegt die Gesamtzahl der Wirbel bei 47 bis 52. Bei zahlreichen Tieren sind vor allem die ersten vier bis sieben Schwanzwirbel zudem in unterschiedlicher Anzahl miteinander verwachsen, wobei die Anzahl verwachsener Wirbel wahrscheinlich mit dem Alter steigt. Der Brustkorb besteht aus 9 bis 12, meist 10 Rippenpaaren, von denen 6 jeweils zwei Ursprünge haben (bicipital). Die Anzahl der Rippen pro Körperseite kann unterschiedlich sein. Vier Rippenpaare sind direkt mit dem Brustbein verwachsen, sechs weitere über Knorpel mit diesem verbunden. Das 11. und 12. Rippenpaar sind, wenn vorhanden, nicht mit dem Brustbein verbunden und entsprechend frei endend. Das Brustbein selbst besteht aus vier Teilen, die mit dem Alter zunehmend verwachsen. Die Anzahl der Fingerknochen der Flipper kann stark variieren, in der Regel haben die Tiere null bis einen Knochen am ersten, vier bis acht Knochen am zweiten, vier bis sechs Knochen am dritten, einen bis drei Knochen am vierten und null bis zwei Knochen am fünften Finger. Wie bei allen Walen sind die Finger über das umgebende Gewebe zu einer Flosse (Flipper) verbunden.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Der Kleine Schwertwal ist eine Hochseeart, die in den gemäßigten bis tropischen Bereichen aller Ozeane anzutreffen ist. Dabei sind Sichtungen abseits der Küsten relativ selten, und auch Strandungen kommen nur gelegentlich vor. Häufig beobachtet wurde der Wal im Atlantik vor der nordamerikanischen Küste und in der Karibik. Auch im Pazifik und im Indischen Ozean kommt er regelmäßig vor. Zum Verbreitungsgebiet gehören zudem einzelne abgegrenzte Meeresregionen wie das Mittelmeer, der Golf von Mexiko, der Golf von Kalifornien, das Rote Meer und das Arabische Meer sowie das Japanische Meer. Im Bereich tropischer Inseln, vor allem um Hawaii, kommen die Tiere auch küstennah vor. Wahrscheinlich führen die Tiere saisonale Wanderungen durch und kommen vor allem im Winter in flachere Gewässer in Küstennähe.

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Der Verbreitungsschwerpunkt liegt zwischen dem 40. nördlichen und dem 40. südlichen Breitengrad. Die Tiere wurden in Gewässerbereichen mit einer Temperatur zwischen 8 und 31 °Celsius nachgewiesen, wobei sie höhere Wassertemperaturen bevorzugen. Die bislang südlichste Verbreitung der Tiere ist durch eine Gruppe Kleiner Schwertwale aus der Region östlich des südlichsten Punktes des südamerikanischen Kontinents am Kap Hoorn, Chile belegt. Durch diese Sichtung wurde zudem nachgewiesen, dass die Tiere zumindest temporär in Kaltwassergebieten bis 8 °Celsius leben können. Durch eine Massenstrandung von 22 Kleinen Schwertwalen an der Ostküste der Falklandinseln im Jahr 2013 wurde die Art auch für diese Region erstmals nachgewiesen.

Die europäischen Nachweise der Art stammen meist aus Sichtungen einzelner Gruppen der Wale sowie aus Berichten über Strandungen. Sie wurden an den Küsten Großbritanniens, Spaniens, der Niederlande und der deutschen und dänischen Nordseeküste gemacht. Außerdem gibt es seltene Sichtungen in der Ostsee sowie im Mittelmeer, hier vor allem aus Südspanien und Italien. Die nördlichsten Nachweise in Nordamerika stammen aus Kanada, wo im Mai 1987 ein Individuum auf Denman Island, British Columbia, strandete.

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Kleiner Schwertwal Lebensraum-Karte
Kleiner Schwertwal Lebensraum-Karte
Kleiner Schwertwal

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Kleine Schwertwal ist eine Walart, die die tiefen Bereiche der Ozeane, also das Pelagial, als Lebensraum bevorzugt. Entsprechend sind diese Wale vor allem in der Hochsee zu beobachten, aber auch in der Nähe von Inseln und Küsten, die von tiefem Wasser umgeben sind. Aufgrund der küstenfernen Verbreitung und des Lebens im Hochseebereich ist die Lebensweise der Kleinen Schwertwale nur unzureichend erforscht. Die meisten Informationen über die Art stammen aus Untersuchungen gestrandeter Tiere, in Gefangenschaft lebender Tiere und aus Sichtungen vor allem in Küstennähe, etwa um Hawaii und andere Inseln.

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Die Tiere sind tagsüber und nachts aktiv, wobei sie wahrscheinlich ihre maximale Aktivität tagsüber haben. Die Wale leben in Schulen mit einer durchschnittlichen Größe von 5 bis 25 Individuen, wobei gelegentlich auch größere Gruppen von über 100 bis 400 Tieren beobachtet wurden. Die Gruppen schwimmen dabei teilweise weit auseinander mit Geschwindigkeiten von 5 bis 20 Kilometern pro Stunde, und eine Schule kann sich über eine Länge von bis 20 Kilometern hinziehen. Dabei springen die Tiere regelmäßig vollständig aus dem Wasser. Innerhalb der Schulen haben Kleine Schwertwale starke soziale Bindungen der Einzeltiere untereinander, wobei die Individuen teilweise jahrelang zusammenbleiben. Diese kleineren, stabileren Gruppen sind alters- und geschlechtsgemischt, und es scheint keine offensichtliche Geschlechts- oder Alterstrennung bei dieser Art zu geben. Größere Gruppen sind häufig Zusammenschlüsse mehrerer kleiner Schulen, die sich in der Regel nach einiger Zeit wieder voneinander trennen. Die bislang größte dokumentierte gestrandete Gruppe der Wale bestand aus 835 Individuen in Mar del Plata (Argentinien) im Jahr 1946.

Es kommt vor, dass sich die Schulen mit anderen Walen, hauptsächlich mit Schulen des Großen Tümmlers (Tursiops truncatus) und des Rauzahndelfins (Steno bredanensis) zusammenschließen und Jagdgemeinschaften bilden. Vor allem die Beziehungen zu den Tümmlern kann dabei über mehrere Jahre bestehen, wie bei Langzeitstudien um Neuseeland festgestellt wurde. Die Gruppen bestehen aus Tieren verschiedenen Alters, deren Sozialgefüge sehr ausgeprägt ist. In den Gebieten um Hawaii wurden langfristige Beziehungen innerhalb der Schulen von bis zu 15 Jahren nachgewiesen, Massenstrandungen dieser Tiere werden auf diese engen individuellen Bindungen zurückgeführt. Über das Tauchverhalten dieser Art ist wenig bekannt; ein markiertes Tier tauchte bis zu 12 Minuten lang und in Tiefen von über 230 Metern.

Zur innerartlichen Kommunikation sowie zur Sonarorientierung und zum Beutefang besitzt der Kleine Schwertwal ein vielfältiges Repertoire an Tönen. Dabei nutzen sie vor allem langgezogene Rufe in einer Frequenz von 28 kHz, die etwa 60 bis 75 Millisekunden andauern und ein wellenförmiges Frequenzbild ähnlich dem der Tümmler aufweisen. Hinzu kommen längere Klicksequenzen, einzelne oder doppelte Klicklaute mit einer Frequenz von etwa 100 kHz und kurze Pfiffe in einer Frequenz von etwa 8 kHz. Anhand von Unterwassersonagrammen wurde abgeschätzt, dass die Hörspanne der Tiere von 2 bis 115 kHz mit einem Höroptimum zwischen 32 und 70 kHz reicht.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Der Kleine Schwertwal ernährt sich wie andere Delfine vor allem von verschiedenen Fischen und Kopffüßern. Die Zusammensetzung der Nahrung kann regional aufgrund der verfügbaren Beutetiere sehr unterschiedlich sein. Es wird angenommen, dass die Tiere täglich etwa 4,7 bis 5 % ihres Gewichts an Nahrung zu sich nehmen, wobei die Kalkulation auf Tiere in Gefangenschaft bezogen ist. Die Jagd und Nahrungsaufnahme erfolgt unabhängig von der Tageszeit sowohl tagsüber wie nachts; auf der Basis von Magenanalysen gestrandeter Tiere wurde eine höhere Nahrungsmenge im Winter als in den anderen Jahreszeiten angegeben. Die Tiere jagen gemeinsam in Schulen und teilen die Beute untereinander auf.

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Zu den Beutetieren gehören unter anderem verschiedene pelagisch lebende Tintenfische und Kalmare wie Martialia hyadesi, Ilex argentinus, Berryteuthis magister, Gonatopsis borealis und Ommastrephes bartramii, des Weiteren verschiedene Fische wie Meereslachse (Oncorhynchus), Bonitos (Katsuwonus pelamis), Große Goldmakrelen (Coryphaena hippurus) und andere Makrelen, Mondbarsche (Mene maculata), Japanische Meerbarsche (Lateolabrax), Thunfische (Thunnus) und Fächerfische (Istiophorus platypterus). Einige der Beutetiere, vor allem die Thunfische und Fächerfische, sind dabei ziemlich groß, und besonders in der Region um Japan ist der Kleine Schwertwal dafür bekannt, Thunfische von den Fischfangleinen zu fressen. Auch in anderen Regionen, etwa um Hawaii und im Golf von Mexiko und im Indischen Ozean, sind Kleine Schwertwale eine von wenigen Arten der Zahnwale, die gelegentlich Fische sowohl von kommerziellen Fischern als auch von Freizeitfischern stehlen.

Zudem wurden Kleine Schwertwale dabei beobachtet, dass sie auch kleinere und junge Delfine attackieren und sich von diesen ernähren. Dieses Verhalten wurde bislang nur regional begrenzt im Bereich der Thunfischfangzonen im Pazifik beobachtet, in denen verletzte Delfine von den Fangleinen befreit und freigelassen wurden. Es wird daher nur vereinzelten Populationen mit einer bestimmten Anpassung an diese zusätzliche Nahrungsquelle zugeschrieben. In seltenen Fällen wurde auch beobachtet, dass Kleine Schwertwale in Schulen Buckelwale (Megaptera novaeangliae) und in der Region um die Galápagos-Inseln auch Pottwale (Physeter macrocephalus) attackierten.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Angaben und Daten über die Entwicklung der Tiere stammen fast ausschließlich aus Untersuchungen von gestrandeten Individuen und beziehen sich häufig auf Zahnuntersuchungen, um das Alter der gestrandeten Tiere anhand der Schmelzschichten festzustellen. Über das Alter der Geschlechtsreife und andere altersbezogene Daten gibt es entsprechend unterschiedliche Angaben. Bei beiden Geschlechtern wird angenommen, dass sie im Alter von 8 bis 14 Jahren geschlechtsreif werden, wobei vermutet wird, dass die Männchen erst später paarungsfähig werden. Für die Meeresgebiete vor Japan wird angenommen, dass die Weibchen die Geschlechtsreife mit einer Länge von 3,40 bis 3,80 Metern und somit in einem Alter von 8 bis 11 Jahren erreichen; bei den Männchen soll die Geschlechtsreife allerdings erst bei einer Länge von mehr als 4,20 Metern und einem Alter von etwa 18 Jahren eintreten. Demgegenüber gibt es Schätzungen, nach denen auch die Männchen bereits mit 8 bis 14 Jahren geschlechtsreif sein sollen. Im Gegensatz zu den Weibchen, bei denen die Geschlechtsreife mit der ersten Ovulation einhergeht, ist diese bei den Männchen allerdings nur schwer und indirekt feststellbar, etwa über die Größe und das Gewicht der Hoden.

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Der Eisprung der Weibchen findet wahrscheinlich einmal im Jahr statt, wobei er spontan stattfindet und keine feste Periodik aufweist. Dabei wird nur eine Eizelle pro Eisprung freigegeben. Die Paarungszeit ist entsprechend ganzjährig, regional kann es aber zu einer umweltbedingten Periodizität kommen. So finden in den Gewässern um Japan die meisten Paarungen im Dezember bis Januar statt. Die Anzahl trächtiger Weibchen innerhalb der Population beträgt nach Abschätzungen etwa 14,5 %. Das Kalbungsintervall, also der Abstand zwischen zwei Geburten einzelner Weibchen, wird mit etwa 7 Jahren angegeben, und das Kalben kann das ganze Jahr über erfolgen, mit einem Höhepunkt im Spätwinter. Mit dem Alter der Weibchen nimmt der Abstand zwischen den Kalbungen zu, und man nimmt an, dass Weibchen mit einem Alter über 45 Jahre keine Jungtiere mehr bekommen. Dies konnte unter anderem durch die Untersuchung der Ovarien gestrandeter Wale aus Japan und Südafrika bestätigt werden.

Die Dauer der Schwangerschaft beträgt etwa ein Jahr, und die Weibchen gebären immer nur ein Jungtier. Bei einer Dokumentation 1997 vor der Küste von Marokko konnte die Geburt eines Kleinen Schwertwals beobachtet werden. Diese fand in einer Gruppe von Schwertwalen statt, die sich einem Boot genähert hatte, und das Muttertier befand sich inmitten dieser Gruppe, als das Jungtier geboren wurde. Erkennbar wurde die Geburt anhand eines sich ausbreitenden Blutflecks und eines Stücks Plazenta, das abgetrieben wurde. Direkt nach der Geburt wurde das Neugeborene von den Walen der Gruppe gemeinsam über die Wasseroberfläche gehoben, um die Atmung zu ermöglichen. Danach wurde es wieder ins Wasser herabgelassen, um gemeinsam mit der Gruppe zu schwimmen.

Das Jungtier ist bei der Geburt etwa 1,50 bis 2,0 Meter lang. Die Stillzeit durch die Mutter beträgt danach wahrscheinlich etwa 18 bis 24 Monate. Die maximale Lebensdauer wird mit 57 Jahren für die männlichen Tiere und 62 Jahren für die weiblichen Tiere angenommen. Die Generationendauer beträgt schätzungsweise 25 Jahre.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Über Fressfeinde beim Kleinen Schwertwal liegen nur wenige Informationen vor, es wird jedoch angenommen, dass einzelne Tiere von großen Haien oder Walen wie dem Großen Schwertwal erbeutet werden. Angriffe von großen Haien sind dabei über typische Narben von Haibissen bei lebenden Individuen dokumentiert. Über einen Angriff einer Schule Großer Schwertwale auf eine gemischte Gruppe Kleiner Schwertwale und Tümmler bei Neuseeland wurde 2010 berichtet. Dabei wurden die Kleinen Schwertwale in der für Große Schwertwale typischen Weise von unten attackiert und aus dem Wasser geschleudert. Mindestens ein Kalb der Kleinen Schwertwale wurde bei dem Angriff getötet und gefressen. Der Zusammenschluss mit anderen Arten ist wahrscheinlich eine Strategie zur Räubervermeidung, wobei die verschiedenen Arten unterschiedlich auf potenzielle Angreifer reagieren.

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Zudem werden die Wale wie andere von Zigarrenhaien (Isistius) attackiert, die mit Hilfe ihres speziellen Gebisses in der Lage sind, Stücke aus der Haut der Wale zu reißen und zu fressen. Der Körper der Wale kann entsprechend lokal von frischen Wunden und sternförmigen Narben der verheilten Bisse übersät sein.

Parasiten sind durch Magen- und Darmuntersuchungen gestrandeter Tiere dokumentiert. So wurde etwa bei Strandungen in Brasilien eine hohe Befallsrate der Tiere mit Fadenwürmern der Arten Anisakis simplex, Anisakis typica, Stenurus glocicephalus und Stenurus auditivus sowie Kratzwürmern der Art Bolbosoma capitatum festgestellt. Dabei betrug die Dichte der Kratzwürmer bis zu 600 Individuen pro Meter Darmlänge. Zudem wurden nicht näher identifizierte Bandwürmer der Familie Tetrabothriidae festgestellt. Bolbosoma capitatum und Anisakis simplex wurden auch früher bereits bei Kleinen Schwertwalen sowie bei zahlreichen anderen Walen nachgewiesen, hinzu kommt die Dokumentation der Saugwürmer Nasitrema attenuata, Nasitrema globicephalae und Orthosplanchnus elongatus. Als Ektoparasiten konnten am Körper der Tiere Walläuse (Syncyamus pseudorcae, Isocyamus delphini), Seepocken wie Xenubalanus globicipitus und die zu den Entenmuscheln gehörenden Conchoderma auritum festgestellt werden.

Über Infektionskrankheiten liegen nur sporadische Informationen vor, so wurde bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren akute Lungenentzündung nachgewiesen.

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Populationszahl

Der Kleine Schwertwal ist ein Spitzenprädator und wird generell als eher selten angesehen, selbst in den Regionen mit den höchsten Bestandsdichten. Die Dichte ist in den niedrigeren Breitengraden im Bereich des Äquators generell höher; im Nordpazifik nimmt die Dichte nördlich von etwa 15° nördlicher Breite massiv ab. Für eine Reihe von Gebieten gibt es Bestandsschätzungen, die allerdings zum Teil recht veraltet sind, und die Schätzungen für größere Gebiete können mehr als eine Population umfassen. Das einzige Gebiet, zu dem sowohl aktuelle Bestandsschätzungen als auch eine gute Vorstellung von der Populationsstruktur vorliegen, betrifft die hawaiianischen Gewässer. Dort gibt es drei etablierte Populationen mit teilweise überlappenden Territorien. Die Hauptinselpopulation zählt zwischen 150 und 200 Individuen und nutzt ein Gebiet um die Hauptinseln Hawaiis, das bis zu 120 Kilometer von der Küste entfernt ist. Die Population der nordwestlichen Hawaii-Inseln zählt etwa 550 Individuen. Die pelagische Population lebt mindestens 1700 Kilometer von Hawaii entfernt und besteht innerhalb der Wirtschaftszone der Hawaii-Inseln aus etwa 1550 Individuen. Die Gesamtsumme der vorhandenen Abschätzungen für die weltweite Gesamtzahl der Tiere beträgt etwa 60.000 Tiere, wobei die beiden größten Schätzungen, die etwa 94 % der Gesamtzahl ausmachen, mehr als 25 Jahre alt sind. Für einen wesentlichen Teil des Verbreitungsgebietes der Art liegen keine Abundanzschätzungen vor, und daher ist die Gesamthäufigkeit wahrscheinlich viel höher als diese 60.000 Tiere. Aufgrund der geringen Dichte dieser Wale sind die Schätzungen allerdings nur ungenau, und es ist in den meisten Gebieten nicht möglich, Trends zu beurteilen.

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Die International Union for Conservation of Nature stuft den Kleinen Schwertwal als Art der Vorwarnliste (near threatened) ein, wobei vor der aktuellen Datenlage eine Einordnung nahe der Gefährdungsstufe vulnerable angegeben wird. Als Hauptbedrohungen für die Bestände werden die unbeabsichtigte Tötung als Beifang in der Fischerei und, in einigen Gebieten, die gezielte Jagd oder Tötung der Tiere angesehen. Aufgrund der vergleichsweise langen Generationendauer von etwa 25 Jahren und der damit zusammenhängenden langsamen Populationsentwicklung können bereits vergleichsweise niedrige Tötungsraten beim Kleinen Schwertwal zu einer negativen Bestandsentwicklung führen. Der Kleine Schwertwal fällt wie alle Kleinwale nicht unter die Schutzbestimmungen der Internationalen Walfangkommission (IWC), im Washingtoner Artenschutzübereinkommen ist er im CITES Anhang II gelistet. Die hawaiianische Population wird im U.S. Endangered Species Act als bedroht (endangered) eingeordnet.

Neben der direkten Fischerei und der Tötung der Tiere als Fischereikonkurrenten gibt es weitere Bedrohungen der Tiere durch Umweltbelastungen und Umweltverschmutzungen. Der Kleine Schwertwal gehört zu den Arten, bei denen die Aufnahme von weggeworfenem Plastik festgestellt wurde. In Geweben, die von gestrandeten Tieren gesammelt wurden, ließen sich teilweise hohe Gift- und Schwermetallmengen dokumentieren. Bei gestrandeten Tieren in Südamerika wurden sehr hohe Silberkonzentrationen in den Organen der Wale registriert und in einer anderen Untersuchung bei gestrandeten Walen in Chile fand sich eine sehr hohe Konzentration von Selen und Quecksilber in Gewebeproben. In hawaiianischen Gewässern wiesen bei einer Untersuchung 84 % der beprobten Wale Polychlorierte Biphenyle (PCB) in Konzentrationen auf, die die vorgeschlagenen Gesundheitsschwellenwerte deutlich übersteigen, was darauf hindeutet, dass eine Immunsuppression oder Auswirkungen auf die Fortpflanzung in den betroffenen Populationen vorliegen könnten. Auch Dichlordiphenyldichlorethen, ein Abbauprodukt des Pflanzenschutzmittels Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), konnte teilweise in hoher Konzentration nachgewiesen werden.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Aufgrund der furchterregend aussehenden und konisch geformten Zähne erhielt dieses Tier den wissenschaftlichen Namen 'crassidens', was so viel wie 'Dickzahn' bedeutet.
  • Dieses sehr soziale Tier ist dafür bekannt, dass es seine Nahrung teilt und sowohl mit Artgenossen als auch mit Menschen dauerhafte Beziehungen eingeht.
  • Bei der Jagd bewegen sie sich sehr schnell und fangen manchmal Fische, während sie ganz aus dem Wasser springen.
  • Die Weibchen dieser Spezies füttern oft ihren Nachwuchs, indem sie einen Fisch im Maul halten, während das Kalb die Beute frisst.
  • Es sind einzelne Fälle bekannt, in denen sich ein Kleiner Schwertwal und ein Großer Tümmler gepaart haben und ein hybrider Nachwuchs entstanden ist, der als "Delphin" bezeichnet wird.
  • Ein Kleiner Schwertwal frisst pro Tag bis zu 5 % seines Körpergewichts.

Coloring Pages

Referenzen

1. Kleiner Schwertwal artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Schwertwal
2. Kleiner Schwertwal auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/18596/0

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